Titel: Alien 3 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Nachdem ein Feuer auf der SULACO ausgebrochen ist, werden die Überlebenden von Aliens in ein Beiboot gepackt, dass auf der Strafkolonie Fiorina 161 notlandet. Als Ripley aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht, wird sie mit der Tatsache konfrontiert, dass die beiden anderen Überlebenden bei der Notlandung ums Leben gekommen sind. Aber damit nicht genug, denn mit dem Beiboot ist noch ein blinder Passagier aufgetaucht, der sein Unwesen in der Strafkolonie treibt. Es beginnt ein Kampf ums nackte Überleben...
Die Entstehung von Alien 3 ist eine ziemlich verzwickte Sache, die einige Regisseure verschlissen hat. Ursprünglich sollte Renny Harlin sich an dem Projekt versuchen, was er aber nach einiger Zeit entnervt aufgab, da keiner der Drehbuchentwürfe ihn zufriedenstellen konnte. Danach folgte der Neuseeländer Vincent Ward, der sich wegen seiner kreativen Ansichten mit den Produzenten überwarf.
Einmal war sogar Coproducer Walter Hill im Gespräch, der aber dann doch David Fincher den Vorzug gab. Auch die Drehbuchautoren gaben sich die Klinke in die Hand. Beispielsweise gab es auch einen Entwurf von William Gibson, der zwar nicht realisiert wurde, aber dessen Elemente im letztendlichen Produkt zu finden sind. So setzte sich Alien 3 aus einer zahlreichen Anzahl von Ideen zusammen, die alle mal Drehbuchentwürfe waren, wie beispielsweise die Idee der klosterartigen Vereinigung der Gefangenen aus dem Ward-Projekt.
David Fincher hatte das Problem bei den Dreharbeiten mit einem unfertigen Script zu arbeiten. Fincher, der sich vorher vor allem als Videoregisseur einen Namen gemacht hatte, legte sein ganzes Herzblut in das Projekt, was letztendlich zu einer Auseinandersetzung mit den Produzenten und der Centfox führte, die den Film so realisierten, wie er in die Kinos kam. Später distanzierte sich Fincher deutlich von seinem Erstling, weil er keinerlei kreative Gewalt über das Projekt hatte. Dies ist auch an der Tatsache zu bemerken, dass er an der Langfassung seines Films, die man auf der DVD findet, nicht beteiligt werden wollte. Die Fassung entstand ohne seinen Segen nach seinen Notizen und einer Arbeitskopie, die in den Archiven der Fox gefunden wurde. Die unfertigen Spezialeffekte wurden für die Quadrilogy extra überarbeitet bzw. fertiggestellt.
Der Unterschied zwischen der Langfassung und der Kinofassung sind sehr deutlich. Allein schon das "Schlüpfen" des Aliens aus einer Kuh zeigt deutlich, dass man es über weite Strecken mit einem anderen Film zu tun hat. Die Charaktere werden besser gezeichnet, die Gemeinschaft der Gefangenen genauer beschrieben und das Ende ist nicht mehr so hollywoodmäßig wie in der Kinofassung. Es entfaltet sich vor dem Auge des Zuschauers ein richtiges Meisterwerk, wie man es gerne im Kino gesehen hätte und zeigt, warum David Fincher heute den Ruf eines Meisterregisseurs besitzt. Der Betrachter besitzt durch die Seamless Branching-Technik die Möglichkeit beide Fassungen direkt miteinander zu vergleichen.
Auffallend an der Film-DVD ist das starke Bildrauschen, dass sich durch den ganzen Film zieht. Dabei geht einiges an Details verloren. Allerdings wird die durch einen sehr guten Kontrast und einer guten Farbgebung etwas kompensiert. Vor allem in dunklen Szenen zeigt das Bild einige Stärken. Auch die Schärfe kann insgesamt zufriedenstellen.
Man merkt dem Ton sofort an, dass Alien 3 aus einer Zeit stammt, in dem Surround kein Fremdwort ist. Sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur beeindrucken durch einen interessanten Klangteppich, der begeistern kann. Die Effekte werden gut wiedergegeben und auch die Dialoge sind klar verständlich. In diesem Bereich überzeugt der Film auf jeden Fall.
Auch bei Alien 3 arbeitet man nach dem gleiche Konzept wie bei den anderen Bonus-DVDs. Allerdings fehlt hier die Einführung des Regisseurs, da, wie schon weiter oben erwähnt, David Fincher mit der Rekonstruktion seiner Version nichts zu tun haben wollte. So findet man auf der Film-Scheibe auch nur einen Audiokommentar von Crew und Cast als Extra.
Einen sehr informativen Einblick in die Arbeit Finchers und seiner Crew geben die Featurettes, die man sich entweder einzeln oder als große Dokumentation anschauen kann. In den Bereichen Pre-Production, Production und Post-Production bekommt man jede Menge Archivmaterial geboten, aber auch einige neuere Interviews. Dabei werden auch die ersten Entwürfe näher beleuchtet, denn die Regisseure Renny Harlin und Vincent Ward haben einiges über ihre Versionen zu erzählen. Aber auch H. R. Giger kommt nocheinmal zu Wort, der für diesen Film eine neue, stark überarbeitete Version seiner Schöpfung geschaffen hat. Bildergalerien runden die Bonus Features ab.
Alien 3 in der Langfassung ist die eigentliche Hauptattraktion der Quadrilogy-Box. Der Film unterscheidet sich sehr von der Kinofassung und gibt dem Zuschauer, das, was er im Kino vermisst hat. Ähnlich wie die anderen DVDs ist auch dieser Film mittlerweile als Einzeltitel erhältlich.
Weitere Rezensionen von Andreas Schweitzer findet man unter http://www.acrusonline.de