Reihe/Titel: Asimov's Science Fiction Folge 51 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Die vorliegende Ausgabe des Magazins bietet sechs Kurzgeschichten amerikanischer Autoren sowie eine deutsche Kurzgeschichte. Letztere wurde im amerikanischen Original nicht veröffentlicht, sondern von der deutschen Herausgeberin Friedel Wahren dazugenommen. Als lange Tradition kann man auch den Titelbildzeichner Karel Thole nennen, der auch diesmal wieder seinen Beitrag dazu lieferte. Während unter den vielen amerikanischen Autoren in Asimov's Science Fiction Magazin die besten Autoren herausgesucht wurden, finden sich bei Friedel Wahren die besten aus dem Fundus des SF-Magazins. Praktisch die Elite der besten. Allerdings bin ich manchmal nicht ganz damit einverstanden. Positiv, egal in welcher Qualität, ist die Veröffentlichung von deutscher Science Fiction, da diese in Deutschland immer noch nicht die besten Voraussetzungen zur Veröffentlichung hat.
Greg Abraham - Pojechali
Eine amerikanische Krankenschwester, ein amerikanischer Tbc-Kranker, ein russischer Weltraumfahrer namens Gagarin und eine außerirdische Noiesni namens Uchad. Dies sind die vier Zutaten zu dieser Geschichte. Der Tbc-kranke Horace erzählt der Außerirdischen von der Vergangenheit der Erde. Da die Noiesni schneller als das Licht fliegen können, sehen sie, wenn sie zurücksehen, die Vergangenheit der Erde. Des Weiteren sind sie in der Lage, Wirklichkeit und Vergangenheit zu mischen, so dass der Eindruck entsteht, Mensch könnte in die Vergangenheit reisen.
Robert Reed - Der Traumverkäufer
Die eigentliche Übersetzung von "Dreams from a Severed Heart" sollte eigentlich besser lauten "Träume eines schweren Herzens". Das träfe besser zu als "Der Traumverkäufer".
Patch-Pu ist ein Angestellter in einem Traumladen. Wie ehedem werden hier keine Videos, sondern Träume ausgeliehen. Das geht von einem einfachen Fünf-Minuten-Dösen bis hin zu Serienträumen über einen längeren Zeitraum hinweg. Das geht auch so lange gut, bis eines Tages eine Frau namens Midge in den Laden kommt, um sich einen Traum auszuleihen. Sie ist selbst Darstellerin in Träumen. Patch-Pu kommt sie etwas seltsam vor, und so beginnt er, sich auf die langwierige Suche nach dieser Frau zu machen. Er ist jedoch nicht allein, denn einer der Traumpartner sucht Midge ebenfalls. Midge ist eine reine Menschenfrau, während Patch-Pu ein intelligenter Schimpanse ist. So wie ihn gibt es auf der Welt viele, wobei es nicht immer Menschenaffen sind. Er als Schimpanse macht sich nicht viel aus den Sex-Träumen der Menschen und findet diese eher abstoßend. Dennoch muss sich der Traumverkäufer in die Welt der Träume begeben, um Midge zu finden, nur um festzustellen, dass er einen Teil seiner selbst sucht.
Neil Barrett jr. - Cush
Der Name Cush lässt sich im Prinzip nicht übersetzen, tritt er hier doch als Eigenname eines jungen Mannes auf. Eine Geschichte, die mit einem Neger-Messias endet.
Ian McLeod - Papa
Ian McLeod, der schon recht viele Erzählungen veröffentlichte, begibt sich hier auf die Pfade der psychologischen Science Fiction. Lassen wir das Ambiente der Science Fiction weg, bleibt eine psychologische Erzählung aus der Sichtweise eines Vaters über die Beziehung zu seinen Kindern.
Geoffrey A. Landis - Winterfeuer
Eine Kurzgeschichte, die in Stalingrad 1940, in Kosovo 1998 oder sonstwo spielen könnte. Es geht um die Erzählung einer jungen Frau, deren Eltern durch Fanatiker getötet wurden, die bei Pflegeeltern in der belagerten Stadt Salzburg des Jahres 2081 lebt und die hier ein wenig die Vergangenheit reflektiert. Auch wieder eine typische Erzählung, die zur psychologischen Science Fiction zählt. Ohne den Hintergrund einer möglichen Zukunft hätte es durchaus im Jahre 1998 sein können, irgendwo in Kosovo, in einer belagerten Stadt, irgendwo in Angola, in einer belagerten Stadt.
James Sarafin - Im Tiegel der Nacht
Ich verstehe nicht, wie eine Tigerjagd in Indien, wo gerade mal der Begriff "21. Jahrhundert" auf eine andere Zeit hinweist als die Kolonialzeit, etwas mit Science Fiction zu tun hat. Der eigentliche Begriff der Science Fiction wäre sinngemäß übersetzt: wissenschaftliche Erdichtung. "Im Tiegel der Nacht" bietet jedoch nur eine Erzählung, wie sie sich 1841 in Indien auch so zugetragen haben könnte. Diese Geschichte ist nur eine Zeitfrage.
Michael Siefener - Das Reliquiar
In dieser Erzählung geht es um einen Mann, der zu Besuch zu einem Freund in die Eifel fährt. Der Freund, ein Priester, betreut mehrere Gemeinden. Doch in seiner Stammkirche ist er auf eine seltsame Sache gestoßen. Er versucht ihr nachzugehen. Der Besuch des Feundes kommt ihm sehr gelegen, und so machen sich beide bald auf die Suche. Am Ende ist der Handlungsträger, der die Geschichte erzählt, eigentlich froh, dem entkommen zu sein, das die beiden dort erweckten.
Auch diese Erzählung ist keine Science Fiction. Sie zählt eindeutig in den Bereich Horror, Grusel, phantastische Erzählung. Das Monster, das dort erscheint, ist eine Dämonengestalt und die Erzählung selbst passt durchaus in die Reihe von Erzählungen, wie James Herbert, Dean Koontz oder auch Joachim Körber mit seinem "Wolf", bei Heyne erschienen, sie schreiben.
Die ganze Geschichte ist jedoch sehr positiv. Ein wenig grauenerregend, ein wenig rätselhaft, aber sehr spannend, wenn auch weitläufig erzählt. Als es jedoch zum Höhepunkt kommt, wird die Geschichte wesentlich flüssiger und lesbarer, als es zu Anfang den Anschein hatte.