Titel: American Nightmare - Der amerikanische Alptraum Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Ende der 60er Jahre gab es im Horrorgenre einen radikalen Wechsel. Auf einmal galten nicht mehr Filme der Hammer-Studios oder von American International Pictures als anstößig und blutrünstig. Diese Filme waren, im Vergleich zu dem, was nun in die Kinos kam, kalkulierbar. Die Zuschauer konnten sich angenehm gruseln und wussten, dass sie gut unterhalten werden. Dies änderte sich (mehr oder weniger) abrupt im Jahr 1969, als Romeros „Night of the Living Dead“ in die Kinos kam. Eine ganz andere Form, ja eine bisher noch nie da gewesene Form des Horrorfilms entsetzte das Publikum. Er wirkte erschreckend real. Doch sollte Romeros Film erst der Anfang sein. Wenige Jahre später folgte Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ und nur ein Jahr darauf Wes Cravens Debüt „Last House on the Left“, ein Film, der bis ins Jahr 2000 in England verboten war. In Deutschland ist der Film bis heute nur als geschnittene Fassung zu haben.
Alle drei Filme hatten gemeinsam, dass sie keine durchkomponierte Story a la Hitchcock lieferten. Der Zuschauer befand sich nicht in den Händen eines Meisters, sondern (wie Tobe Hooper dies ausdrückt) in den Händen eines Wahnsinnigen. Horror musste neu definiert werden. Das Genre des Splatterfilms war geboren.
Doch wieso geschah dies ausgerechnet am Ende der 60er Jahre? Regisseur Simon geht dieser Frage in seiner einzigartigen und viel gelobten Reportage über die Ursprünge des modernen amerikanischen Horrorfilms nach. Vietnamkrieg, Bürgerrechtsbewegung, Rassismus - Themen, welche nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die damalige Medienwelt stark beeinflussten, werden als Aspekte ausfindig gemacht, die die radikalen Veränderungen im Horrorgenre beeinflussten. Simon lässt nicht nur Regisseure wie John Carpenter oder Romero über ihre Filme und deren Hintergründe sprechen, sondern genauso lässt er Philosophen, Historiker und Kulturwissenschaftler zu Wort kommen. Zwischendurch werden Filmausschnitte gezeigt und mit damaligen Fernsehreportagen verglichen.
„American Nightmare“ ist ein zweideutigen Begriff. Zum einen bezeichnet er den Alptraum, dem die Zuschauer in den Kinos plötzlich ausgesetzt waren, zum anderen einen der dunkelsten Teile der amerikanischen Geschichte.
Simons Reportage ist unwahrscheinlich interessant und wird alle begeistern, die sich ernsthaft mit dem Thema Horror bzw. Phantastik auseinandersetzen. Absolut empfehlenswert!
Die bei epix erschienene DVD hat das Tonformat DD 2.0 für die deutsche und die englische Version sowie das Bildformat 16:9. Als Extras gibt es Trailer sowie einen deutschen Kurzfilm zum Thema Splatter und ein Splatter-Gedicht.