Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Harry Creek hat wohl den undankbarsten Job der Erde. Immer wenn einem Angehörigen einer Alien-Rasse auf der Erde eine schlechte Nachricht übermittelt werden muss, kommt er zum Zuge und inzwischen hat er bereits den Ruf eines Todesengels. Doch dann kommt ein Gesandter der Nidu, einer unangenehmen Alien-Rasse, die aber leider der engste Verbündete der Erde ist, bei einem höchst ungewöhnlichen Attentat ums Leben. Die Tatsache, dass auch der Attentäter das Zeitliche gesegnet hat, reicht den Nidu als Vergeltung nicht aus. Sie fordern, dass die Menschen ihnen ein Schaf übergeben, und zwar eines einer ganz besonderen Rasse. Unglücklicherweise hat sich jemand daran gemacht, diese Gattung auszurotten. Aufgrund einer schier unglaublichen Kette von Ereignissen ist ein solches Schaf unbedingt für die Krönungsfeier des neuen Oberhaupts notwendig. Wenn kein Schaf da ist, dann gibt es keine Krönung. Gibt es keine Krönung, dann gibt es einen Bürgerkrieg. Gibt es einen Bürgerkrieg, wird die Erde mit hineingezogen. Schnell wird allen klar, dass dies eine äußerst schwer wiegende Krise ist, und Creek erhält den Auftrag, das Schaf zu finden, das dann, als er seiner endlich habhaft wird, so ganz anders aussieht, als er gedacht hatte.
Bei Schafen und Androiden denkt man sofort an Philip K. Dicks "Blade Runner". Richtig? Falsch. John Scalzi kamen ganz andere Gedanken und in diesem durchaus komischen Buch schreibt er darüber. Der Titel ist irreführend, denn "Android’s Dream" ist der Name dieser Schafsrasse, und eines sei gesagt, ohne auch nur einen Teil der Hanldung vorwegzunehmen: In dem Buch kommt kein einziger Android vor.
Auch wenn das Buch ernsthaftere Passagen enthält, kann man wohl schon sagen, dass dies der komischste SF-Roman seit vielen Jahren ist. Allein der Hergang des Attentats ist so absurd und komisch, dass man sich beim Lesen ein Kichern oft nicht verkneifen konnte. Zwar kommt John Scalzi manchmal an den drögen Humor eines typischen Adam-Sandler-Films heran, überschreitet jedoch zum Glück diese Grenze nie und erspart so dem Leser, dass die Witze ins Geschmacklose abdriften. Doch auch die Geschichte an sich konnte überzeugen. Manches ist haarsträubend, aber eigentlich ist klar, dass dieser Roman nicht wirklich ernst gemeint ist und die Geschichte vielmehr John Scalzis verrückten Ideen und durchaus ironischen Betrachtungen unserer heutigen Welt den Boden bereitet. Als Beispiel will ich die Diskussion unter Rabbinern anführen, die darüber berieten, ob das künstlich gewachsene Fleisch in einem Hot Dog kosher sei oder nicht. Zwar stammt ein Teil des genetischen Materials vom Schwein, aber Klauenfüße habe das Fleisch nicht gehabt.
Mit seinem ersten eigenständigen Roman konnte John Scalzi wiederum voll überzeugen und belegte erneut eindrucksvoll, dass man ihn unbedingt zur ersten Riege der aktiven SF-Schriftsteller zählen muss.
John Scalzi ist ein Name, den man in den nächsten Jahren im Auge behalten muss. 8 von 10 Punkten.
Androidenträume - die Rezension von Erik Schreiber