Serie: Terra Astra (Moewig Fantastic Edition) |
Terra Astra ist zurück! Pabel / Moewig hat im Jahr 2000 neben anderen Projekten auch wieder damit begonnen, Romane der Reihe Terra Astra auf den Markt zu bringen. Dabei handelte es sich früher um eine Heftroman-Reihe, in der diverse Autoren ihre SF-Romane unterbringen konnten. Die jetzige Neuauflage früherer Hefte findet in Hardcover-Bänden statt, und der erste Roman dieser Art ist Androidenjäger von PR-Autor Ernst Vlcek.
Der Band enthält zwei Romane: Teil eins heißt auch Androidenjäger, Teil zwei ist Die Menschenmacher. Und beide Romane erschienen eben Ende der 60er Jahre als Heftromane innerhalb von Terra Astra.
Der erste Teil ist genial! Im Prinzip erzählt er eine ähnliche Geschichte wie Blade Runner, nur denkt Vlcek die Sache konsequent zu Ende. Die Menschheit war vor längerer Zeit in einen Krieg gegen die außerirdischen Shooks geraten und hatte - wahrscheinlich, um nicht allzu viele Menschen in diesem Krieg zu verheizen - Androiden konstruiert, die absolut menschenähnlich waren und gegen die Shooks kämpfen sollten.
Der Krieg ist lange vorbei, doch es sind noch viele Androiden übrig geblieben, mit denen die Menschheit jedoch nichts mehr anzufangen weiß. Schlimmer noch: Die Androiden, die von außen - und eigentlich auch von innen - nicht von "echten" Menschen zu unterscheiden sind - werden von ihren "Schöpfern" wie die eigentlichen Feinde des Krieges behandelt und in Ghettos zusammengepfercht.
In dieser Situation setzt die Handlung von Androidenjäger ein. Dessen Protagonist Xenor Anders (In einem guten Roman darf ein Name auch ruhig mal so redundant sprechend sein!!) ist ein Androiden-Hasser. Und jedes weitere Wort, das ich hier zur Handlung von Teil eins schreiben könnte, würde mir zum Spoiler geraten - daher ist der Rest Schweigen!
Vlceks Stil ist einfach, bisweilen gar simpel. Aber bei einem Roman aus dem Jahr 1969 (wenn ich mich recht erinnere), der inhaltlich so scharf, überraschend und weise (sic! Denn wenn es künstliche Wesen geben sollte, die fühlen können, dürfte man sie dann noch wie Dinge behandeln? Der Roman liefert die Antwort implizit mit: nein, natürlich nicht!) ist, kann man dies problemlos akzeptieren.
Fazit für Teil 1: 8 Punkte (von 10 möglichen)
Der zweite Teil, Die Menschenmacher, fällt im Vergleich dazu leider ziemlich ab. Geschildert wird nicht mehr das Seelenleben von Xenor Anders, sondern das Ganze zerfällt in eine eher übliche Geschichte nach dem ewiggültigen Motto "Die Guten gegen die Bösen". Aber: Wer ist hier wer?!
Dass es um Menschen gegen Androiden (auch fühlend, also auch - Menschen?!) geht, gerät zunehmend ins Hintertreffen. Das Seelenleben von Letzteren findet praktisch gar nicht mehr statt.
Störend fand ich überdies die Flut von Charakteren oder besser Namen von Figuren im zweiten Teil, die keine wirkliche Individualität gewinnen und auch die Handlung nicht wirklich weiterbringen.
Und kurz vor Ende des Romans scheinen Vlcek auch noch die Seiten auszugehen: Wichtige Handlungsteile werden nur noch als Dialog ohne jede Zwischenformel ("sagte er." etc.) wiedergegeben. Das wirkt überstürzt und passt nicht zum Stil des restlichen Romans, geschweige denn des ersten Teils.
Teil zwei führt die Dinge, die der Leser nach Lektüre des ersten Teils im Kopf hätte weiterdenken müssen, unnötigerweise und enttäuschenderweise ziemlich platt weiter. In diesem Punkt ist Blade Runner - ich Ketzer kenne nur den Film! - in seiner Schweigsamkeit etwas besser!
Fazit für Teil 2: 3 Punkte (von 10 möglichen)
Fazit für Androidenjäger insgesamt: 5 Punkte (von 10 möglichen)
Mein Tip an zukünftige Leser: Lest nur Teil eins, und denkt Euch das Ende (und die weisen Konsequenzen - siehe oben!) selber. Dennoch bleibt unter dem Strich zu sagen, dass die - mich völlig überrascht habende - Rückkehr von Terra Astra ein absolut lobens- und fördernswertes Unterfangen ist! Mehr davon!
(26. / 29.1.2001)
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