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Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die vorliegende Geschichte wurde nicht zu Lebzeiten Robert E. Howards (1906 - 1936) veröffentlicht. Sie ist eine seiner längeren Erzählungen und enthält alles, wofür der Autor bekannt wurde: Spannung, Abenteuer, zahllose Kämpfe, eben einsame Helden gegen eine ach so böse Gesellschaft, wobei es gilt, Monster (menschliche und andere) zu bekämpfen und holde Weiblein zu retten. So geht es auch dem Helden Esau Cairn (der durchaus Ähnlichkeiten mit Conan, Kull und anderen Howard-Charakteren hat), der mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Mit seinen körperlich überragenden Kräften und seinem überschäumenden Temperament ist er scheinbar falsch auf unserem Planeten. Der Wissenschaftler Professor Hildebrand sorgt mit einer nicht näher beschriebenen Maschine dafür, dass sich Esau Cairn auf dem Planeten Almuric wiederfindet. Eine ähnliche Story findet sich in den John-Carter-Romanen von Edgar Rice Burroughs und wird später von John Norman mit seinen Kregen-Romanen aufgegriffen. Die Erzählung beginnt erst richtig, als Esau auf dem primitiven Planeten Almuric ankommt. Dabei kann er nichts mitnehmen und steht dort nackt in der Wildnis rum. Dort versucht er, sich tagelang gegen die Wildnis zu behaupten. Dies setzt sich fort, als er auf die ersten Eingeborenen trifft und sich wie in weiteren Begegnungen erst einmal durch schiere Körperkraft beweisen muss. Damit tritt hier die Umkehrung dessen statt, was er auf der Erde nicht durfte: reine körperliche Gewalt anwenden, um seine Ziele durchzusetzen.
Er trifft auf die Guras und fühlt sich in der islamisch orientierten Gesellschaft wohl. Neben den männlichen Bewohnern, die alle einer Kriegerkaste angehören, sind es ihre Frauen, die Esau auffallen. Allerdings ist die Rolle der Frau eine dienende, in allen Bereichen. Altha, Tochter eines einflussreichen Guras, die fast den irdischen Schönheitsidealen auf der Erde entspricht, wird von den geflügelten Yagas, kannibalisierenden Wesen, entführt. Esau verliebt sich in die junge Frau, die einen Selbstmordversuch hinter sich hat, weil sie die Rolle der Frau in dieser Gesellschaft nicht akzeptiert. Die Yagas terrorisieren das Land von ihrer Bergfestung aus. Carin dringt in die Festung ein, um die Frau zu befreien, was ihm auch gelingt. Wobei ich das Gefühl hatte, diese Szene in einem anderen Zusammenhang bereits gelesen zu haben. Was ich durchaus für möglich halte, weil Howard ab und zu bei sich selbst abschrieb. Robert E. Howard beschreibt Esau so, wie er in der Bibel vorkommt: sein Held lässt die Zivilisation und Moral hinter sich, nimmt das Barbarische an und trägt es wie eine besser passende Haut. Esau und Altha sind Figuren, mit denen man sich durchaus identifizieren kann. Sie sind beide wie Außenseiter angelegt. Der Mann von der Erde und die nicht erfolgreiche Frau, die mehr Rechte für die Frauen fordert, ohne als Suffragette aufzutreten.
Robert E. Howards Almuric wurde erst drei Jahre nach seinem Selbstmord veröffentlicht. Es gab im Wilhelm Heyne Verlag eine gekürzte Übersetzung. Joachim Körber übersetzte die Geschichte erneut - und vollständig. Damit bildet Almuric gleichzeitig den Auftakt der neuen Reihe Pulp Fiction. Ein gelungener Auftakt einer Reihe von Abenteuerromanen, in denen sich mehr wiederfindet als nur eine Erinnerung.