Titel: Die Alchimistin |
Klappentext: Director's Cut - vom Autor vollständig überarbeitete Neuausgabe
Im düsteren Schloss ihrer Ahnen wächst Aura Institoris inmitten eines Labyrinths endloser Gänge und Säle heran. Als ihr verhasster Vater, ein Alchimist, getötet wird, verliebt sie sich ausgerechnet in seinen Mörder – den mysteriösen Gillian. Gemeinsam geraten die beiden zwischen die Fronten eines Krieges zwischen Unsterblichen, deren Hass die Jahrhunderte über dauert hat.
Meine Meinung: Vor über 10 Jahren wurde „Die Alchimistin“ veröffentlicht und es ist eines der erfolgreichsten Bücher von Kai Meyer. Es folgte ein Band 2 und jetzt im Frühjahr 2012 folgt Band 3. Welch eine gute Gelegenheit die beiden ersten Bände einmal komplett zu überarbeiten und in neuem aktuellem Gewand wieder auf den Markt zu bringen. Kai Meyer hat die Bücher seinem Stil, seiner Sprache, die sich ganz natürlich in den letzten Jahren gewandelt hat, angepasst. Dazu findet der Leser am Ende des Buches noch Informationen über die Entstehung des Romans und Wissenswertes in Bezug auf die Alchimie.
Ich kann nicht sagen, ob es sich für all diejenigen lohnt, die die alte Version gelesen haben, nun auch die neue Version zu kaufen. Ich kannte „Die Alchimistin“ bisher nicht. Nun habe ich sie auf knapp 500 Seiten kennen und lieben gelernt.
Der Leser muss sich zu Beginn der Geschichte so dreißig bis vierzig Seiten Zeit nehmen, um in die Geschichte hineinzufinden, die Charaktere kennen zu lernen, um dann mit ihnen ein Abenteuer zu erleben. Die Alchimie ist ein Thema, das die Menschen schon seit Jahrhunderten interessiert, Wünsche weckt und träumen lässt. Aber der Wunsch nach dem ewigen Leben oder nach Gold in Hülle und Fülle kann die Menschen auch verändern. Das zeigt dieser Roman ganz deutlich.
In seinem Mittelpunkt steht die Familie Institoris, bestehend aus sechs Mitgliedern. Diese werden noch ergänzt durch ungefähr eine Handvoll weitere Charaktere. Es gibt also einige Figuren, die man kennen lernen muss. Außerdem darf der Leser an keiner von ihnen hängen. Kai Meyer hat keine Skrupel Charaktere, die vielleicht für die Geschichte noch wichtig erscheinen, umzubringen. Mord spielt von Beginn an eine große Rolle und passiert auch nicht nur einmal.
Ich darf hier nicht zu viel verraten, denn ich möchte nicht spoilern, aber es muss gesagt sein, dass das Thema des Buches, das heißt die Art und Weise wie die Alchimisten versucht haben die Unsterblichkeit zu erlangen, unter die Haut geht und mich manchmal kopfschüttelnd und fassungslos zurückgelassen hat. Natürlich ist es nur eine Geschichte, aber sie wird so gut, so glaubwürdig dargestellt, dass ich mir vorstellen kann, dass es wirklich Menschen gab, die es probiert haben.
Kai Meyer eröffnet schon zu Beginn der Geschichte einige Handlungsfäden. Diese nehmen immer mehr zu und ich habe mich zwischendurch wirklich gefragt, ob es ihm überhaupt noch gelingen kann, das Ganze zu einem sinnvollen Ende zu führen. Er kann! Am Ende greifen alle Fäden wie selbstverständlich ineinander. Es ergibt sein ein großes Bild, das in meinem Augen völlig ohne Logikfehler daherkommt.
Stark sind auch die Bilder, die Kai Meyer mit seinen Worten malt. Darunter blühen natürlich insbesondere die Schauplätze auf. Ich glaube, ich würde mich sofort zurecht finden im Schloss Institoris, das der Küste vorgelagert in der Ostsee liegt. Auch wenn mir selbst durch die Beschreibung schon etwas mulmig zu Mute ist. Genauso ging es mir mit Wien oder auch an den anderen Schauplätzen, die die Charaktere später besuchen.
Die Handlung wird von Seite zu Seite rasanter, nimmt immer mehr Fahrt auf und findet dann einen grandiosen Abschluss. Es gibt also keine Längen innerhalb des Buches, nur der Anfang kann sich für manche eventuell etwas ziehen, aber das lässt nach den ersten zwei oder drei Dutzend Seiten auf jeden Fall nach. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, wird dann aber – wie wir wissen – in Band 2 und dann auch 3 fortgeführt. Somit wird der Leser nicht mit einem nerv tötendem Cliffhanger zurückgelassen, kann sich aber trotzdem auf weitere Abenteuer mit Aura Institoris freuen.
Fazit:
Eine wunderbare Geschichte verpackt in zwei Buchdeckel, die ich kaum noch aus der Hand legen konnte. Mit ausdrucksstarken Worten werden Schauplätze beschrieben und der Leser mit Charakteren bekannt gemacht, die in eine Handlung verstrickt sind, die lange Zeit scheinbar immer komplizierter wird und dann hervorragend aufgelöst wird. Wie üblich ist Kai Meyers Sprache fesselnd und das Zusatzmaterial lässt die Herzen der Fans höher schlagen, denn man kann dem Autor gewissermaßen über die Schulter schauen und erfährt einiges über die Entwicklung dieses Romans. Ich kann gar nicht anders als die vollen 5 von 5 Punkte zu vergeben.
Über den Autor:
Kai Meyer wurde 1969 in Lübeck geboren, wuchs aber im Rheinland auf. Er studierte Film und Theater und war zeitweise Redakteur bei einer Tageszeitung für Kultur und Vermischtes. Seit 1995 konzentriert er sich aber nur noch aufs Schreiben. Er hat inzwischen über 50 Bücher veröffentlicht. Diese wurden in bis zu 28 Sprachen übersetzt.