Titel: Asylon Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Asylon ist die letzte richtige Stadt der Menschheit, der letzte Zufluchtsort der Zivilisation. Hier, in der letzten Enklave, findet sie Zuflucht vor der Klimakatastrophe. Die unbarmherzige Hitze macht den Menschen zu schaffen und die Häuser sollen ihnen Schutz bieten. Die Welt außerhalb der Stadt ist angeblich verkümmert durch Katastrophen und den heftigen Klimawandel. Innerhalb der Stadt Asylon herrschen Bandenkriege. Korruption, Gewalt und Mord und sind an der Tagesordnung.
Genau in dieser Stadt lebt Torn Gaser, ein Auftragskiller, ein so genannter Leveller, dessen Aufgabe es ist, das Gleichgewicht zwischen den Clans zu bewahren und Unruhen in Asylon zu vermeiden. Als Auftragskiller soll er durch gezielte Morde die Clans im Zaum halten. Torn soll aus falschen Beweggründen das Mitglied eines Clans getötet haben. Er verliert seinen Job und jeder, der will, darf ihn töten. Die Stadt selbst birgt einige Geheimnisse. Torns Frau verschwindet plötzlich, als man ihm erzählt, dass sein ungeborenes Kind eine Totgeburt sei. Man erzählt ihm zudem, seine Frau habe deswegen angeblich Selbstmord begangen. Doch eine Leiche sah er nie. Auch für ihn gibt es entscheidende Änderungen in seinem Leben. Er gerät ins Visier Unbekannter und muss um sein Leben fürchten. Dabei war er immer der Meinung, die Stadt stelle für ihn keine Gefahr dar. Erst als sein Assistent Scooter und die Frau Saina immer mehr Beweise vorlegen, wird Torn klar, dass man nicht nur ihn ständig mit Lügen fütterte und diese als Wahrheiten verkaufte. Das Bild der rettenden Stadt Asylon ist vollends dahin.
Saina, eine junge Frau, deren beste Freundin Lynn verschwand, ist die Handlungsträgerin eines zweiten Erzählstrangs. Auf der Suche nach Lynn trifft sie irgendwann auch auf Torn Gaser. Da sich ihre Vorhaben ähneln, kommt es zum Informationsaustausch, der beiden Seiten langsam die Augen öffnet. So folgen sie Gerüchten einer Sekte namens "Ordo Lucis". Die Sekte predigt ein paradiesisches Leben außerhalb Asylons.
Asylon ist ein lesenswertes Debüt von Thomas Elbel und ein spannender Thriller aus dem Bereich der zerstörerischen Utopien. Die im Allgemeinen Dystopien genannten Endzeit-Erzählungen stehen in letzter Zeit immer mehr im Mittelpunkt der SF. Im Mittelpunkt dieser Erzählung steht die Stadt Asylon. Sie ist ein reiner Moloch und wird auch als solcher beschrieben: eng, verwinkelt, in die Höhe strebend und nicht sehr lebensfreundlich. Asylon steht auf einer noch viel älteren Stadt, sodass es viele Ebenen gibt, von denen die meisten Menschen nicht einmal gehört haben. Dem Autor gelingt es sehr gut, den letzten Rückzugspunkt der Menschheit ergreifend zu beschreiben.
Mittels verschiedener Perspektivwechsel erfährt der Leser immer mehr Einzelheiten und erkennt, dass etwas mit der Stadt nicht stimmen kann. Ihr Aussehen wurde vom Autor wunderbar beschrieben, sodass man sich die Bilder dieses ungewöhnlichen Molochs direkt vor Augen führen konnte. Damit hält der Leser mehr Informationen in der Hand als der Hauptdarsteller. Dies sorgt für eine gewisse Spannung, die sich nicht schnell auflösen lässt. Neben Torn (die Person und der Name erinnert an eine Heftserie von Michael J. Parrish) wird eine zweite Hauptdarstellerin geführt. Saina ist ebenso eine ungewöhnliche Figur, die eine geliebte Person sucht. Beide Figuren sind sehr menschlich und realistisch beschrieben und wirken in jedem Fall glaubwürdig. Selbst ihre Handlungsweise wirkt nicht aufgesetzt. Im Gegenteil, manchmal ist sie mir in der Tat etwas zu blutig. Thomas Elbel beschönigt in seiner Erzählung nichts. Seine Geschichte ist der zukünftigen Wirklichkeit angepasst. Und manchmal etwas gewöhnungsbedürftig.