Reihe: Asimov's Science Fiction Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Daniel Marcus - „Mutter Gottes der Prärie“ („Prairie Godmother“; Übersetzung: Ulrich Föschle)
Ein einsamer Mann, dessen Frau verstarb, besucht seit langem die Prärie und sucht sich einen einsamen Platz. Hier sitzt er und denkt nach, betrachtet die Natur und ist ein großer Naturliebhaber. Er packt sorgfältig die Sachen ein, die er mitbringt und lässt nie Abfälle liegen. Dann, eines Tages, stürzt ein fremdes Raumschiff ab. Der oder die Fremde stirbt, doch der Mann übernimmt jetzt die Verantwortung für ein außerirdisches Baby.
Die Kurzgeschichte führt erst mit ihrer akkuraten Beshreibung den Leser auf einen ganz falschen Pfad - und umso interessanter wird das Ende der Kurzgeschichte. Das sie letztlich doch nichts Besonderes wird, liegt an der zu eintönigen Beschreibung.
Geoffrey A. Landis - „Der letzte Sonnenuntergang“ („The Last Sunset“; Übersetzung: Ulrich Föschle)
Ein Komet fällt auf die Erde, es gibt kein Entkommen. Alles stirbt. Was mache ich also die letzten paar Minuten?
Auch der Autor wusste es nicht so recht. Wirkt alles ein wenig kitschig.
Burkhard Schröder - „Cypherguerilla“
Verhaftung und Einweisung in eine Nervenheilanstalt - das geschah mit der Protagonistin. Sie nimmt mit der Zeit Kontakt auf zu alten Freunden und solchen, von denen sie meint, sie wären es (noch). Irgendwann später gelingt ihr der Ausbruch und danach sogar die Rehabilitation.
Das Besondere an dieser Kurzgeschichte ist, dass sie nicht in einem Erzählstil dargeboten wird. Die ganze Geschichte spielt sich in Form eines Briefes und Telefonaten bzw. schriftlichen Notizen ab. Nur wer alles genau liest, merkt, worum es geht. Die Geschichte fand ich sehr bemerkenswert und einfallsreich. Der deutsche Autor Burkhard Schröder lässt mich hoffen, dass die deutsche Phantastik doch nicht dem Untergang geweiht ist. Leider fehlt es deutschen Autoren und Autorinnen immer noch an Möglichkeiten, überregional bekannt zu werden. Fanmagazine gibt es allenthalben, doch diese sind einfach in der Auflage zu gering und haben ein zu kleines Publikum.
Mike Resnick - „Ein wenig Wissen“ („A Little Knowledge“; Übersetzung: Barbara Ostrup)
Die vorliegende Erzählung von Mike Resnick gehört weniger zur Richtung seiner humorvollen Romane, sondern zu den Fabeln und ernsteren Erzählungen. Hier findet sich der Erzählstil der Fabel, mit sprechenden Tieren, wie auch der von Sagen und Überlieferungen, bis hin zu Parabeln fein aufeinander abgestimmt und gemixt. Ein einfühlsamer literarischer Erguss, der doch zum Nachdenken anregt. Deshalb habe ich hier extra nichts vom Inhalt erzählt.
Nancy Kress - „Verwirrung der Gefühle“ („Fault Lines“; Übersetzung: Ulrike Ziegra)
Ein ehemaliger New Yorker Polizist arbeitet jetzt als Lehrer. Ein Intermezzo in der Nebenklasse leitet über in sein eigenes Leben. Seine Frau liegt im Koma, wegen eines Autounfalls, und ein lang verschollener Jugendfreund taucht unvermutet auf. Daraus ergibt sich für den Ex-Polizisten ein Fall, in den er gar nicht hineingezogen werden möchte. Selbstmord oder Mord bei Bewohnern von Altenheimen ist nicht sein Ding und er glaubt den Fall bei Captain Doyle in den besten Händen.
Nancy Kress geht nicht mit der Bratpfanne auf den Leser los. Er wird nicht in eine Geschichte gestürzt, sondern ganz behutsam über Umwege hineingeführt. Ihre literarischen Ergüsse sind meist recht lang, vor allem bei ihren Romanen. In den Kurzgeschichten selbst hält sie sich ein wenig zurück. Es macht Spaß, ihre Sachen zu lesen, weil mensch sich nicht als Leser außen vorgelassen sieht, sondern langsam in die Erzählung eintaucht und so zum Teil der Erzählung wird. Nicht als außenstehender Beobachter, sondern als begleitender Leser.