Reihe: Guy Ritchie’s Gamekeeper 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Brock und sein alter Freund Jonah Morgan haben ihre tschetschenische Vergangenheit hinter sich gelassen und in den schottischen Highlands eine neue Heimat gefunden. Während Brock im Wildhüterdasein seine Bestimmung sieht, züchten der alte Mann und seine Ehefrau Pferde und bieten heimatlosen Jugendlichen ein Dach über dem Kopf.
Doch eines Tages werden die beiden Männer von der Vergangenheit eingeholt: Der Junge Seth, den Brock im Wald findet, erweist sich als Verräter und lotst eine Einheit von Söldnern auf das Anwesen, die den Auftrag haben, die geheimen Aufzeichnungen Morgans zu stehlen. Als der Alte während des Überfalls getötet wird, erledigt Brock einen Killer nach dem anderen und verspricht Morgans Gattin, die Auftraggeber zur Rechenschaft zu ziehen.
Seine Suche nach den Verantwortlichen führt ihn aus den Highlands zunächst nach Amsterdam, wo er nach einem kurzen Zivilisationsschock beginnt, sich in der Hierarchie der Hintermänner nach oben zu metzeln. Schließlich erfährt er den Namen des Mannes, der für Morgans Tod verantwortlich zeichnet, eines Mannes, der auch Brocks eigenen Sohn auf dem Gewissen hat: Colonel Sadic!
So schließt sich der Kreis aus Gewalt und Tod.
Fraglos ist die Gamekeeper-Story keinen ersten - geschweige denn einen zweiten - Blick wert, auch wenn der Autor mit am Rande vorgetragener Kritik an Russlands Vorgehen und Motiven im Tschetschenien-Konflikt (vergeblich) versucht, ihr eine gewisse 'Seriosität' zu verleihen. Der von ausnahmslos stereotypen Charakteren getragene Mix aus Action, Rache, Selbstjustiz und Gewalt ist so trivial tumb, dass es fast schon körperliche Schmerzen bereitet, sich damit auseinanderzusetzen. Doch die Schmerzen nimmt man gerne in Kauf, denn wie der Norddeutsche zu sagen pflegt: "In de gröttste Noot smeckt de Wust ok ohn Broot."
So einfältig die Story, so extraordinär das Artwork Singhs: Seitenbreite, horizontal untereinander angeordnete Panels bestimmen die formale Gliederung. Dadurch, dass der Blick des Lesers faktisch in eine einzige Richtung gezwungen wird - von oben nach unten bzw. entsprechend der chronologischen Abfolge von der Vergangenheit in die Gegenwart in die Zukunft -, entsteht der visuelle Eindruck von Bewegung und Dynamik. Es ist fast so, als würde man einen Film und keinen Comic betrachten. Unterbrochen wird der 'grafische Fluss' der Handlung lediglich durch Rückblenden, die auf Grund ihrer Schwarzweiß-Koloration allerdings sofort als solche erkennbar sind.
Die Farbgebung der Gegenwarts-Szenen wird von kühlen Tönen dominiert, wobei die einzelnen Seiten oft einen durchaus monochromen Charakter aufweisen, welcher durch verhalten gesetzte Farbakzente durchbrochen wird. Die Zeichnungen selbst sind klar und mit feinem Strich ausgeführt, so dass alles in Allem das Artwork eine aufregend coole Eleganz ausstrahlt.
Bei der Aufmachung des Tradepaperbacks folgt Panini einmal mehr einem eher minimalistischen Ansatz. Rein technisch - Druck- und Papierqualität, Leimung - ist Gamekeeper zwar in Ordnung, aber dass als einziger Bonus eine Galerie der im Großen und Ganzen eher schwachen US-Original-Cover spendiert wird, ist zumindest für mich, der ich Textbeiträge und Hintergrundinformationen gerade auch in Comics liebe, unbefriedigend.
Fazit: Das saucoole Artwork macht die äußerst simple Action-Story und ihre fragwürdige Botschaft mehr als wett. Also: beim Lesen den Denkapparat auf Sparflamme laufen lassen und einfach die Bilder genießen.