Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz. Artemis Fowl, so wird einem gesagt, sei vergleichbar mit Harry Potter und eigne sich hervorragend als Jugendlektüre. Gewagte Aussage. Dann wollen wir mal prüfen, ob das Buch diesem Vergleich stand hält. |
Artemis Fowl ist ein 12jähriges Genie. Sein Elternhaus ist alles andere als gut und sein Vater, der von der russischen Mafia umgebracht wurde, war alles andere als ein ehrenwerter Geschäftsmann. Artemis geht nach seinem Vater und steckt voller krimineller Energie. Sein fester Entschluss ist es, der größte Verbrecher auf Erden zu werden. Um dies zu erreichen, will er und Butler, sein treuer Leibwächter, das geheime Erdvolk, die Unterirdischen genannt, berauben. Durch einen Trick gerät er an das Buch, das jeder Elf mit sich führt und das nie ein Mensch in die Hände bekommen sollte. Doch Artemis bekommt eines für 5 Minuten und fotografiert jede Seite ab. Mit dieser Information plant er seinen Coup. Er kidnappt Holly, eine Elfe im Dienste der ZUP (dem elfischen Gegenstück zum FBI) und erpresst Lösegeld (oder besser gesagt Gold). Doch Commander Rout, Chef der ZUP, und sein technischer Direktor Fowly geben so schnell nicht auf.
Die Geschichte ist unterhaltsam und macht Laune. Sicherlich ist Artemis Fowl bestimmt kein Charakter der politisch korrekt ist, aber ich sehe da kein großes Problem darin. Es dürfte Jugendlichen Spaß machen, die Geschichten von jemandem zu lesen, der sich über alle Regeln hinweg setzt. Die Stärken des Buchs liegen natürlich in den Beschreibungen des Erdvolks. Eoin Colfer beschreibt die Unterirdischen sehr humorvoll. Da sind die Elfen Holly und Rout, ein tolles Gespann. Sie jung, draufgängerisch und einziger weiblicher ZUP Offizier - er stellt das elfische Gegenstück zu John Wayne dar. Und dann ist da noch der Zentaur Fowly, der Q den Erfinder um Längen schlägt. Aber auch Artemis' Leibwächter Butler ist gut gelungen. Und dann ist das noch der Zwerg Mulch. Kaum zu glauben, aber Colfers Zwerge sind noch absurder als die von Terry Pratchett. Etwas zu dick trägt Colfer auf, wenn er Waffen oder deren Wirkung beschreibt. Zum einen zweifle ich, dass Jugendliche und schon gar nicht Kinder mit den sehr detailierten Beschreibungen etwas anfangen können. Zum anderen hätte er sich den einen oder anderen Satz bezüglich des Einsatzes von Waffen sparen können. Schlimmste körperliche Gewalt wird ganz beiläufig erwähnt.
Fazit: Artemis Fowl ist eine durchaus unterhaltsame Geschichte, die einen immer wieder schmunzeln läßt. Für Kinder ist die Geschichte weniger geeignet, aber Jugendliche werden es mögen. Für Erwachsene sind die Anspielungen auf unsere Welt besonders amüsant. Den Vergleich zu Harry Potter hält Artemis Fowl nur bedingt stand. Rowlings Geschichten sind phantasievoller und dichter verfasst und weisen mehr Zauber auf. 7 von 10 Punkten.
Das Hörbuch, gesprochen von Rufus Beck, ist eine durch und durch gelungene Produktion. Eigentlich müsste man eher von einem Ein-Personen-Hörspiel reden. Rufus Beck legt viel Liebe in die stimmliche Umsetzung. Dabei arbeitet er nicht nur mit Stimmvariationen, sondern versieht die Personen teilweise auch noch mit Dialekten. Der Zwerg Mulch z. B. spricht bayrisch, während die Kobolde, die vorkommen, einen Dialekt haben, der irgendwo zwischen Türkischdeutsch und Holländisch liegt. Das ist zum Brüllen komisch. Freilich wäre das als normales Hörbuch nicht geeignet, da man sich da eine eher neutrale Vortragsweise wünscht, um die Geschichte unvoreingenommen aufnehmen zu können, aber da Artemis Fowl ja ein Jugendbuch ist, kann man der Produktion diese Darbietung nicht anlasten. 9 von 10 Punkten.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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