Reihe: Star Wars: Das Verhängnis der Jedi, Band 9 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
- Vorsicht, es folgen Spoiler aus ASCENSION -
Kurz sah es so aus als würde sich das Schicksal der Galaxis zum besseren wenden, doch dann betrat Abeloth die Bühne der galaktischen Politik und nach kurzer Zeit regiert sie, mit dem Lost Tribe als willigen Werkzeugen, von Coruscant aus eine krisengebeutelte Galaktische Allianz. Doch während Abeloth ihre Tentakel von Corusant aus selbst in den imperialen Raum ausstreckt und den Machtkampf zwischen Daala und Jagged Fel zu beeinflussen beginnt, sind die Jedi mehr als gewillt mit aller Härte zurückzuschlagen. Unterstützt von Admiral Nek Bwua'tu planen sie der Machtergreifung der Sith und Abeloths mit Gewalt ein Ende zu setzen. Eine letzte Schlacht muss geschlagen werden...
Schon das Ende von ASCENSION geriet nach einem durchaus vielversprechenden Auftakt zu einer Farce. Mit aller Gewalt wurden die vielversprechenden Entwicklungen ins Negative verkehrt, ein hoffnungsvoller neuer Staatschef kurzerhand wieder ermordet und die 5000 Jahre in Abgeschiedenheit lebendenden Sith des Lost Tribe zu Meistern der Infiltration erklärt, die nun praktisch alle wichtigen Machtpositionen der GA besetzt halten. Allzu viel Logik sollte man nun von APOCALYPSE daher auch nicht mehr erwarten. Und Troy Denning tut dazu sein übriges indem er über Abeloth noch eine Verbindung zu den Celestials, alias, Vater, Tochter und Sohn herstellt (die heilige Dreifaltigkeit der neuen reformierten Star Wars-Mythologie). The Clone Wars lässt grüßen und die Rolle Anakin Skywalkers als vermeintlichen Auserwählten wird einmal mehr in Frage gestellt.
- War der Ärger vorprogrammiert? -
FATE OF THE JEDI war eine Reihe mit ihren Hochs und Tiefs, allerdings in den Augen dieses Rezensenten eine mit besserer Balance als noch LEGACY OF THE FORCE. Doch auch das Finale von FATE tritt nun in LEGACYs Fußstapfen, nach einigen durchaus großen Momenten steht einmal mehr Troy Denning vor der Aufgabe diese über acht Bände erzählte Geschichte in einem glorreichen Finale aufgehen zu lassen... und verwandelt APOCALYPSE wie INVINCIBLE in einen überlangen Epilog. Es passiert was halt noch passieren muss, aber richtig Schwung kommt nicht mehr hinein. Auch weil Christie Golden in ASCENSION bereits eine Überleitung geschaffen hat die die wichtigsten Entwicklungen schon vorhersehbar machte.
Blicken wir auf FATEs Entwicklung zurück sehen wir einen lauen Beginn, einen wendungsreichen Mittelteil, aber nicht wenige Logikprobleme und nun ein krampfhaft vom Happy End abgerücktes Finale. Meinte mancher Leser wärhend ASCENSION vielleicht noch nun ergäbe alles plötzlich Sinn was seit DARK NEST geschehen ist, APOCALYPSE ruiniert diesen Enthusiasmus endgültig. Von 21 aufeinander aufbauenden Romanen seit dem Ende der wirklich apokalyptisch angelegten NEW JEDI ORDER-Reihe stammen nicht weniger als 9 aus der Feder Troy Dennings, dessen Einfluss unverschweigbar in DARK NEST, LOTF und FOTJ erkennbar ist. Und Denning hattte immer so seine Lieblinge, wie Raynar Thul und andere Charaktere "seiner" DARK NEST-Trilogie. Mit APOCALYPSE wirft Denning die Galaxis auf einen Stand wie vor bzw. während DARK NEST zurück. Mochte man diesen 21 Büchern seit Ende der NJO-Ära also noch Bedeutung zumessen, in APOCALYPSE geht die Hoffnung unter, dass dieser Mega-Zyklus mehr war als nur ein Wiedergänger vergangener Bantam-Zeiten. Selbst die One Sith feiern am Ende noch einen kurzen Gastauftritt, auch wenn das weitere Schicksal des Lost Tribes, Jagged Fels und Tahiris neuermals offen bleibt.
So sehr FOTJ zeitweise mit Querverbindungen zu John Ostranders kultigen LEGACY-Comics begeistern konnte, Troy Denning tritt das alles scheinbar wieder in die Tonne. Die diversen Transformationen, der Rückzug des Jedi Ordens nach Ossus ausgenommen, werden plötzlich wieder aufgehoben. Dabei war es Denning der am Ende von DARK NEST Luke zum Großmeister aufsteigen und den Jedi-Rat wiederauferstehen ließ. Und es war auch dieser Troy Denning der Jag Fel am Ende von LEGACY OF THE FORCE zum imperialen Staatschef kürte. Am Ende hängt das Schicksal der Galaxis seit DARK NEST nun am Leben und Erfolg Allana Solos, die auch in FATE OF THE JEDI noch kurzerhand zum Zentrum des Konflikts erkoren wird.
- Troy Dennings Eigenheiten -
Schon seit STAR BY STAR und nicht zuletzt ABYSS gehört Troy Denning zu den momentan aktiven Star Wars Autoren die sich immer auch gerne ein wenig mehr mit der metaphysischen Seite der Macht beschäftigten. Da sollte es nicht überraschen wenn er Abeloth nun genauso wie die Killiks und ihre einstigen Dienstherren, die Celestials aka Force Wielders, unter einem Buchdeckel zusammenbringt. Die Killiks sind immerhin die einstigen Arbeitssklaven der Erbauer gewesen, welche Centerpoint, Sinkhole Station, den Maw und das Corellia System erschufen. Also auch für die Inhaftierung Abeloths auf ihrem Planeten verantwortlich waren. Um mehr über diese Verbindung zu erfahren entsendet man neben den Ex-Joinern Lowbacca und Tekli gerade auch Raynar Thul, dessen Weg vom UnuThul zum alten Raynar kein gerade leichter war. In einigen der vorigen Romane durfte er sogar wieder sein Lichtschwert schwingen und Kenner der Young Jedi Knights-Romane sich freuen, dass auch Raynar endlich seinen Weg zum Stammcast der Legacy-Ära gefunden hat, wobei seine Freundschaft zu Wynn Dorvan ungenutztes Potential für eine Nebenhandlung versprach.
- Fortsetzung folgt? -
Das Schicksal der Killiks lässt bereits das schlimmste vermuten - einen weiteren Schwarmkrieg vielleicht? So unwahrscheinlich wäre das nicht, immerhin hat man eine weitgehend befriedete Galaxis in LEGACY OF THE FORCE in ihren zweiten Galaktischen Bürgerkrieg gestürzt und wenn selbst Darth Caedus und Admiralin Daala noch fröhlich mit ihrer Anti-Jedi-Politik und sogar einer Belagerung des Tempels durchkommen konnten, dann ist wohl alles erlaubt, egal wie einfallslos und ausgelutscht das für die müden Augen älterer Fan-Generationen wirken mag. Zum Zeitpunkt von APOCALYPSEs Veröffentlichung ist die Zukunft Nach-Abeloth jedenfalls ungewiss. Zwar gab es einst diese durchaus glaubwürdige Versicherung es würden nun mehr Trilogien und Einzelromane anstatt unbefriedigender Mega-Reihen folgen, doch eine Personalrochade im lucasschen Romanuniversum später kündigt die neue Dame auf Sue Rostonis Stuhl an, größere Reihen seien sicher eine Option. Wenn der Del Rey Verlag endgültig die nächste Verlängerung seines Star Wars-Lizenz erreicht hat werden wir es erfahren.
Unmittelbar wird FATE OF THE JEDI jedenfalls von Aaron Allstons MERCY KILL fortgesetzt, einen X-Wing-Roman der auf die rasch abgewürgte und in einigen Bänden gar nicht vorkommende Lecersen-Verschwörung Bezug nimmt. Wedge Antilles Tochter und die Wraiths inklusive, ein Hoffnungsschimmer am Horizont.
- Das Positive -
APOCALYPSE steht für vieles was in den Augen treuer Leser in den letzten Jahren mit Star Wars-Romanen so falsch gelaufen ist und bleibt auch für sich genommen eher ein Kieselstein im Schuh als eine Perle. Um bei aller Enttäuschung noch positives zu finden ist guter Wille gefragt. Zumindest wird Jaina Solo endlich zur Jedi Meisterin erhoben und damit signalisiert, dass die ehemaligen Young Jedi Knights (sofern sie denn noch leben und die Gnade der Erwähnung finden) eigentlich die Fakel der ersten Jedi Generation (Luke Corran Horn, Kam und Tionee Solusar, Kyle Katarn, Kyp Durron) übernommen haben sollten. Tatsächlich ändert aber auch APOCALYPSE nichts an der Abkehr von diesem anfangs auch noch von Troy Denning mitgetragenen Trend (in STAR BY STAR und DARK NEST) die nächste Generation (die Young Jedi Knights alias Jacen, Jaina und Anakin Solo, Tenel Ka, Lowbacca, Tahiri, Raynar Thul, Tekli und Co.) aufzubauen. Die Führung des Jedi Ordens bleibt fast ausschließlich in Händen Lukes, gelegentlich assistiert von jeweiligen Autoren-Lieblingen wie Dennings Saba Sebatyne, aber der Jedi-Rat ist nachwievor mit Altlasten anderer Autoren (Corran Horn, Kyle Katarn, Kyp Durron) und gesichtslosen Unbekannten besetzt, die alle wenig beizutragen haben, vielleicht auch weil die meisten Autoren wenig mit ihnen anzufangen wissen.
Plötzlich ins Rampenlicht gerückt wird nun Allana, die ähnlich wie in Dark Nest einst ihr Großcousin Ben Skywalker als große Hoffnungsträgerin installiert wird. Angelegt ist der jüngste Spross der Skywalker-Dynastie durchwegs sympathisch, tierlieb wie Jacen Solo, sturköpfig wie ihre Großeltern Han und Leia, ganz die heranwachsende Kriegerprinzessin die man sich als Enkelin einer Leia erwarten würde. Setzt der nächste um die Großen Drei und Anhang aufgebaute Zyklus auch wieder nach einem Zeitsprung an könnte man im nächsten Abschnitt der LEGACY-Ära die Geburt Fels II., ein Wiederaufeinandertreffen des gestandenen Jedi-Ritters Ben Skywalker mit Sith Lady Vestara Khai und die Lehrjahre der künftigen Jedi-Königin Allana erleben. Wer wohl ihr Meister bzw. viel wahrscheinlicher ihre Meisterin werden würde? Allana verspricht einiges von dem Potential das von wenigen Zyklus-Autoren der letzten Jahre genutzt wurde. Sie ist gewissermaßen die Reinkarnation der Solo-Kinder, der Young Jedi Knights und auch der erzählerisch auf eine Nebenrolle reduzierten Prinzessin Leia. Wahrscheinlich würde ihr weiteres Schicksal allerdings fest in der Hand Troy Dennings bleiben, wenn auch eine Autorin wie Christie Golden, die mit Vestara Khai schon interessante Arbeit geleistet hat, vielleicht doch die bessere Wahl wäre einen starken weiblichen Charakter zu porträtieren.
Neben der heimlichen Heldin der Reihe (Allana) und der oft leider marginalisierten Jaina Solo ist Ben Skywalker an der Seite seines Vaters in FOTJ nun durchaus groß eingeführt worden und im EU als Charakter angekommen. Sollte sich ein Autor doch eines Tages dazu durchringen können Luke wie es schon Paul S. Kemp wagte vom Immerinvolvierten zur grauen Eminenz im Hintergrund zu machen, kann Ben dessen Rolle perfekt ausfüllen und ließe sich sogar flexibler einsetzen als sein Vater. Schon jetzt erfüllt Ben die Rolle Anakins bzw. Jacen Solos, des Teenagers in den Fußstapfen Luke Skywalkers, nur dass er im Gegensatz zu den beiden Solos in den NJO-Romanen noch immer im Schatten Lukes steht.
Eine etwas andere "Lichtgestalt" ist zweifellos Vestara Khai, die entfernt ein wenig an eine unverbrauchte Lady Lumiya erinnert. Von Beginn an bewies Vestara das Potential sich von der Agentin der Sith zu einer Heldin zu wandeln, doch auch für sie geht die Geschichte nicht ganz so aus, wie es ihr lieb gewesen wäre und sie landet zwischen den Stühlen. Gerade was das von Ship in ihr gesehene Potential betrifft dürfte Vestara noch Größeres bevorstehen.
APOCALYPSE mag das Happy End fehlen, doch nicht die Verheißungen auf Künftiges das kommen könnte. Gerade mit dem eher offenen Ende und einigen "Rückschlägen" bietet sich eine offene Zukunft an, wie man sie zuletzt nach 19 Bänden NEW JEDI ORDER erleben durfte. Die Hoffnung, dass mit Allana Solo jedenfalls eine Ära relativen Friedens am Horizont zu sehen ist, ehe eines fernen Tages Roan Fel und die One Sith der Galaktischen Allianz das Messer in den Rücken rammen, ist lebendiger denn je. Auch die Bewusstwerdung, dass es neben dem Lost Tribe noch andere Sith geben könnte und ob es zu einer Allianz des Sith-Clans mit Krayts Kultisten kommen wird, würde Stoff für den einen oder anderen Roman bieten. Interessant bleibt natürlich der Hintergrund des künftigen Krieges mit Krayts Sith: ob die Jedi zu Zeiten eines Kol Skywalker um die Existenz von Krayts Sith wussten, also bereits einige Jahrzehnte mit diesen aneinander geraten sind und welche Entwicklungen die Djo-Solo-Dynastie durchlaufen hat.
Würde man sich auf die Zersplitterung der Großreihen auf Einzel- und Mehrteiler konzentrieren, ließen sich diese potentiell interessanten Geschichten ja auch so erzählen und würden nicht unter der Last einer Menge zwangsläufig abzuhandelnder Nebenhandlungen erdrückt werden. Kurzum, dann würde selbstverständlich auch jeder Autor ohne schlechtes Gewissen mit explizit seinen Kreationen hantieren und begeistern dürfen.
- Das Negative -
Gegen Ende des Zyklus fühlt man sich wieder ein wenig zu sehr an die Probleme LEGACY OF THE FORCEs erinnert. Gerade Troy Denning beginnt wieder mit seinen Charakteren zu spielen und wie in INVINCIBLE (Band 9 und Finale besagter Vorgängerreihe) kann nach dem richtungweisenden Vorgänger ASCENSION gar nicht mehr allzu viel unerwartetes passieren. Ein paar Tode hier und diskussionswürdige Enthüllungen da vermögen zumindest etwas abzulenken. Das Bewegendste an APOCALYPSE ist das was rückgängig gemacht wird, sich daher eben nicht weiterentwickelt und zu einer unbefriedigenden Auflösung der Handlung führt. Zumal einem spätestens in ASCENSION ja auch klar gemacht wurde, dass dieser Riesen-Zyklus mit Troy Denning und DARK NEST begann und nun anscheinend wieder endet.
Gerade nachdem unter Dennings Federführung Lukes neuer Jedi Orden vom durch Kevin J. Anderson und Tom Veitch geprägten Konzept eines weniger doktrinären Ordens (wie in den TALES OF THE JEDI) abgebracht und in das Prequel-Korsett gezwängt wurde, kam es nicht überraschend, dass man auch die Anhänger der Potentium-Lehre (es gibt nur die Macht, keine helle oder dunkle Seite) wie Jacen Solo zu notirischen Sith-Adepten erklärte und doch bleibt Jedi Meisterin Saba Sebatyne für ihren praktisch kaltblütigen Mord an Kenth Hamner ungestraft. Ja es scheint sich nach einem Reihenauftakt mit einer Staatschefin die auf Popularitätswerte, Umfragen und Medienberichte schielte kaum einer mehr um den kurzerhand durchgeführten Staatsstreich zu kümmern, der im Gange ist.
Generell, am Ende von APOCALYPSE scheint nichts entschieden und alles nur vertagt zu sein. Vielleicht sollten sich der Fortführung all der losen Fäden dann doch lieber frische Autoren oder lange abstinente Star Wars-Größen annehmen. Ein wenig Abwechslung von Dennings erzählerischen Vorlieben (Hapes, Killiks, Allana Solo, Raynar Thul) und der Erdrosselung von Aaron Allstons einst kultigen Stil ist jedenfalls begrüßenswert.
- Von Mortis in den Maw -
Ob es wirklich sein musste, dass man gerade in der Post-Endor-Ära, deren Anhänger tendenziell weniger freundlich gegenüber vielem im Umfeld der Prequels gestimmt sind (insbesondere The Clone Wars), die Celestials als götterähnliche Wesen einzuführen ist eine Frage die man sich bei der Lektüre von APOCALYPSE lieber nicht gestellt hätte. Dennoch ist es nun einmal so, der Titel scheint daher sehr passend gewählt. FATE OF THE JEDI 9 ist durchaus ein Weltuntergang, nämlich für alle die mit der evangelikal angehauchten Idee einer Trinität der Macht zwischen Vater, Sohn und Tochter nichts anfangen konnten oder wollten. Diese Götter bzw. gottähnlichen Wesen sind zwar zum Zeitpunkt der Apocalypse schon tot, aber nun wird ihnen in der neuen Mythologie der Macht noch eine Botin des Chaos und Neubeginns zur Seite gestellt,zumindest nicht die irdische Discordia, Eris oder Pandora, sondern Abeloth, eine ehemals Sterbliche die in der Gegenwart der Celestials (die ohnehin ein wenig an Stargates Antiker bzw. Ancients und Ori erinnern) über ihre Ebene der Existenz hinausgewachsen ist und nach ihrem Sündenfall im Maw interniert werden musste. Durch diese Hinzufügung einer antik-mystischen Komponente zum Kanon mag man unter George Lucas handeigener Federführung zwar einen interessanten neuen Aspekt geschaffen haben, doch auch einen der so manchen Ärger schüren kann.
So ist es vielleicht an der Zeit auch ein wenig über die Mortis-Trilogie zu resümieren. Nach Dave Filoni war George Lucas stark in die Entstehung dieser TCW-Trilogie involviert, legte also zu keinem Zeitpunkt sein Veto dagegen ein. Und Mortis sollte ja generell mysteriös und undurchschaubar angelegt sein, so dass es am Ende keine definitiven Erkenntnisse geben sollte und die Zuschauer über vieles im Unklaren gelassen bleiben. Mortis sollte Dikussionsstoff bieten, etwas das die Fans zumindest wach hält, ob mit Ärger, Bewunderung oder Unverständnis. Doch Troy Denning spann diesen Gedanken weiter. FATE OF THE JEDI war schon geboren als die betreffenden Mortis-Folgen noch gar nicht gab, über die lange Laufdauer der Buchreihe kam es aber dazu, dass diese Idee nun auf dem Tapet landete. Man könne doch die mysteriösen Celestials der Bücher irgendwie mit Vater, Sohn und Tochter in Verbindung bringen. Denning tat es und ist damit vielleicht ein wenig über das Ziel hinaus geschossen, hat er mit seiner Geschichtsstunde bei den Killiks trotz Hinweis auf deren Problem, nur schwer zwischen Fakt und Mythos unterscheiden zu können, Mortis doch einiges an Ungewissheit beraubt. Vater, Sohn und Tochter sind nicht länger irgendwelche Wesen, sondern DIE Schöpfer des Universums gewissermaßen oder in den Worten der Killiks, das was aus in die Macht Aufgestiegenen werden kann. Vom Machtgeist zurück zur körperlichen Form eines gottähnlichen Wesens? Moment das kennt man doch. Ja hier schwingt ein wenig eine der Ideen aus einem früheren Drehbuchentwurf zur heutigen Episode VI mit, nach der Obi-Wan Kenobi für ein finales Duell mit Darth Vader mächtiger als es sich dieser je vorstellen konnte durch die Macht neu manifestiert erscheienen wäre.
Denning greift also "nur" auf eine verworfene Idee aus George Lucas eigener Feder zurück und verbindet diese mit Dave Filonis Mortis-Trilogie. Ein Stück Star Wars Mythologie wurde also einfach nur vereinfacht und verschlankt, indem Celestials und Force Wielders durch Dennings Kunstgriff zu einer "Spezies" fusioniert. Und dank Jason Frys ESSENTIAL GUIDE TO WARFARE ist das ganze bereits einigermaßen Kanon, auch wenn die Option offen bleibt irgendwann durch einen Retcon die Celestials wieder von den Force Wielders zu trennen, immerhin behaupten die Killiks ja Vater, Tochter und Sohn wären das was Celestials "werden". Da fragt man sich unwillkürlich wo sind denn die Anderen und fühlt sich einmal mehr an Stargates "The Others" erinnert, die streng an ihre Regeln der Nichteinmischung glaubenden Aufgestiegenen, die Grenzgängern in ihren Reihen die Existenz schwer machen.
In Summe eine nette Idee, antike Mythologie meets Star Wars oder umgekehrt und so gibt es einmal mehr etwas zu diskutieren und philosophieren. Mit der Einführung von Quasi-Göttern die regelrecht über die Macht und ihren dualen Aspekt verfügen können aber auch ein krasser Stilbruch zum Konzept einer Macht wie wir sie aus den Filmen kannten, wobei Yodas Lehren von einer gesichtslosen Macht in Episode V auch aus dem Wissen heraus stammen können, dass die alten Götter tot sind und die Macht nun frei ist. So ist die Potentium-Lehre (Es gibt nur die Macht, die dunkle Seite ist keine separte Entität) nach Mortis plötzlich gar nicht mehr so falsch, ohne Sith wäre sie jedenfalls tragfähig für einen Jedi-Orden der nicht mehr endlos der dunklen Seite zugewandten Feinde bekriegen muss.
- Resümee -
Dass dieses Finale enttäuschend wird war schon nachdem Turnaround in ASCENSION relativ absehbar. Die Mühe davon noch etwas zu retten scheint sich Troy Denning erst gar nicht gemacht zu haben, stattdessen bringt er es noch zustande den Logiklöchern die Krone aufzusetzen und versucht seine Leser mit einer Verbindung zu den Celestials und der Mortis-Trilogie abzulenken, während am Ende vieles auf einen früheren Stand zurückgesetzt wird. Das ließe sich positiv wie negativ betrachten. Fakt ist, viele Handlungsstränge bleiben offen und bieten Raum für Fortsetzungen wie sie Aaron Allston mit MERCY KILL bereits 2012 bereits vorzulegen gedenkt. Nach allem Ärger über eigensinnige Charakternutzung durch die diversen Autoren und deren Neigungen gelegentlich fremde Handlungsstränge hintanzustellen ist es vielleicht besser wenn man in Zukunft die Damen und Herren jeweils ihre eigenen Romane schreiben lässt, anstatt sie in ein leidiges Gemeinschaftsprojekt zu zwängen.
Fazit:
Wohl einer der schlechteren Star Wars-Romane der letzten Jahre.