Reihe: Wurdack SF, Band 16 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Frank W. Haubold - Die Audienz
Leonard de Castillo erhält eine Audienz bei der weisen, uralten Rasse der Tanuat, aber diese bieten ihm ganze Armeeeinheiten und auch Weisheiten an. Eine gut erzählte Geschichte, die zum Ende hin aber nicht überzeugen konnte.
Bruna Phlox - Hör auf die Wahrsagerin, Nishka
Die Geschichte über das vollkommene Versinken in virtuellen Welten erzählt von der Einsamkeit in der großen Vielfalt. Eine gut erzählte Geschichte, die inhaltlich leider wenig Neues bietet.
Bernhard Schneider - Sarah
Um seine Tochter zu retten, ist ein Vater bereit, zum Äußersten zu gehen und seine Existenz aufs Spiel zu setzen. Wieder eine gut erzählte Geschichte im klassischen Stil einer SF-Story, inklusive einer (nicht ganz so) überraschenden Wendung am Ende. Das Ganze hatte einen Hauch von Golden Age SF.
Regina Schleheck – Ein Schiff wird kommen
Juliet, eine interstellare Agentin, heuert auf einem Kreuzfahrtraumschiff an und muss sich mit kollektiven Déjà-vus und Zeitsprüngen herumschlagen. Eine originell erzählte Geschichte, die möglicherweise besser in Novellen- oder Romanform hätte erzählt werden müssen.
Christian Weis – Ausgespielt
Ben Kozaks Auftrag, den Sohn eines chinesischen Geschäftsmannes in den Spielhöllen von Luna City aufzuspüren, stellt sich als schwieriger heraus als zunächst gedacht, denn der missratene Sohn betrügt beim Glückspiel, was eigentlich unmöglich sein sollte. Eine gute Geschichte mit einem durchgehenden, gelungenen Handlungsfaden und einem durchaus überzeugenden Ende.
Nadine Boos – Finja-Danielas Totenwache
Während die Verwandtschaft sich um Finja-Danielas Totenbett versammelt, ahnt keiner, dass im Kreise der Trauernden ein Klon steht, in den gerade das Bewusstsein der Sterbenden übertragen wird. Diese Erfahrung gibt ganz neue Sichtweisen auf Leben und Tod. Dies ist das erste Highlight der Sammlung. Eine großartige Geschichte mit Tiefgang.
Christian Günther – Der geborgte Himmel
Dies ist eine traurige Mär um eine problematische Besiedelung des Mars mit einem, für meinen Geschmack, zu sehr aufgesetzten Ende. Aber Christian Günther erzählt in gutem Stil und fesselnd.
Karla Schmidt – Lebenslichter
Die Geschichte um Mara, die in einer Welt lebt, in der der erreichte Wohlstand mehr und mehr verloren geht, wartet mit vielen guten Ideen und einem sehr guten Stil auf. Obwohl die Geschichte mit Gedanken gefüllt ist, wirkt der Text nicht überladen und präsentiert sich als gelungene Erzählung. Der zweite Höhepunkt der Sammlung.
Armin Rößler – Phönix
Im Dienst seiner Firma löscht Hal Johnssen Brände auf einer Welt, die ein ewiger Brandherd ist. Natürlich bestimmt die Firma, wo gelöscht wird und wo nicht, doch der Kontakt zu Einheimischen bewirkt ein Umdenken. Eine stimmungsvolle Geschichte über ein Thema, das in vielen Varianten bereits erzählt wurde.
Arnold H. Bucher – Der Erste Roboter
Nach dem Regierungswechsel soll der Beraterroboter des Präsidenten gelöscht werden, doch die eigenwillige Maschine ist der Meinung, dass das gespeicherte Wissen für den neuen Präsidenten unverzichtbar ist. Es kommen bei der Geschichte Erinnerungen an Isaac Asimov auf, aber den Vergleich zum Altmeister muss Bucher nicht scheuen.
Andreas Flögel – Lod, Lad, Chine
Alles deutet darauf hin, dass ein Sex-Roboter einen Mord begangen hat, doch jemand hat alle Beweise vernichtet. Eine gelungene Idee, die vielleicht besser als längere Erzählung umgesetzt worden wäre.
Kai Riedemann – Ich töte dich nach meinem Tod
Noch eine Krimigeschichte. Ein Mann wurde getötet, der auf virtueller Ebene unzählige Morde begangen hatte. Doch hat er tatsächlich jemanden getötet und gibt es eine Spur zu dem Mörder? Dies ist eine sehr gelungene Kurzgeschichte, die funktioniert, bis hin zu Schluss. Das dritte Highlight der Sammlung.
Heidrun Jänchen – Kamele, Kuckucksuhren und Bienen
Fremde Welten, fremde Sitten: Forscher werden plötzlich selbst zu Studienzwecken und zu ihrer eigenen Überraschung in die Fortpflanzung eingebunden. Eine klassische SF-Geschichte im positiven Sinne mit einigen sehr witzigen Ideen.
Jakob Schmidt – Auslese
Die fast philosophische Geschichte über die Fleischengel, die Krebskranke mitnehmen, ist sowohl vom Inhalt als auch von der Sprache her sehr interessant und überzeugt. Der Autor macht nicht den Fehler, zu viel erklären zu wollen, sondern konzentriert sich ganz auf den roten Faden der Erzählung. Eine gelungene Geschichte.
Andrea Tillmanns – Hitze
Die Geschichte um den nahenden Kollaps der Gesellschaft und die beginnende Anarchie ist gut erzählt, aber inhaltlich wird nicht viel Neues geboten. Letzten Endes sind das auch Themen, die man in Filmen wie Mad Max schon oft aufgegriffen hat.
Karsten Kruschel – Ende der Jagdsaison auf Orange
Diese Geschichte aus der Feder von Karsten Kruschel erinnert an die Vilm-Geschichten, auch wenn diese Erzählung nichts damit zu tun hat. Ein Mann und sein Pflegesohn durchforsten illegal eine fremde Welt nach neuen Lebensmustern, die sie auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen. Der auf dieser Welt ansässigen Firma sind diese Glückritter schon lange ein Dorn im Auge, und so beschließt man härtere Maßnahmen. Gut erzählt und durchaus stimmungsvoll.
Der letzten beiden Kurzgeschichtenbände des Wurdack Verlags boten sehr gute Unterhaltung, und so waren die Erwartungen wieder sehr hoch. Ganz sind sie nicht erfüllt worden, denn es waren doch einige schwächere Geschichten dabei (mehr als in den Anthologien zuvor). Auf der anderen Seite gab es drei (aus meiner Sicht) preiswürdige Erzählungen ("Finja-Danielas Totenwache", "Lebenslichter" und "Ich töte dich nach meinem Tod") und eine erfreulich große Zahl an guten Geschichten. Insgesamt wurde also wieder eine gelungene Mischung geboten.
7 von 10 Punkten