Titel: Das Isis-Tor Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Isis-Tor bietet eine Zeitreise in das alte Ägypten, das noch von den Pharaonen von Ober- und Unter-Ägypten beherrscht wird. Das stimmungsvolle Titelbild verspricht einiges. Zwei Personen aus der heutigen Gegenwart gelangen in das alte Reich. Dort wird die Vergangenheit zur Gegenwart, und sie müssen sich dort nicht nur zurechtfinden, sondern auch überleben. Betroffen von dieser Zeitreise sind Sonja Morhardt und ein Physiker namens Jonas Steffens.
Doch von vorn. Die blonde, fünfunddreißigjährige Heldin dieser Erzählung heißt Sonja, studierte Archäologie und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über Nofretete, deren Büste im Berliner Alten Museum auf der Museumsinsel steht, ab. Sie war schon immer von dieser weltbekannten, dennoch geheimnisumwitterten Herrscherin des alten Ägypten fasziniert. Vor mehr als 3300 Jahren wurde von Nofretete eine Büste hergestellt, die seit der Auffindung im Jahr 1912 für Spekulationen sorgt. Leider brachte Sonja die Beschäftigung mit der Pharaonin nicht sehr viel ein. Nun arbeitet sie an der Seite ihres Professors, statt im heißen Wüstensand nach Altertümern zu graben. Ihre Chance kommt, als in Ägypten der Grabungsleiter verschwindet, der die Suche nach der Grabstätte Nofretetes vorantreibt. Das ägyptische Altertumsamt fragt bei Sonja an, ob sie nicht die Leitung des Suchtrupps übernehmen möchte. Besser so als gar nicht, denkt sie und nimmt die Aufgabe an, sehr zum Verdruss ihres Freundes Claus Bronnbach. Dessen Trauer dauert nicht lange, er beschäftigt sich statt mit Altertümern mit einer jungen Studentin. Sonja hingegen muss sich erst einmal bei der Ausgrabungsgruppe durchsetzen. Verständlicherweise fühlen sich die einzelnen Mitglieder übergangen. Erst als die Auseinandersetzungen bereinigt sind, kann darangegangen werden, die Suche aufzunehmen. Nach anfänglichen Reibereien und Animositäten der sich übergangen fühlenden Mitarbeiter gehen die Forschungsarbeiten inklusive der Suche nach dem verschollenen Grabungsleiter erfolgversprechend voran.
Sonja Morhardt lernt einen netten Physiker mit Namen Jonas kennen, zu dem sie sich hingezogen fühlt, dessen Spinnereien über die Isis-Tore die Wissenschaftlerin aber nicht teilen kann. Sein Hintergrund sind die Möglichkeiten von Zeitreisen. Zu einem Ausflug in die Wüste mit kleinem Têtê-à -tête ist sie gerne bereit. Eine folgenschwere Entscheidung, wie sich alsbald herausstellt. Denn das bekannte Leben endet, um einem neuen Platz zu machen. Mit dem für Sonja so unglaublichen Umstand, in der Vergangenheit gelandet zu sein, zur Zeit der sagenhaften Nofretete und ihres Mannes Echnaton. Sonja und Jonas landen in Achataton, das Pharao Echnaton zu Ehren des einen Gottes Aton erbauen ließ. (Übrigens gehen alle Ein-Gott-Religionen in Vorderasien auf ihn zurück). Das Forscherpaar wird von den Schergen des Pharao gefangen genommen, eingesperrt, hochnotpeinlich befragt und auch sonst nicht zimperlich behandelt. Sie treffen auf den Zeitreisenden Nachtpaaten, der ihnen bei der Flucht behilflich ist. Uneigennützig allerdings nicht. Die Gegenleistung für seine Hilfe: Sie sollen ihm behilflich sein, das Totenbuch der Isis zu finden. In dem Buch soll beschrieben stehen, wie eine Totenerweckung vonstatten geht. Zudem soll dort das Geheimnis der Zeitreise beschrieben sein. Denn die unfreiwilligen Zeitreisenden möchten in ihre Zeit zurück. Doch es gibt da noch eine kleine Gruppe verschwörerischer Priester, die sich die sieben Skorpione nennen.
Seit den ersten Ausgrabungen, der Eroberung durch Napoleon und darüber hinaus ist Ägypten ein Land der Geheimnisse. Gerade die aufgeklärten Europäer waren es, die das Land ausplünderten, keinen Respekt vor Toten zeigten und im Namen der Wissenschaft Schätze stahlen. Dieser Diebstahl von Kunst ist bis in die heutige Zeit ein Streitpunkt zwischen den Regierungen. Im Fall der Büste von Nofretete wird davon gesprochen, es sei zu gefährlich, sie zu transportieren. Daher könne man sie nicht zurückgeben. Aber eine erneute Untersuchung der Büste konnte vorgenommen werden. Und es wurde nicht das Gerät transportiert.
Es gibt inzwischen hunderte von Romanen, die sich mit der Herrscherin Nofretete und ihrem Mann Echnaton beschäftigen. Warum sollte also eine Jugendbuchautorin nicht auch das Thema für sich gewinnen? Mit ihrer verärgerten Heldin, die sich nicht mit einem Job an der Uni abfinden will, mit einer kaputten Liebe und einer neuen ist dieser Roman trotz der Zeitreise eher ein Liebesroman mit ungewöhnlichem Handlungshintergrund. Die Verschwörung, andere Zeitreisende etc. wirken dann etwas zu aufgesetzt und bieten keine runde Geschichte. Selbst die Beschreibungen der wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden, der Grabungsarbeiten etc. werden nur oberflächlich abgehandelt, so als sei der Autorin dies nicht wichtig und nur Mittel zum Zweck. Aber auch die Beschreibung der Vergangenheit ist eher oberflächlich gehalten. Aus diesem Grund würde ich den Roman eher als historisch angehauchten Liebesroman bezeichnen.
Die anderen Bestandteile des Romans sind mit der Verschwörung eher ein Thriller, mit der Gefangennahme eher ein Krimi, die Idee mit den Star-Gate-ähnlichen Toren ein SF-Roman. Das Buch lässt sich nirgends einordnen. Die Geschichte ist recht unausgereift.