Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Artefakt ist ein wertvolles Fundstück mit besonders hoch entwickelter Technik. Vor Millionen von Jahren landete es auf dem Planeten Heraklon. Inzwischen ist es wieder so weit, dass sich die Interessengruppen der Gefallenen Welten und der Ägide militärisch auseinandersetzen. Ziel der unterschiedlichen Gruppen ist es, aus den verschiedensten Gründen, das Artefakt in ihre Gewalt, zumindest aber unter ihre Kontrolle zu bekommen. Interessen und Begehrlichkeiten ruft das Artefakt überall im Kosmos hervor und noch weitere Personen und Gruppen zeigen Interesse.
Doch zuerst gilt es, den ermordeten Beauftragten der Ägide, Rahil Tennerit, bei seiner Wiederauferstehung zu begleiten. Mit Hilfe der entsprechenden Technik ist es möglich, mit dem genetischen Code der betreffenden Person und einem Abbild, einem sogenannten "Image", diese Person wieder zu erschaffen. Unter diesem Abbild kann man sich eine im Computer bewahrte Aufzeichnung von Erlebnissen, Erinnerungen und Bewusstseinsinhalten eines Lebewesens vorstellen. Ähnlich wie bei einer Datei wird immer nur die neueste Ausgabe gespeichert. Aber es kann auch vorkommen, dass die zu einem bestimmten Zeitpunkt angefertigte Datei älter ist und dann fehlen Erinnerungen. Rahil Tennerits Abbild ist ein Jahr alt. Somit fehlt ihm ein Jahr - und ausgerechnet das Wissen über die Erforschung des Artefaktes. Aus diesem Grund macht sich der wiedererweckte Rahil Tennerit auf die Reise zum Planteten Heraklon. Angeblich soll sich dort eine Aufzeichnung befinden, die aktueller ist. Um seinen ursprünglichen Auftrag zu erfüllen und die verlorenen Erinnerungen wiederzufinden bleibt ihm nichts anderes übrig. Es beginnt eine Reise, die mit allerlei Hindernissen gespickt ist.
Abenteuer im Weltraum ohne waffenstarrende Raumschlachten ist nicht unbedingt die Art Space Opera, die viele Leser erwarten. Stattdessen finden sich in diesem Roman eine tragische Familiengeschichte und philosophische Betrachtungen, die das Buch umso interessanter werden lassen. Andreas Brandhorst hielt es nicht für nötig, das Rad neu zu erfinden, wie man zu sagen pflegt. Warum auch? Ganz in der Tradition der Kantaki-Romane erschafft Brandhorst hier neue Welten - und Menschen. Eben diese Menschen sind es, die zu Handlungen getrieben werden, um dem Leser eine spannende Unterhaltung zu bieten. Ich hätte das Buch noch stundenlang weiterlesen können, aber irgendwann war die letzte Seite erreicht. Gelungen finde ich die Beziehungen der Figuren untereinander und die Verbindungen zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Dabei ist der Start der Erzählung gar nicht so einfach. Der Autor begegnet dem Leser, indem er ihn mitten in eine Handlung drückt. Da liest er nun, der arme Tropf/Leser, und weiß nicht recht, wie ihm geschieht. Er liest und liest, und ehe er sich versieht, steckt er in einer spannenden Handlung, die mehr als nur einseitig, sondern eher vielschichtig und geheimnisvoll daherkommt. Die hochentwickelte Technik, die der Autor den Handlungsträgern gegenüberstellt, muss wie ein Wunder oder Magie wirken, auf die, die sie nicht verstehen. Andreas Brandhorst erzählt die Geschichte so, als wüsste der Leser um die historischen Begebenheiten, so, als hätte er die Vorgeschichte dazu bereits gekannt. Aber ich schweife ab. Was mir noch wichtig erscheint, ist, dass der Autor mit der Phantasie seiner Leser spielt. Er beschreibt nicht alles, lässt Lücken, die die eigene Vorstellungskraft ausfüllen muss. Letztlich erzählt Andreas Brandhorst seine Geschichte dann doch nach seinen Vorstellungen zu Ende. Und diese Geschichte hat mir bestens gefallen.