Serie: Conan, Band 9 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Conan erblickt das Licht der Welt auf einem Schlachtfeld, einen Monat zu früh geboren und doch größer als gewöhnliche Babys.
Das harte Leben in Cimmeria prägt seine Jugend: Die gleichaltrigen Freunde akzeptieren schon früh seinen Führungsanspruch. Als er den missgünstigen, gewalttätigen Sohn des Gerbers, Donal, schwer verletzt, gehen die anderen Kinder jedoch auf Distanz zu ihm.
Zwar nimmt Conan noch am Dorfleben regen Anteil, aber echte Abenteuer erfährt der Junge nunmehr nur noch aus den Erzählungen seines Großvaters, der in seiner Jugend an Raubzügen teilgenommen und viele Schlachten miterlebt haben will. Daher zieht es den kleinen Conan in die Gesellschaft der Erwachsenen, der Jäger und Krieger, in deren Kreis der Dreikäsehoch nach einem blutigen Beweis seines Mutes aufgenommen wird.
In der folgenden Zeit übt sich der Heranwachsende im Schwertkampf und im Jagen, wobei er eines Tages im Wald ein junges Mädchen, Arianne, beobachtet, das sich auf der Flucht vor den Schergen des aquilonischen Herrschers Villerius zusammen mit ihrem Vater, dem Magier Alcibiades, in den tiefen Wäldern verbirgt.
Die Jahre gehen ins Land, Conan und Arianne werden schließlich ein Paar, doch Friede ist ihnen nicht beschert, denn eines Tages rücken aquilonische Truppen in Cimmeria ein, um den Einheimischen das Land streitig zu machen. Allein die schiere Überzahl der Fremden macht einen dauerhaften Widerstand zu einer vergeblichen Sache, sodass die Cimmerier beschließen, in einer letzten großen Schlacht alle Aquilonier endgültig zu vertreiben oder unterzugehen.
Das vorliegende Tradepaperback enthält sechs Comics, deren Zweck es innerhalb der Serie war, Cary Nord die Bürde des Hauptzeichners zu erleichtern. Obgleich zwischen den einzelnen Heften jeweils mehrere Monate lagen, so geben sie dennoch - eingebunden in die Rahmenhandlung der Geschichte eines Prinzen und seines Beraters, die schon im ersten TPB eine maßgebliche Rolle spielte - eine in sich geschlossene, zusammenhängende Geschichte wider.
Busiek beleuchtet die unbekannten Jugendjahre des Barbaren, die auf dem Schlachtfeld beginnen und die mit dem Verlassen seines Dorfes enden. Abgesehen von den besonderen Umständen seiner Geburt erscheint Conan als normales Kind einer archaischen Zivilisation, das sich mit eifersüchtigen Spielgefährten rumschlagen muss, seine erste Liebe erfährt, den Tod des Großvaters miterlebt und schließlich in den Krieg zieht. Und genau darin liegt eine Schwäche der Story: Abgesehen von der körperlich schweren Arbeit in der väterlichen Schmiede macht nichts deutlich, was diesen Menschen schon im zarten Knabenalter zu jenem todesverachtenden Kämpfer macht, dessen Name später mit Ehrfurcht ausgesprochen werden wird. Hat ein düsterer Gott die Hand im Spiel, ist es das Stigma seiner Geburt, das ihn zwingt, obskuren Erwartungen der Erwachsenen gerecht zu werden oder sich den Anfeindungen von Gleichaltrigen zu stellen?
So unoriginell Busieks Geschichte in ihren Details unterm Strich auch sein mag, so zeichnet sie dennoch eine in sich kohärente Entwicklung nach, gliedert sich damit trotz aller Vorhersehbarkeit schlüssig in das Conan-Universum ein und wäre wohl auch von Howard nicht sehr viel anders erzählt worden.
Greg Ruth dürfte den deutschen Comic-Fans in erster Linie als Artist von "Freaks of the Heartland" (bei Cross Cult erschienen) ein Begriff sein, auch wenn sein Oeuvre deutlich mehr als nur Werke der neunten Kunst umfasst.
In "Auf dem Schlachtfeld geboren" gelingt es ihm einmal mehr, den Schmutz, die Härte und Archaik des Hintergrundes, die urtümliche Kraft und das Leiden der Protagonisten in beeindruckend dynamischen, geradezu wilden Bildern einzufangen. Das Bemerkenswerte an Ruth' rauem, naturalistischem Stil ist, dass Linie und Farbe absolut gleichrangig nebeneinander stehen, d.h. die Koloration dient nicht bloß dazu, Zeichnungen einzufärben oder Atmosphäre zu generieren, sie zeigt denselben dynamischen Verlauf wie die Strichführungen.
Die Palette an Tönen, der sich der Künstler bedient, ist sehr reduziert und besteht ausschließlich aus natürlich wirkenden, erdigen und trüben Farben, die zuweilen einen - und auch das ist für Ruth signifikant - fast schon monochromen Eindruck vermitteln.
Fazit: Die schnörkellose, harte Geschichte über Conans Jugendjahre und vor allem die grandiosen Bilder voller archaischer Kraft machen dieses Tradepaperback zum einem Höhepunkt der Serie.