Reihe: Per Anhalter durch die Galaxis, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Wie viele Kollegen aus dem SF-lesenden Genre war ich erstarrt, als ich im Katalog von Heyne plötzlich die Werbung für einen sechsen Band der Anhalter-Trilogie entdeckte? Ein sechster Band? Geschrieben vom Jugendfantasyautor Eoin Colfer? Blasphemie!
Worum geht es in dem Roman? Die Erde wird zerstört. Wieder einmal kann man sagen, denn die Vogonen haben es sich zum Ziel gemacht, den Kontrakt ein für alle Male zu erfüllen und sämtlichen Erden in sämtlichen Paralleluniversen den Garaus zu machen. Das reißt Arthur Dent, Trillian, ihre gemeinsame Tochter Random und Ford Prefect aus ihren jeweiligen Miniuniversen, in denen sie ein für sie zurechtgeschnittenes glückliches Leben führten. Im allerletzten Moment wird die sichtlich erboste Gruppe von einem bekannten Raumschiff gerettet: der Herz aus Gold. Und Pilot des Schiffes ist kein anderer als der mittlerweile einköpfige Ex-Präsident der Galaxis Zaphod Beeblebrox. Jedoch ist die Herz aus Gold den Vernichtungsstrahlen der Vogonen nicht gewachsen, und so kommt ihnen Wowbagger zu Hilfe, ein unsterbliches Alien, das es sich zur Lebensaufgabe machte, jeder Person im Universum eine Beleidigung an den Kopf zu werfen. Nun, mittlerweile ist Wowbagger aus Rationalitätsgründen dazu übergegangen, die Beleidigungen planetenweise auszusprechen. Während Arthur, Random und Trillian fasziniert von der Existenz des Planeten Nano erfahren, wo sich eine letzte Kolonie der Menschheit aufzuhalten scheint, schleicht sich Zaphod in das Vertrauen Wowbaggers ein, um ihm einen sehnlichen Wunsch zu erfüllen: zu sterben. Dies will Beeblebrox mithilfe des arbeitslosen Gottes Thor erreichen, der nach einem peinlichen Video im Sub-Etha-Netz sämtliche Anstellungen und Gläubigen verlor und nun auf dem Götterplaneten dem Alkohol frönt. Während Beeblebrox sich auf die Suche nach Thor macht, erreicht der Rest der Gruppe Nano, wo sie natürlich weitere Schwierigkeiten erwarten, die unter anderem mit einem großen Stück Käse zu tun haben. Gleichzeitig erfahren auch die Vogonen von der Existenz Nanos und beschließen, dass die Menschenkolonie vertragsgemäß zu vernichten sei.
Eoin Colfer, bekannt durch seine Romanreihe Artemis Fowl, bekam von der Witwe Douglas Adams den Auftrag, einen sechsten Band der Reihe zu schreiben, um einen vernünftigen Abschluss der Serie zu finden. Da selbst Adams fünf Bände für eine schlechte Zahl hielt, scheint dies legitim. Jedoch ist Colfer nicht Adams. Jetzt könnte man sagen, dass das ja selbstverständlich ist und es schlecht wäre, wenn der eine Autor den Stil des anderen kopieren würde, denn herauskommen würde nur ein schlechtes Ergebnis. Jedoch sind Adams Anhalter-Romane so speziell, vollgepackt mit irrwitzigen Ideen und Situationskomik, dass es schwerfallen würde, auch nur in die Nähe dieses Stiles zu kommen. Und Colfer tut sich schwer: Der erste Teil des Buches wirkt besonders bemüht, irgendetwas Adams-artiges zu schreiben. Da bemüht man sich aus der Klamottenkiste bekannter Figuren und Raumschiffe, zitiert ständig Sätze aus den vergangenen fünf Bänden, ohne dass auch nur ein Lacher herausprustet. Lediglich leichtes Schmunzeln gefriert auf den Zügen des Rezensenten. In der zweiten Hälfte bekommt Colfer dann den Dreh heraus und wendet sich von einer bemühten Adams-Kopie weg, hin zu einem eigenständigen Anhalter-Roman. Die Handlung bekommt mehr Tempo und die Gags werden natürlicher und frei jeglichen Zwangs. Leider krankt das Buch dann aber schon an den im vorangegangenen Teil eingeschlagenen Handlungsrichtungen und schleppt diese "Kinderkrankheiten" ständig mit sich rum. Grundsätzlich ist der Roman anfangs etwas wirr und später dann ein amüsantes Werk skurriler SF-Literatur. Man sollte möglichst vorurteilsfrei an das Buch herangehen und nicht versuchen, einen Adams zu bekommen. Colfer hat das auch spätestens ab der Mitte des Romanes kapiert und macht aus dem Werk ein leicht überdurchschnittliches Stück Unterhaltung.