Serie / Zyklus: Atlan - Obsidian Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
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Der erste Band des dritten Atlan Minizyklus schließt an den vorherigen Centauri-Zyklus an. Die größten Geheimnisse um den Kugelsternhaufen Omega Centauri sind gelöst, so dass es keine direkte Fortsetzung ist. Und während das Mutterschiff Atlantis zurück nach Arkon fliegt, bleibt das Beiboot Tosoma in Omega-Centauri. Atlan und andere Besatzungsmitglieder erforschen die Stahlwelt, die als Schaltstation für einen gigantischen Sonnentransmitter dient. Und noch immer trauert Atlan um die Arkonidin Li da Zoltral, die umgekommen ist (siehe Atlan Centauri-Zyklus Band 12: Finale am Sonnentransmitter).
Der Roman setzt gleich mit dem Erscheinen eines quaderförmigen Schiffes ein, das im System materialisiert (Abmessungen: sechs Kilometer lang, zwei Kilometer breit, einen Kilometer hoch). Atlan identifiziert es als die sog. Vergessene Plattform bzw. Vergessene Positronik. Er war schon einmal auf dieser Plattform, die von Lemurern erschaffen und später von Varganen benutzt wurde. Vermutlich wurde die Vergessene Positronik durch Ausstrahlungen der Bewusstseinstransferanlage angezogen (siehe Atlan Centauri-Zyklus Band 12: Finale am Sonnentransmitter). Atlan und seine drei Begleiter versuchen schnell von der Stahlwelt auf die Tosoma zu gelangen. Die Transmittersignale werden jedoch von der Plattform abgefangen, so dass sich der terranische Archivar Jorge Javales, der Raumsoldat Massarem, Velozda Metztat und Atlan an Bord dieses legendenumwobenen Schiffes wiederfinden.
Doch Atlan erkennt keine wichtigen Einzelheiten von seinem letzten Besuch auf der Plattform wieder. Die vier werden von spinnenähnlichen Robotern angegriffen und entdecken, dass die unterschiedlichsten Lebewesen, die an Bord leben, von den Spinnenrobotern beherrscht werden, denn einzelne Teile oder kleinere Spinnen haben sich an diesen festgesetzt. Bei ihren Widerstandsversuchen kommen Massarem und da Metztat um. Unterdessen versucht die Besatzung der Tosoma erfolglos ihre verschollenen Gefährten zu befreien, denn sie vermuten diese auf der Vergessenen Positronik.
Da greift die Stahlwelt ein und aktiviert den Sonnentransmitter. Die Vergessene Positronik und die Tosoma werden an einen fremden Ort abgestrahlt. Das Ziel entpuppt sich als ein Sonnensystem, dessen Stern von fünf identischen Planeten auf gleicher Umlaufbahn umgeben ist. Das ganze System wird umhüllt von einer Dunkelwolke aus Obsidian, amorphem vulkanischen Gesteinsglas. Einer der Planeten wird von einem 1126 Kilometer durchmessenden kristallenen Mond umkreist, der damit genauso groß ist wie die Sporenschiffe der sieben Mächtigen gehabt. Atlan und Jorge Javales können sich vor den Robotern gerade noch in Sicherheit bringen, indem sie ein ihnen unbekanntes Transportsystem benutzen. Ihre Flucht ins Ungewisse scheint der bessere Weg zu sein als von den Robotern getötet oder versklavt zu werden.
Die Tosoma-Besatzung misst die dabei entstandenen Energieausbrüche an und mutmaßen, dass sich Atlan jetzt auf einem der Planeten befinden muss. Die Tosoma muss auf einem anderen der fünf Planeten notlanden, weil sie durch den ungewollten Transitionsvorgang ins Obsidian-System weitgehend außer Gefecht gesetzt wird. In nächster Zeit kann man also Atlan und Javales nicht zur Hilfe eilen. Die Vergessene Positronik sitzt auch erst einmal auf unbestimmte Zeit fest, weil der künstliche Obsidian-Wall sie am Fortgehen hindert.
Kritik: Rätsel über Rätsel werden dem Leser geboten. Ein geheimnisvolles Schiff erscheint und Atlan entdeckt, dass in ihm gänzlich andere Bedingungen herrschen als er von einem früheren Besuch kennt. Die Spinnenroboter scheinen organische Lebewesen zu benutzen. Wofür ist unklar.
Am Ende findet man sich in einem künstlichen Sonnensystem wieder. Mit einem Durchmesser von zwanzig Lichtminuten ist es unwesentlich größer als die Entfernung der Erde zur Sonne. Der Autor Hubert Haensel hält sich nicht lange mit Erklärungen der Hintergründe auf, sondern steigt gleich in die Handlung ein. Es ist schwer zu sagen, ob das Geschilderte wichtig oder nur platzfüllend ist. Erst in den späteren Heften wird sich das zeigen. Angebracht wäre es jedoch gewesen, wenn die Entführung in das Obsidian-System bereits früher stattgefunden hätte. Das geschieht nämlich erst auf den letzten Seiten, während die Flucht vor den Robotern viel Platz einnimmt. So ist der Titel irreführend, weil der Kristallmond praktisch keine Rolle spielt.
Trotz der durchgängig guten Schreibweise fehlt ein Moment des Staunens über das, was der Autor einem zeigt. Das künstlich angelegte Sternensystem scheint einfach nicht besonders zu sein.
Im Roman gerät man von einer brenzligen Situation in die andere, ohne wesentliche Erkenntnisse für Schlussfolgerungen zu haben. Der Autor schafft es aber bis zum Ende Spannung zu erzeugen und sich nicht in Wiederholungen, beispielsweise bei den Kämpfen gegen die Spinnenroboter, zu verlieren.
Ein Manko dabei ist, dass die einzelnen Charaktere nicht näher vorgestellt werden. Beim Lesen ist es praktisch nicht von Bedeutung welchen Namen sie tragen. Nur Atlan sticht mit seiner Ich-Erzählweise und dem Extrasinn hervor.
Einerseits ist das vorgestellte Szenario recht interessant, andererseits fehlt einfach der Anreiz zu erfahren was mit den einzelnen Personen geschieht, wenn sie bis auf Atlan austauschbar erscheinen.
In ihrer Presseankündigung schrieb die Perry Rhodan Redaktion: "Der "Obsidian"-Zyklus zielt mit seinen zwölf Bänden bewusst auch auf jene Leser, die sich bisher von den umfangreichen Zusammenhängen der Perry Rhodan-Serie abschrecken ließen. "Die zwölf Romane geben einen Einblick in das so genannte Perryversum, ohne dass man Vorkenntnisse benötigt", erläutert Cornelia Schulze, Verlagsleiterin im Pabel-Moewig Verlag, Rastatt, das Konzept. Und wer sich vom Erfolgsgeheimnis der größten SF-Serie der Welt bereits hat anstecken lassen, bekommt mit ATLAN zusätzlichen Lesespaß."
Tatsächlich ist nicht viel Vorwissen erforderlich, weil die Handlung rasant fortschreitet. Empfehlenswert wäre es aber gewesen bei einigen Techniken oder Personen kurze Informationen oder Merkmale einfließen zu lassen. Ein Beispiel ist die Stahlwelt, die hier anfangs eine nennenswerte Bedeutung hat. Wer den letzten Zyklus nicht kennt, wird sich fragen, warum sie überhaupt untersucht wird. Kurz abgehakt werden auch Atlans alte Erlebnisse mit der Vergessenen Positronik.
Am Ende des Romans wäre somit ein Glossar durchaus angebracht gewesen. Und letztlich fragt man sich, wer diese Li da Zoltral ist, der Atlan nachtrauert. Zumal Uwe Anton im angehängtem Interview verrät, dass Li nicht tot und in diesem Zyklus wieder mit von der Partie ist, was anhand des Romans allenfalls nur zu vermuten ist.
Abschließend lässt sich sagen dass der erste Band des Obsidian-Zyklus vielversprechend ist. Der Einstieg fällt etwas schwer aufgrund der unbekannten Namen und Begriffe. Doch man findet sich sehr schnell in den Roman ein, der kurzweiliges Lesevergnügen bietet. Auf eine lange Einführung wird verzichtet und das schnelle Eintauchen in die Handlung ist gerade bei einem zwölfbändigen Zyklus sehr sinnvoll, weil die Dinge nicht unnötig gestreckt werden.
Nebenbei erwähnte Begriffe aus dem Perryversum machen die Szenerie bunter, aber nicht unverständlicher, sofern sie tatsächlich keine Rolle für später spielen. Denn dann wäre eine Erklärung notwendig, was z. B. ein sogenanntes Sporenschiff ist.
Wer faszinierende und unterscheidbare Personen erwartet, der wird zumindest hier enttäuscht. Hoffentlich ändert sich das schnell und die Autoren widmen sich mehr den Charakteren.
Eine abschließende inhaltliche Kritik fällt schwer, weil die Zusammenhänge noch nicht erkennbar sind. Fazit ist, dass Hubert Haensel annehmbare Science Fiction-Mainstream liefert.
Obsidian Zyklus - Übersicht
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