Serie / Zyklus: Armageddon Zyklus, Band 3 & 4 (im Original Band 2) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nachdem auf dem Planeten Lalond durch einen Unfall ein Riss in das Universum gezogen wurde und die rastlosen Seelen der Menschen zurückkehrten und mehr und mehr Menschen von ihnen besessen wurden, ist nun die gesamte Menschheit bedroht, denn die "Rückkehrer" verfügen über erstaunlichste Fähigkeiten. Sie können Energiestöße als gefährliche Waffen nutzen und außerdem sind sie in der Lage, ihre Umwelt und ihr Äußeres zu verändern. Die Konföderation der Welten der Menschheit versuchte ihr bestes, um die Besessenen aufzuhalten, doch der Versuch scheiterte kläglich. Die Belagerung von Lalond wurde von den Besessenen durchbrochen.
Die Besessenen verbreiten sich in der gesamten Konföderation und ganze Welten fallen ihnen in die Hände. Es zeigt sich, dass vor allem die wenig technisierten Welten chancenlos sind. Mehr und mehr wird offenbar, dass die Situation für die zurückgekehrten Seelen keineswegs so gut ist, wie es scheint, denn sie verlieren nie den Kontakt zu dem Limbus aus dem sie entkommen sind und hören permanent den kollektiven Schrei der rastlosen Seelen die dort verblieben sind. Der einzige Ausweg ist ganze Welten aus dem Universum zu reissen. Das geschieht als erstes mit der Welt Norfork. Doch nicht alle Besessenen wollen dem Universum entfliehen. Einige wollen die Macht, die sie nun haben, voll ausschöpfen wie Quinn Dexter, der die totale Anarchie und Zerstörung anstrebt, und Al Capone, der ein Machtzentrum errichtet.
Derweil kommen auf die Menschheit noch ganz andere Probleme zu. Während es auf dem Habitat Tranquility immer mehr zu Gewissheit wird, dass das Problem der Besessenen etwas ist, dem sich alle Rassen irgendwann einmal stellen müssen, flieht Dr. Mzu von dem Habitat. Joshua Calvert (Hamiltons Hauptfigur) wird von Ione Sandal losgeschickt um sie zurückzubringen, doch er ist nicht der einzige, der hinter ihr her ist. Auch die Geheimpolizei der Konföderation und die Besessenen unter Al Capone versuchen ihrer habhaft zu werden, denn Mzu ist die Erfinderin des Neutronium Alchemisten, einer Sonnenbombe. Joshuas Mission ist klar: Diese fürchterlichste Waffe der Menschheit darf nicht in die falschen Hände geraten.
Kaum fassbar, dass die beiden Bände Seelengesänge / Der Neutronium Alchemist im Original nur ein Buch darstellen und der gesamte Zyklus eigentlich als Trilogie erschien. Doch der Umfang von 1600 Seiten hat sogar in den USA dazu geführt, dass der Band für die Taschenbuchausgabe aufgesplittet wurde. Es fällt schwer die äußerst komplexe Handlung zusammenzufassen. Das halbes Dutzend Handlungsstränge, die Vielzahl an Hauptpersonen, die das Namesregister am Ende des Buches rechtfertigen (meinen Dank hierfür), die vielen Welten, Habitate und Raumschiffe, die als Bühne für diese Space Opera dienen, lassen sich nur schwer in eine kurze Inhaltsbeschreibung zusammenfassen.
Doch wer jetzt denkt, dieses Buch wäre langatmig, der irrt. Hamiltons Welt ist so faszinierend und abwechslungsreich, dass nur ganz selten Langweile aufkommt. Außerdem verliert der Autor nie das Ziel seines Romans aus dem Auge und so werden die einzelnen Stränge diszipliniert fortgeführt und teilweise im zweiten Band abgeschlossen. Ebenso hervorzuheben ist die sehr schöne Art und Weise in der Hamilton die Technik und den Hintergrund des Universums beschreibt. Vieles wird nur am Rande erwähnt und es obliegt dem Leser sich den Rest zusammenzureimen und technische Details werden meist nur locker im Rahmen der Hanldung erklärt. Technik gehört zum Roman, hat aber keinen Selbstzweck. Davon könnte sich so mancher Hard SF Autor eine Scheibe abschneiden. Bestes Beispiel ist der Showdown der beiden Bücher in einem Asteroiden-Hüttenwerk. Aus dem All werden Asteroiden abgelenkt und gezielt zum Absturz gebracht um sie vor dem Werk ins Wasser stürzen zu lassen. Es entbrennt ein heftiger Kampf auf der Oberfläche wie auch im All. Es wird ein Asteroid umgelenkt um auf das Hüttenwerk zu fallen, während ein anderes Raumschiff mit einem Laser die Oberfläche bombadiert. Das Buch ist voll mit solch wunderbaren Details. Man sieht, die Technik hat keinen Selbstzweck, sondern ist von Wichtigkeit für die Geschichte
Etwas will ich noch hinzufügen: Dies ist kein Buch, welches man so nebenher und mit großen Pausen lesen kann. Dazu ist die Geschichte zu komplex. Wer aber dem Autoren seine Zeit schenkt und stetig liest, wird mit einem wunderbaren und faszinierenden Universum konfrontiert, das in der SF seinesgleichen sucht. Auf dem Buchumschlag wird Hamilton als Erneuerer der SF gefeiert. Dem kann ich nur zustimmen - das ist pure SF wie sie besser kaum sein kann.
Dafür gibt es 10 von 10 Punkte von mir.
Armageddon-Zyklus - Gesamtübersicht und -rezension