|
Titel: Zersplitterte Spezies
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der Tod seines Sohnes während des Kampfs gegen die Fäule und die daraus fast zwangsläufig resultierende Trennung von seiner Frau Ellen und seiner Tochter Maxine, die der zukünftige Avatar des Rots sein soll, wirft Buddy Baker vollkommen aus der Bahn, zumal die Medien diese Tragödien in den Fokus ihrer Berichterstattung stellen.
In einem Anfall von Zorn begibt sich der Animal Man in das Rot, um für sich und im Namen seiner Tochter das Ende ihrer Dienerschaft für die Spähre des tierischen Lebens, die ihnen Sohn und Bruder kostete, zu proklamieren. Echauffiert ob dieser Anmaßung kappt das Rot seine Verbindung mit Buddy, lässt ihm aber seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten.
In seiner Hilflosigkeit sucht Animal Man schließlich eine alte Kreatur auf, gegen die er einst zu kämpfen gezwungen war, mit der Bitte, dass sie mit ihren Fähigkeiten den Schmerz des Verlustes zumindest abmildere. Und auch wenn die beiden früher auf unterschiedlichen Seiten standen, so schenkt ihm Anansa Linderung.
Während Buddy in der folgenden Zeit weiter um seinen Frieden ringt, was umso schwerer ist, als er selbst in die Filmindustrie einsteigt, muss seine Tochter Maxine die bittere Lektion lernen, dass sie trotz ihre Avatar-Kräfte ihren toten Bruder nicht aus Fleisch erneut erschaffen kann, dass es jedenfalls jenseits ihrer Kräfte liegt, (s)eine Seele zurückzuholen.
Und es wächst ein neuer Gegner nicht nur für Buddy Baker heran, ein Wesens namens Brother Blood, das - ganz einem Verräter in den Reihen der um Ausgleich bemühten Avatare des Rots dienend - einen Krieg gegen das Grün und die gerade besiegte, jedoch dennoch notwendige Fäule vom Zaun brechen soll.
Der vierte Band der Serie, der die Ausgaben #19 –23 sowie das Animal Man Annual #2 umfasst, hinterlässt sowohl erzählerisch, als auch künstlerisch einen zwiespältigen Eindruck.
Starke, atmosphärisch dichte und intensive Handlungsbögen wie Maxines verzweifelter Versuch, ihren Bruder neu zu erschaffen, oder Buddys Konfrontation mit Anansa und sein Ringen um Erlösung vom seelischen Schmerz stehen neben vordergründiger Superhelden-Action mit einem gewissen Gore-Faktor oder inkohärent und aufgesetzt wirkendem Parts wie Buddys Kampf mit den Fährnissen einer fast schon totalitären Medienwelt, wobei die Integration von fiktiven „Tweets“als erzählerisches Stilmittel alleine schon wegen der Schriftgröße und der Collagenhaftigkeit –von der inhaltlichen Belanglosigkeit einmal abgesehen - einen geradezu plakativ-nervigen Kotau vor „Web 2.0“-affinen Lesern darstellt.
Ein Aspekt, der mich nicht glücklich macht, weil er den Anspruch als eigenständige Reihe zumindest in Frage stellt, sind zudem die sich andeutenden Parallelen bzw. die Ähnlichkeiten in der Handlung zur Schwester-Serie „Swamp Thing“. Beide Hauptprotagonisten –Buddy Baker wie Alec Holland - verlieren just zum gleichen Veröffentlichungs-Zeitpunkt den Rückhalt und die Loyalität ihrer jeweiligen Sphäre und müssen gegen einen Widersacher ins Feld ziehen, der gleichsam aus dem inneren Kreis der Avatare geboren wurde.
In künstlerischer Hinsicht sind die einzelnen Passagen dieses Tradepaperbacks zum Teil extrem unterschiedlich, so dass es schwer fällt, hier ein Fazit zu ziehen. Ein leichtes, fast schon flirrendes Artwork mit weichen Hell-Dunkel-Kontrasten findet sich auf den rund 156 Seiten ebenso wie ein skizzenhaft, grober, unruhiger Strich oder ein sehr elaborierter, um Realismus und visuelle Tiefe bemühter Ansatz.
Fazit: Auch wenn der alte Vertigo-Nimbus verschwunden ist und sich eine gewisse Beliebigkeit abzeichnet, so wartet dieser „Animal Man“-Sammelband unterm Strich dennoch mit einer gefälligen und in Teilen atmosphärischen dichten Story sowie einem größtenteils ansprechenden Artwork auf.