Reihe: Amizaras Chronik, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Ida Eisele |
Im Jahr 1944 ermordet die sechzehnjährige Rafaela ihren Vater im Gerichtssaal von Boston, weil sie befürchtet, er werde von den Mord an ihrem kleinen Bruder freigesprochen werden, nachdem ein unheimlicher Mann ihr von dieser Möglichkeit erzählt hat. Jahre später erscheint derselbe Mann in dem Irrenhaus, in das man sie eingeliefert hat, stellt sich als Aschamdon vor und bietet ihr an, sie herauszuholen und ihr Leben leben zu lassen – unter einer Bedingung: sie muss etwas für ihn stehlen und zwar vom Sarastro-Orden. Die folgenden Jahre verlebt sie in Rom, wird Ordensschwester und kommt dem von Aschamdon gesuchten Gegenstand immer näher. In seinem Auftrag reist sie schließlich zurück nach Amerika, wo sie ihm helfen soll, den mächtigen Ariach Amizaras zu besiegen.
Atila ist Antiquitätenhändler und wird im Jahr 2002 von einer Freundin zu einer Wahrsagerin in Prag geschickt. In der Annahme, sie wolle ihr wertvolles Kartendeck verkaufen, lässt er sich von ihr die Zukunft vorhersagen. Am selben Abend lernt er Liya kennen, die im Auftrag des Sarastro-Ordens unterwegs ist. Sie kommen sich im Folgenden näher, doch eines Tages verschwindet Liya und Atila bekommt von einem Ariach namens Sarasthoas den Auftrag, ein bestimmtes Artefakt zu suchen. Gemeinsam mit Liyas Schwester Carlin, ihrer Cousine Viorica, der mysteriösen Julia und ihrem Leibwächter Cornelius macht Atila sich daran, seine verschwundene Liya und – was ihm wichtiger ist – das Artefakt zu finden, mit dem er hofft, seine Schulden begleichen zu können.
Die Ariach selbst sind übermenschliche Wesen, auf welche die Sagen über Engel oder auch Götter zurückgehen. Die Kadishim, die weißen Ariach des Sarastro-Ordens, bekämpfen seit Urzeiten die Daevas und die Archonten, die schwarzen Ariach. Allesamt scheinen sie einem Menschenleben keinen großen Wert zuzumessen, dennoch gibt es einige unter ihnen, welche die Erde vor einer noch größeren Gefahr schützen wollen, als sie selbst für die Menschen sind. Den Ungenannten.
Kapitelweise wird zwischen den Perspektiven und Zeiten der beiden Hauptcharaktere gewechselt, wobei jedes Kapitel so endet, dass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen.
Zu Beginn liegt die Sympathie des Lesers eher bei Rafaela, die alles tut, um ihre Familie zu schützen und ihrer geplagten Mutter ein neues Leben zu ermöglichen. Im Laufe des Buches zeigt sich aber, wie sehr sie sich in die Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens hineinsteigert, wie Aschamdons Einfluss auf sie wächst, obwohl sie sich das Gegenteil einredet, und wie sie darüber den Bezug zur Realität verliert.
Anders verhält es sich bei dem selbstsüchtigen Atila, der am Anfang recht unsympathisch wirkt. Doch im Laufe des Buchs wird er, gerade durch seine Beziehung zu Liya, die er selbst als erste Liebe seines Lebens bezeichnet, immer menschlicher und durch seine eigennützige Gier zum unfreiwilligen Helden.
Bisweilen zieh die Geschichte sich etwas, wenn ein einziges Gespräch mehrere Kapitel einnimmt. Allerdings ist das hauptsächlich dann der Fall, wenn viele Informationen vermittelt werden müssen, und tut der Lesbarkeit keinen wirklichen Abbruch. Zwar wird in der Tat viel erklärt und nach anfänglicher Unsicherheit kristallisieren sich die verschiedenen Ariach-Parteien recht klar heraus, dennoch hat man am Ende des Buches das Gefühl, nur einen Bruchteil der Geschichte gelesen zu haben – was wohl auch seine Berechtigung hat, Band 2 ist in Vorbereitung.
Sonst bleibt nur zu sagen, dass Aschamdon ein angenehm zu lesendes, spannendes Buch mit interessanten Charakteren und mysteriösen Geschöpfen ist, das ich sehr gerne gelesen, um nicht zu sagen verschlungen habe.
Zudem besticht es durch sein überaus ansprechendes Äußeres. Jede Buchseite ist bedruckt, sodass sie wie ein altes Pergament wirkt. Außerdem sind viele Illustrationen in den Text eingebettet und Anmerkungen des ‚Chronisten’ an den Rand gekritzelt, was das Lesen zu einem Vergnügen und das Buch zu einer Attraktion im Bücherregal macht.
Spannender Inhalt + großartiges Layout = absolut empfehlenswert!