Titel: Tambu Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Von Robert Asprin las ich zuerst seinen Roman Der Weltkriegskonzern. Diesen Roman habe ich gleich zweimal, da der Bastei Verlag das Buch gleich mit zwei verschiedenen Titelbildern herausbrachte. Da ging es um die Weltherrschaft der Konzerne. Im vorliegenden Band, Tambu, geht es wieder um eine Weltherrschaft. Zwar ist dieses Thema nicht neu, aber dafür zeitlos. Die Weltherrschaft, der einsame Mann an der Spitze, der Geheimnisvolle im Hintergrund. Das sind Punkte, die in einem Roman auf den Leser wirken. Es ist aber gleichzeitig die Lebensgeschichte eines Mannes, interessant, ungewöhnlich und faszinierend.
Die eigentliche Erzählung beginnt jedoch mit dem Reporter Erickson. Er erhofft sich, durch ein Interview mit dem Diktatur Tambu genauso berühmt zu werden wie dieser. Seit fünf Jahren arbeitet er für seine Medien-Agentur an nebensächlichen Geschichten und Aufträgen. Der ehrgeizige junge Reporter strebt jedoch nach höheren Aufgaben. Bislang gelang es niemanden, ein Interview mit Tambu zu führen. Aus einer Laune heraus stellt er eine Anfrage. Tambu ist der Schrecken der Galaxis. Erickson ist ziemlich erstaunt, als ihm gestattet wird, ein Interview zu führen.
Er fühlt sich befangen, als er zu einem von vielen Flaggschiffen Tambus gelangt. Tambu gilt als äußerst gerissener Verbrecher. Er verlangt Schutzgelder, erpresst ganze Planetensysteme und anderes mehr. Was normale Verbrecherorganisationen auf einem Planeten treiben, zieht er in einem wesentlich größeren Maßstab durch. Über den Verbrecher oder auch Kriegsherrn mit totalitärem Machtanspruch und all seine Machenschaften weiß man Bescheid. Doch über den Privatmann hinter der Maske ist so gut wie nichts bekannt. Alles begann mit einem kleinen Team. Die Absichten sind im Rückblick durchaus verständlich. Erickson unterhält sich jedoch nicht mit Tambu direkt. Der Mann, der sich hinter einem Pseudonym und verschiedenen Sicherheitssystemen verbirgt, spricht nur über einen Monitor mit ihm. Dabei erfährt der Leser nur das, was auch der Reporter erfährt. Dies wird für den Leser also immer eine spannende Lektüre bleiben. Bei der Lektüre des Romans wandelt sich allmählich die Sichtweise des Lesers. Aus dem Verbrecher wird ein Mann, gefangen in seinen Umständen, dessen Absichten in nichts denen nachstehen, die ein "treusorgender" Regierungschef auch hat. Tambu rechtfertig sich nicht für seine Taten. Er geht einen Weg, den er selbst gewählt hat und den er für den richtigen hält. Es sind andere, die ihn in eine Rolle drängen, die er nicht mag, und die ihn praktisch abstempeln.
Nimmt man den Band in die Hand, findet man erst einmal ein symbolträchtiges Titelbild von Timo Kümmel. Ich finde, er hat den Hintersinn der Erzählung sehr gut getroffen. In der Klappbroschur finden wir ein Foto und eine Kurzbiographie, und vor dem Roman ein Vorwort seines Agenten Bill Fawcett, während Christian Endres das Nachwort beisteuert. Ich denke, in der Übersetzung von Dirk van den Boom ein gutes Buch gelesen zu haben. Ich muss leider (wegen der entsprechenden Nachfrage) immer wieder darauf hinweisen, dass ich keine Bücher im Original lese. Ich verlasse mich dabei auf die gute Arbeit, die Dirk sonst abliefert. Herausgeber Guido Latz hat mit seinem kleinen Verlag ein Buch herausgegeben, an das sich seltsamerweise niemand anderes herangetraut hat. Dabei ist der Name Asprin für Qualität bekannt. Tambu ist einer seiner ersten Romane. Ich fand den Roman von Beginn an fesselnd und mochte ihn nicht aus der Hand legen. Besonders gefiel mir, einen Roman in der Hand zu halten, der mich eher an ein psychologisches Profil wie bei einem Krimi erinnerte statt an einen SF-Roman. Legt man die SF-Elemente ab, bleibt ein psychologischer Roman übrig. Eine Studie über Gut und Böse und die Sichtweise, ab wann und von wo aus etwas als gut und böse betrachtet wird. Exemplarisch ist der folgende Satz zu sehen: "Terrorismus und Gewalt", wiederholte Tambu leicht amüsiert. "Ja, man könnte es wohl so nennen. Aber sagen Sie mir, Mr. Erickson, würden Sie die gleiche Beschreibung verwenden, wenn es um die Handlungen der Verteidigungsallianz geht ..." (Seite 13)