Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Kim Stanley Robinsons neuester Roman in deutscher Übersetzung wurde vom Heyne-Verlag in einem übergroßen Taschenbuchformat publiziert und wirkt allein schon vom Äußeren her nicht wie eine leichte Lektüre. Wer bereits seine Mars-Trilogie gelesen hat kann sich ungefähr vorstellen, was ihn erwarten wird.
Wie der Titel bereits verrät, spielt der Roman in der Antarktis, einige Jahre in der Zukunft. Der Antarktis-Vertrag ist abgelaufen und die unterzeichnenden Staaten haben sich noch nicht auf einen neuen Vertrag einigen können. Natürlich stehen wirtschaftliche Interessen verschiedener Nationen - hier vor allem der Amerikaner - einem neuen Vertrag entgegen. Schließlich wird unter der Antarktis Öl vermutet, welches trotz der widrigen Naturgegebenheiten mit modernster Technik nun ökonomisch zu fördern ist. Da die weltweiten Ölreserven in absehbarer Zeit versiegen werden, ist jedes neue Ölvorkommen, sei es aktuell auch noch so verschwindend klein, ein Politikum.
Vor diesem Hintergrund entführt Kim Stanley Robinson seine Leser in eine Welt, die nicht nur von der Entfernung her ganz weit weg ist, sondern auch von ihrer Andersartigkeit her. Eine Welt, in der die Menschen dank neuester Technik gelernt haben zu überleben und sich ein neues zu Hause geschaffen haben. Nicht nur mehr Forscher interessieren sich für diesen Kontinent, sondern auch Touristen, die auf dem ultimativen Thrill aus sind und schon alles andere gesehen und unternommen haben. Menschen, die in der Antarktis auf den Spuren der ersten Expeditionen wandeln wollen, damit sie erleben können, was diese längst verstorbenen Pioniere bei der Eroberung dieses unberührten Kontinents erlebt haben.
Kim Stanley Robinson nimmt sich viel Zeit, um den Leser die Natur und die Wildheit der Antarktis näher zu bringen. Der eigentliche Handlungsfaden, nämlich das Aushandeln eines neuen Antarktis-Vertrags und die Auswirkungen ökoterroristischer Anschläge auf eigentlich verbotene Ölbohrstationen, stehen dabei oftmals im Hintergrund. Er ist zwar immer latent vorhanden, aber großteils nicht an erster Stelle. Vielmehr möchte der Autor seine Leser dafür sensibilisieren, was für einen Naturschatz die Menschheit mit diesem fast unberührten Kontinent noch besitzt und wie fragil das dortige Gleichgewicht ist. Dies gelingt ihm auch.
Antarktika ist kein Roman, der über einen vordergründigen Spannungsbogen verfügt. Dieser ist natürlich vorhanden, steht aber nicht im Vordergrund. Vielmehr sollte der Leser wissen, dass er sich auf einen Roman einlässt, in dem Natur- und Landschaftsbeschreibungen, politische Diskussionen und wissenschaftliche Fakten im großem Umfang zu finden sind.
Die handelnden Personen sind dabei wirklich gut beschrieben und agieren vor diesem Hintergrund. Aus verschiedenen Erzählperspektiven entwickelt sich der Roman nach und nach zu einer durchaus politisch zu verstehenden Botschaft. Die Antarktis in ihrer Unberührtheit für kommende Generationen zu schützen.