Titel: Angelfire: Meine Seele gehört dir Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Sie ist stark. Sie ist kämpferisch. Nur sie kann die Welt retten ... Zuerst kamen die Albträume. Jede Nacht wurde Ellie von ihnen heimgesucht. Schreckliche Wesen verfolgen und töten sie dann. Aber sind es tatsächlich Träume – oder nicht doch Erinnerungen? Und dann ist da dieser mysteriöse Fremde, Will. Es kommt ihr vor, als würde ihre Seele ihn wiedererkennen. Und wirklich weiß er mehr über sie als sie selbst – denn er offenbart ihr, dass sie magische Kräfte besitzt, an die sie sich nicht mehr erinnern kann. Und dass die Wesen in ihren Träumen schreckliche Realität sind, finstere Kreaturen, die es auf die Seelen der Menschen abgesehen haben. Ellie ist die Einzige, die den Kampf gegen sie aufnehmen und ihnen Einhalt gebieten kann. Doch zuerst muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen, auch wenn die Erinnerungen daran fast schmerzlicher sind, als sie ertragen kann.
Meine Meinung:
Hach ja, wieder einmal hielt ich einen Jugendroman in meinen Händen, der die aktuell stark in Mode gekommene Engel-Thematik aufgreift. Da wundert es kaum, dass mir Begriffe wie Grigori oder Nephilim stark bekannt vorkamen und mitunter ein müdes Lächeln entlockten. Langsam wird es langweilig, könnte man da meinen. Doch in diesem Fall muss ich meine leichten Vorurteile revidieren, die sich anfangs eingeschlichen hatten. Denn obgleich der Auftakt der Angelfire-Trilogie Altbewährtes auffrischt und zunächst wie ein typischer YA-Phantastikroman daherkommt, war ich zum Ende hin doch ziemlich geflasht von C. A. Moultons teuflisch gutem Erstlingswerk – eine gehörige Portion Action, Humor sowie gelegentlich romantische Momente sind genau die Dinge, die ich an einem phantastischen (Jugend-)Roman zu schätzen weiß.
Erschien mir der Handlungseinstieg noch etwas steinig (das könnte teils an der Übersetzung von Inge Wehrmann liegen, muss es aber nicht) und eben typisch Romantasy, änderte sich das geschwind. Es dauert nicht lange und Hauptprotagonistin Ellie entdeckt, dass sie kein gewöhnliches Mädchen ist und der geheimnisvolle "Stalker" kein Unbekannter für sie. Ja, die Sache mit der ungewöhnlich, gutaussehenden High School Schülerin und dem sexy, düsteren Fremden ist in Jugendromanen eigentlich schon Standard, bei Angelfire aber so interessant verpackt, dass es mich überhaupt nicht stören wollte. Ebenso wie die für menschliche Augen verschleierte Dämonenwelt, in die man automatisch hineingesogen wird.
Die Geheimnisse, die Ellie und Will umgeben, wurden genial in den Plot eingebaut. Weder war mir während des Lesens bewusst, was/wer Ellie tatsächlich ist, noch welch düstere Mysterien der unnahbare Will vor ihr verbergen könnte. Sporadische Flashbacks aus Ellies Vergangenheit gestatteten leichte Andeutungen und entfachten so stets meine Neugierde, nahmen der Handlung aber nie zu viel vorweg. Zwar wird auch hier der Fall Luzifers und seiner Anhänger zum x-ten Mal thematisiert, gleichzeitig frischt Moultan die Story aber mit originellen Ideen und (mir) unbekannte Kreaturen auf. Das machte Laune, brachte das nötige Feuer in die Geschichte und ließ mich die Seiten, nach einem kurzen Hänger, in Lichtgeschwindigkeit umblättern. Es wird nämlich reichlich Blut verspritzt und Adrenalin gepumpt, wenn es auf die Jagd nach dämonischen Wesen geht … und das nicht zu knapp!
Unterdessen eroberten die beiden Hauptprotagonisten mein Herz im Sturm. Ich fand Ellies ängstlich-dunkle Seite sowie Wills unnahbar-beschützende Art sehr harmonierend. Wenn Ellie ihre finstere Natur herauskehrte (Zitat: "Meine Party war ruiniert. Mann, war ich sauer!") oder mit neckenden Sprüchen aufwartete, musste ich arg schmunzeln. Zudem fand ich die Tatsache super, dass Ellie selbst die Schwerter schwingt und dem Bösen ordentlich in den Hintern tritt, wenngleich sie vor Furcht am liebsten davon rennen würde.
Dazu passen Wills Charakterzüge ausgezeichnet. Selbstlos und gleichzeitig Stark stürzt er sich in jede Gefahr, stets seiner ihm zugeteilten Aufgabe im Hinterkopf. Im Vergleich zu Protagonisten wie Patch & Nora aus Engel der Nacht haben die Wortgefechte der beiden zwar weitaus weniger Pfeffer, das macht sie aber nicht weniger reizvoll. Die gemeinsamen Momente der beiden werden einfühlsam wie prickelnd umschrieben und kommen ohne ein übertriebenes Dauerangeschmachte oder den beliebten Liebe-auf-den-ersten-Blick-Unsinn aus. Ihre recht spät aufkeimenden Gefühle füreinander konnte ich aufgrund dessen sehr gut nachvollziehen.
Das einzige Manko waren (für mich) die Nebencharaktere, die größtenteils sehr blass gehalten sind, seien sie von guter oder finsterer Gesinnung. Selbstverständlich gibt es da die coole, beste Freundin und auch ein weiterer Verehrer - mit wenig Aussicht auf Erfolgschancen - lässt nicht lange auf sich warten. Bei seiner Frage "Willst du mit mir gehen?" war nicht nur bei Ellie, sondern auch bei mir rasch der Ofen aus. Neugierig hat mich allerdings Ellies herrischer und überhaupt nicht sympathischer Dad gemacht. Manchmal hatte ich das Gefühl, hinter seiner Fassade steckt weit mehr, als es zunächst den Anschein hat. Ich bin äußerst gespannt, ob sich mein Verdacht diesbezüglich in den Folgebänden bewahrheiten wird. Die sind nämlich UNBEDINGT erwünscht! Insbesondere nach dem spannenden, leicht offenen und gefühlsmäßig unbefriedigenden Schlussakt. Buchserien können aber auch verdammt fies enden!
Kurz gesagt:
Mein Feuer für dieses teuflisch, gute Erstlingswerk wurde entfacht! Den etwas steinigen Handlungseinstieg und die blass wirkenden Nebencharaktere einmal ausgeschlossen, kann sich "Angelfire" durchaus blicken lassen. Sicherlich ist nicht alles perfekt und nicht alles neu. Dennoch gelingt C. A. Moulton ein göttlich-dämonisches Phantastikfeuerwerk, das mit reichlich Action, Wortwitz, frischen Ideen und einer funktionierenden Lovestory aufwarten kann. Meine Seele schreit förmlich nach mehr!