Titel: Asche und Phönix Eine Rezension von Sandy Härtling |
Der Plot…
Parker Cale ist Hollywoods größter Jungstar, das Gesicht des Magiers Phoenix aus den »Glamour«-Filmen. Er hat alles, was sich jemand nur erträumen kann. Doch am Premierentag seines neuen Films bricht Parker vor den Augen der Öffentlichkeit zusammen. Sein Leben im Fokus der Medien und unter der Fuchtel seines erfolgsgierigen Vaters, ist Parker zuwider geworden.
Ash hingegen hat nichts. Sie ist eine »Unsichtbare«, getrieben von der Angst und ohne Wohnsitz, immer unterwegs. Ihr Plan: sich als Angestellte eines Londoner Luxushotels in die Suite von Parker einzuschleichen und ihn um ein paar Scheinchen zu erleichtern. Doch das Glück ist an diesem Tag nicht auf ihrer Seite, denn Parker erwischt Ash. Aus ihrer Not nicht von ihm an die Polizei verpfiffen zu werden, zieht Parker seinen Nutzen. Er will mit ihrem Know-how durch eine Hintertür und so den Fans und Paparazzi entwischen. Doch es ist nicht nur Parkers psychische Abhängigkeit von Ruhm und Aufmerksamkeit, die Ash stutzig werden lässt. Ihre gemeinsame Flucht führt sie durch Frankreich an die Côte d’Azur. Gnadenlos gejagt von einer dämonischen Macht.
Meiner Ansicht nach…
Bereits nachdem ich mein letztes Jugendbuch von Kai Meyer beendet hatte (es war “Arkadien fällt”), wollte ich zu einer neuen Geschichte des Autors greifen. Doch wenn man Geschichten erzählt, wie Kai Meyer es tut, dann müssen sich die Leser nun einmal in Geduld üben. Und sooo lange mussten wir auf “Asche und Phönix” – einem Einzelband – gar nicht warten.
Viel konnte ich mir beim ersten Lesen des Klappentextes nicht vorstellen. Da wurde die Stirn gerunzelt und das Wort “kryptisch” spukte mir durch den Kopf. Sicher war das auch so geplant vom Autor und Verlag. Und ganz sicher hat dieser kryptische Klappentext sowie der wirklich tolle Buchtrailer seine Wirkung nicht verfehlt.
Nach einiger Warterei – aus meinem Twitter Umfeld hatten derweil viele “Asche und Phönix” gelesen – wurde auch im Nest das Buch aufgeschlagen.
Bereits der Prolog peitschte mir Schauer über den Rücken. Es folgte der >Erste Akt< (von insgesamt drei) und somit die Vorstellung der beiden Hauptfiguren des Stückes; Ash und Parker. Eine Kleinkriminelle trifft auf den größten Jungschauspieler der Welt. Da ist Ärger vorprogrammiert. Doch es ist weniger Ash, die Angst haben muss hinter schwedischen Gardinen zu landen, weil sie von Parker beim Klauen erwischt wurde. Nein, Parker bittet die Heimatlose sogar um Hilfe, der Presse, Groupies und dem Vater zu entkommen. Alltägliche Probleme eines vom Ruhm verwöhnten Typen, der plötzlich aus dem goldenen Käfig ausbrechen will? Ash muss schon bald ihre Vorurteile zurückstellen und sehen, dass Parker mächtig in der Klemme steckt.
So flüchtet sie mit ihm überstürzt von London nach Frankreich. Parkers innere und äußere Dämonen jedoch lassen sich nicht so einfach abschütteln. Es beginnt eine Jagd, die keine Erlösung zu bringen scheint.
Kai Meyer schuf mit Ash und Parker zwei gegensätzliche Persönlichkeiten. Ash wurde in ihrer Kindheit fortwährend von einer zur nächsten Pflegefamilie geschoben und ist seit vielen Jahren auf sich selbst gestellt ist. Sie gibt sich unsichtbar für ihre Umwelt, was sich für Diebstähle und Hausbesetzungen bisher ausbezahlte.
Parker hingegen wuchs in großem Reichtum bei seinem erfolgsbessenen Vater Royden Cale auf. Seither schwebt Parker zwischen dem eigenen Geltungsdrang und gleichzeitig Hass auf die Maschinerie Hollywoods, und was sein Vater von ihm abverlangt. Dieser hat vor vielen Jahren aus Habgier einen Handel abgeschlossen. Der >Handelsmann< lässt sich und seinen Diener jedoch so leicht nicht ausboten.
Obwohl Ash und Parker auf den ersten und zweiten Blick nicht zusammen gehören sollten, tun sie es in vielerei Hinsicht dennoch. Es war für mich faszinierend zu sehen, wie schnell sie nicht nur in den extremen Situationen miteinander funktionierten. Auch wie wenig sie nach einiger Zeit ohne einander auszukommen schienen. Obwohl sie sich erst so kurz kennen, können sie die Stimmungen des Anderen anhand von Gesten bemerkenswert gut erkennen und nachvollziehen.
Der Schreibstil Kai Meyers ist in kurze Kapitel gewohnt fesselnd und reich an bildlichen Schilderungen gefasst. Der phantastische Aspekt ist verwoben mit der Realität. Die Geschichte wurde aufgrund des Auftretens einiger skuriler, gefährlicher Figuren mit einer Stimmung erzählt, die zum zerreißen war.
Das Ende ließ mich hingegen mit der Stirn runzeln, denn hierbei hatte ich auf einmal das Gefühl, einige Szenen zuvor übersprungen zu haben. Im nach hinein glaube ich jedoch, dass der Autor das Ende vorsätzlich mit einem >Fragezeichen-auf-der-Stirn-Moment< gewählt hat.
Fazit…
Kai Meyers neues Jugendbuch “Asche und Phönix” bietet gewohnt detailverliebte Schilderungen, die den Leser nach Frankreich entführen. Neben der fiktionalen, fantastischen Einflüsse ist dem Buch vor allem auch eine sehr realistische Message zu entnehmen. Jeder Pakt, mit wem oder was auch immer, zieht einen Preis mit sich der früher oder später gezahlt werden muss. Die Geschichte wirft seine Spotlights nicht nur auf Parker Cole und Ash sondern auch auf skrupellose Journalisten, Paparazzi, fanatische Groupies und schattenhafte Figuren. Man begegnet Charakteren, berühmt und unbekannt, die sich zwischen Blitzlicht und Dunkelheit bewegen. Figuren, die sich ihren ganz eigenen (krankhaften) Süchten hingeben wollen egal woher sie diese beziehen.