Reihe: Die Auserwählten, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der 16-jährige Thomas kommt in einem Aufzug zu sich und ist eine der Handlungsfiguren, die sich in einem Labyrinth wiederfinden und sich an nichts erinnern können. Was war vorher, wer ist er, was soll er hier? Ein seltsamer Ort ist die Lichtung schon. Schnell stellt sich der Ort als Mittelpunkt eines riesigen, ihn umgebenden Labyrinths dar. Thomas ist hier nicht der Einzige. Gemeinsam mit etwa fünfzig anderen Jungen, denen es genauso geht wie ihm, sucht er einen Weg in die Freiheit. Der einzige Weg führt durch das Labyrinth, dessen gewaltige Mauern sich in beängstigender Weise Nacht für Nacht verschieben und in dem mörderische Kreaturen lauern. „Gibt es wirklich einen Weg hinaus?“, ist die Frage, die sich die Jungen Tag für Tag stellen? Andere Jungen sind schon sehr lange hier gefangen und fanden noch keinen Ausweg. Höchstens den Tod, der ist jedoch als Ausweg nicht hinnehmbar. Eine Gruppe, Runner genannt, macht sich jeden Tag auf, einen Ausweg und das Rätsel des Labyrinths zu erforschen. Die Aufgabe, als Runner zu arbeiten, ist alles andere als ein harmloser Job, denn in den Gängen lauern viele Fallen und Gefahren. Ist das Ganze eine Prüfung - und, wenn ja, von wem? Wer hat sich dieses grauenvolle Szenario ausgedacht und warum hat Thomas das seltsame Gefühl, bereits einmal mit diesem Labyrinth in Kontakt gekommen zu sein?
Wie immer finde ich es unpassend, auf deutschen Büchern etwas Englisches zu finden und zu lesen. In diesem Fall gilt mein Augenmerk dem denglischen Aufkleber: Mit (Deutsch) augmented reality game! (Englisch). Ziel ist es offenbar, das Buch mit der Rückseite vor eine Web-Kamera zu halten und auf der Internetseite des Verlages ein Spiel zu spielen.
Mit Die Auserwählten - Im Labyrinth legt James Dashner den ersten Teil einer beängstigenden Trilogie vor, die zur dystopischen Zukunfts-Literatur zählt, wie sie Richard Laymon, Suzanne Collins, Karin Boye, Iwan Jefremov in düsteren Zukunftsszenarien schilder(te)n.
Der Leser wird direkt in eine unwirkliche Lage gebracht - genau wie der Handlungsträger Thomas. Beide sind völlig verwirrt und haben erst mal keine Ahnung. Geschickt bindet der Autor den Leser an Thomas, indem er ihn nicht nur an einen ihm unbekannten Ort schickt, sondern gleich unbekannten Jungs seiner Altersklasse gegenüberstellt. Die Neuschöpfung von Wörtern, deren Begrifflichkeit sich erst nach und nach erschließt, tut ihr Übriges.
Als Leser will man schnell mehr über diesen seltsamen Ort erfahren, um schnellstmöglich zu verschwinden. Dies scheint nicht sehr einfach zu werden, sind doch vereinzelte Jungs bereits seit Jahren hier. Leider breitet sich schnell Langeweile aus, weil sich das Thema etwas in die Länge zieht und immer neue Gefahren - aber nach gleichem Schema - überstanden werden müssen. Das ändert sich erst, als sich Thomas an Vergangenes erinnert.
Die Grundidee ist durchaus ähnlich der von Jules Vernes Zwei Jahre Ferien, wo man sich alles von Grund auf selbst beibringen muss, damit man auf der Insel - bzw. in diesem Fall dem Labyrinth - überlebt. Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch gut. Inhalt und Logik sind der Lage angepasst, die Atmosphäre stimmt. Damit sind die wichtigsten Punkte eines Romans für mich abgehakt. Die Beschreibungen sind für mich ausführlich genug.