| Serie/Zyklus:~ Autor: Apuleius 1 CD, Lauflänge ca. 78:10 Minuten, Stereo Eine Besprechung / Rezension von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Ein Königspaar hat drei Töchter, während die beiden älteren schön und klug sind, gilt die jüngste mit Namen Psyche als Venus ebenbürtig. Ja es wird sogar gemunkelt, sie sei schöner. Ihre Schönheit, die viele herbei lockt, hindert sie aber daran einen Ehemann zu finden; während ihre Schwestern alsbald mit Königen verheiratet sind, traut sich niemand um Psyche zu werben. Ihre Eltern sind darüber anfangs nicht unglücklich, ist die schöne doch ihr ein und alles, aber mit der Zeit haben sie Bedenken, daß Psyche vielleicht niemals heiraten wird.
Venus sind mittlerweile die Gerüchte um ihre Nebenbuhlerin zu Ohren gekommen und wie es sich für eine zünftige griechische Göttin gehört, ist sie ordentlich verärgert und sinnt darauf dieser anmaßenden Sterblichen eine Lektion zu erteilen. Werkzeug ihres (ungerechtfertigten Zornes - da Psyche sich niemals mit der Göttin und ihrer Schönheit verglichen hat) ist Amor - Venus' Sohn. Amor soll seine Pfeile nutzen, damit Psyche sich in den häßlichsten, unglücklichsten, ärmsten und widerwärtigsten Manne verliebt, den es auf der Welt zu finden gibt.
Psyches Eltern befragen unterdessen in ihrer Sorge um ihre Tochter ein Orakel, welches Psyche die Hochzeit mit einem scheußlichen Unwesen vorhersagt und genaue Anweisungen gibt, wo und wie sie ihrem zukünftigen Gemahl zugeführt werden soll. Schweren Herzens werden die Vorbereitungen getroffen und Psyche an ihrem Hochzeitstag in die Berge geführt. Als die Hochzeitsgesellschaft weg ist, wird sie von einem Zephyr aufgenommen, welcher sie in ein Schloß voller wunderbarer Schätze und unsichtbarer Diener bringt. Dort erfährt sie, daß ihr Ehemann in der Nacht zu ihr kommen wird.
Und so wie es angekündigt wurde, geschieht es dann auch. Im Schutze der Dunkelheit kommt ihr Gemahl und verläßt sie bevor der nächste Morgen graut. Sie lernt diesen Unbekannten lieben und vermißt schon bald ihre Familie in der Sorglosigkeit ihres Daseins nicht mehr.
Ihre Eltern glauben Psyche verloren und die beiden Schwestern wollen sie suchen gehen. Psyches Gemahl warnt sie in der Nacht vor dem Besuch, will ihr gar das Wiedersehen verbieten. Doch ihre Tränen rühren ihn und so mahnt er sie nur, sich nicht von ihren Schwestern dazu verführen zu lassen ihn erblicken zu wollen, denn dann würde er für immer entschwinden.
Psyche widersteht ihren Schwestern, doch in diesen ist der Neid erwacht und sie schmieden einen Plan Psyches Glück zu zerstören. Es kommt nach einem erneuten Besuch wie es kommen mußte, in ihrer Gutgläubigkeit will Psyche ihren Gemahl sehen, ihn gar - angestiftet von ihren Schwestern - umbringen. Doch statt des Ungeheuers, welches sie und ihr ungeborenes Kind verschlingen will, erblickt sie Armor selbst in ihrem Bett. Amor erwacht und entschwindet mit bösen Worten. Seine Frau ist am Boden zerstört und wandert in die weite Welt um ihren Mann zu finden und seine Vergebung zu erbitten oder den Tod zu finden.
Auf ihrem Weg findet sie eine Möglichkeit sich an ihren Schwestern zu rächen und tritt schließlich verfolgt von allen vor Venus. Doch Venus ist nicht zufrieden, gar noch wütender, schließlich maßte sich Psyche nicht nur Schönheit an, sondern stahl ihrem Sohn auch noch das Herz. Sie gibt Psyche Aufgaben, die einem Herkules würdig gewesen wären, doch Psyches Elend und Unglück läßt sie Helfer in jeder Situation finden, dann trifft sie ihren Gemahl wieder und Göttervater Zeus selbst greift in das Geschehen ein...
Venus als rachsüchtige und eifersüchtige Göttin der Liebe, die auf Hörensagen hin eine Sterbliche zerstören will - griechische Götter wie man sie kennt und liebt. Intrigen, Neid und Rache, alle bekannten griechische Themen sind reichlich vorhanden - auch der fast obligatorische Weg in den Hades fehlt nicht. Doch anders als in den meisten anderen griechischen Werken handelt es sich hier nicht um eine reine Tragödie, sondern endet nach allen Quälereien, die sich durchaus mit Odysseus' Reisen messen könnten, in einem guten Ende.
Barbara Becker spricht die Erzählung souverän und mit Gefühl. Sie schafft es mühelos den verschiedenen Figuren Leben und Seele einzuhauchen und nimmt den Zuhörer in ihren Bann. Man vergißt die Welt um sich herum und leidet mit Psyche, verflucht ihre Schwestern schon bevor diese ihren finsteren Plan ausführen und sicherlich gehört auch Venus nicht zu den Sympathieträgern der Handlung. Einzig Amor bleibt ein bisserl blaß, vielleicht weil eine Frau dies erzählt und es außerdem eine sehr weibliche Geschichte ist, in der die Männer nur Randfiguren sind.
Ihre angenehme Stimme läßt einem zudem die Zeit wie im Fluge vergehen und ehe man sich versieht sind die knapp 80 Minuten herum.
Während ich so der Erzählung lauschte und die Geschichte fortschritt, mußte ich feststellen, dass die Gebrüder Grimm womöglich hier geräubert haben. So manches Motiv erinnerte stark an Aschenputtel. Wenn es in diesem Falle auch keine Tauben sind, die beim Auflesen der Linsen helfen, sondern Ameisen, so ist es doch eine sehr ähnliche Szene, um nur ein Beispiel zu nennen..
Das Hörbuch erscheint in der gleichen Reihe und Aufmachung wie Hans Christian Andersens Die kleine Meerjungfrau oder E. T. A. Hoffmanns Das öde Haus, aber wieder fällt das Preisleistungsverhältnis zu Gunsten des Käufers aus. Wer partout eine festere Hülle haben will, muß sich halt eine kaufen und die CD umpacken.
Von mir 9 von 10 Punkten!
- Juni 2005 -