Reihe: Utopische Klassiker, Band 5 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Deutschland im Chaos: Bürgerkrieg herrscht auf den Straßen, marodierende Kinderbanden ziehen durch die Großstädte und die vielen Schuldner werden von gepanzerten Fahrzeugen verfolgt, aus denen Geldeintreiber auf sie feuern. Überlebt man dies alles, muss man nur noch darauf achten, nicht in die Hände einer der Metzgereien zu fallen, die gute Verwertungsmöglichkeiten für deine Organe wissen: Neureiche zahlen sehr gut für eine frische Lebensverlängerung!
Über das ganz unten angekommene Deutschland herrscht Kanzler Schwammstein, der allerdings auch nicht mehr ganz Herr seiner Sinne ist und in den wenigen verbleibenden lichten Momenten unter Verfolgungswahn leidet. Stützt sich doch eine Widerstandsbewegung auf den ominösen Bogatzky, den sie für ihre zweifelhaften Ziele vereinnahmt. Dieser hingegen, als Einziger der Fähigkeit zur Teleportation mächtig, hält sich am liebsten aus allem raus und nährt nur seine Konten. In dieses quietschbunte und zugleich düstere Durcheinander platzen die Ergebnisse der ersten deutschen Venusexpedition. Die eigentlich als verschollen geltende Mission ist auf ein Wesen gestoßen, das sich als Gott zu erkennen gibt. Die Auswirkungen sind radikal: Das Wesen nimmt die Gelegenheit, etwas Macht auszuüben, wahr und verändert die Menschen derart, dass alle ihre Wünsche sogleich wahr werden. Während Kanzler Schwammstein die Gunst der Stunde nutzt und eine Religion gründet, findet Bogatzky das Ganze gar nicht so besonders gut und versucht die Hintergründe aufzudecken.
Den Roman als Parodie oder als Gesellschaftskritik zu bezeichnen wird beiden Begriffen nicht gerecht. Wenn man in den Roman-Topf neben beiden erwähnten Genres noch einiges an kölschem Lokalkolorit, eine gute Prise Koks und eine reichhaltige Dosis Amphetamine hineingibt, das Ganze mit bunten Blumen untermischt und mit viel Realsatire würzt, erhält man einen kleinen Eindruck dessen, was Rainer Zubeil uns mit diesem Roman überreicht. Die verquere, aber nichtsdestotrotz geniale Handlung erfordert gleichzeitiges Lachen und hintergründiges Denken, sodass man nach der Lektüre erschöpft, aber zufrieden zu Boden fällt.
Alles ist gut - die Rezension von Erik Schreiber