Titel: Arrowsmith (2003-04) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Arrowsmith erzählt die Geschichte des jungen Fletcher Arrowsmith, der auf dem Land in Amerika aufwächst. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, beschließt er, von Ehrgefühl und auch durch die Propaganda getrieben, in die Armee einzutreten. Alles scheint ein Spiel zu sein und die Ausbildung ist schnell beendet. Doch schon die Überfahrt nach Europa wird zu einem gefährlichen Unterfangen. Nur knapp kann das Schiff sich der Angriffe der Feinde erwehren. In Europa angekommen, sieht sich Fletcher mit der ganzen gewaltigen Perversion des Kriegs konfrontiert. Sein Leben gerät mehr als einmal in Gefahr und schließlich wird er schwer verwundet. Er hat alle Illussionen über den Krieg verloren.
Das hört sich nun an wie eine herkömmliche Antikriegsgeschichte, doch Kurt Busiek bietet viel mehr. Arrowsmith spielt in einer alternativen Welt, in der Magie allgegenwärtig ist. Es gibt eine Vielzahl magischer Wesen, die mit den Menschen wie selbstverständlich zusammenleben. Der Krieg wird nicht mit schwerem Kriegsgerät, sondern mit Magie geführt. Gewaltige Giganten dezimieren die Frontlinien bei Verdun und teuflische Mixturen vernichten Städte mit einer Wirkung, die der Zerstörung einer Atombombe gleichkommt. Auch wenn Schwarzpulver nicht die große Rolle in diesem Krieg spielt, so ist doch die Zerstörung und das Leid, das er verbreitet, mit dem Ersten Weltkrieg "unserer Welt" durchaus vergleichbar.
Fletcher selbst gehört zu einer Luftkampfeinheit. Mittels Levitation kann er in der Luft schweben und bekämpf mit seinem Säbel die Einheiten der Preußen. Jedem Kämpfer wird überdies ein kleiner Drache zur Seite gestellt, der am ehesten die Funktion eines Meldehundes im Krieg hatte.
Die 6-teilige Serie führt den Leser in eine wahrhaft phantastische und teilweise erschreckende Welt. Zusammen mit dem Protagonisten erlebt der Leser Wunder und Grausamkeiten einer ähnlichen und doch total anderen Welt. Doch neben einem genialen Plot brilliert Zeichner Carlos Pacheco mit wunderbaren Zeichnungen. Was Kurt Busiek umrissen hat, konkretisiert Carlos Pacheco: Sein Stil ist schön, klar und detailreich und lässt keinen Raum, um Kritik anzubringen. Das Gleiche läßt sich auch über die Colorierung und die Aufmachung der Hefte sagen.
Am Ende der Hefte finden sich Informationen über die Welt und Landkarten, die die politische Welt darstellen. Das ist insofern interessant, als Kurt Busiek für einen Amerikaner sehr viel Wissen über die europäische Geschichte zu haben scheint, denn es gibt Länder wie Bayern, Schwaben, Tirol-Ungarn und natürlich Preußen.
Fazit: Die Serie war wirklich ein ganz großer Wurf. Idee, Umsetzung und Aufmachung gehören zu dem Besten, was man in den letzten Jahren gesehen hat.
10 von 10 Punkten.