Titel: Albert - Ein glorreiches Schnabeltier Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Albert lebt im Zoo von Adelaide – und er ist nicht glücklich damit, tagtäglich begafft und ausgelacht zu werden. So entschließt er sich, nur mit einer leeren Limoflasche ausgerüstet, zur Flucht. Sein Ziel: das Alte Australien, wo die Tiere noch so sind, wie sie sein sollten. Was er dabei nicht ahnt: jenes Alte Australien wird von Rauhbeinen bewohnt, welche bereit sind, einem wehr- und arglosen Schnabeltier für ein paar Pence eine Kugel in den Rücken zu jagen. Zwar trifft Albert auf einige Kreaturen, welche durchaus zu Freunden werden, allerdings wird er auch bald zu einem der meistgesuchten Kriminellen in der Gegend…
Kritik:
Ich muss gestehen, dass die erste Leseprobe des Romans “Albert – Ein glorreiches Schnabeltier” mich überhaupt nicht überzeugen konnte, war das erste Kapitel schließlich ungemeinmelancholisch und versprach so überhaupt keinen humoristischen Mehrwert. Machmal muss man sich halt eines besseren belehren lassen.
Tatsächlich kann man nämlich nach abschließender Lektüre ruhigen Gewissens behaupten, dass es tatsächlich nur die ersten beiden Abschnitte sind, die den Roman, welcher auf der Rückseite groß als “Farm der Tiere, jedoch ohne Farm, dafür mit Schnaps und blauen Bohnen” beworben wird, in einem solchen Licht erscheinen lassen. Schnell nimmt die Geschichte um den ehemaligen Zoobewohner Fahrt auf und lässt ihn in so manche äußerst unangenehme Situation stolpern, aus denen er sich Anfangs in erster Linie durch seine Reisebekanntschaften und seine Naivität retten kann. Anderson versteht es dabei gut, den Leser an der Entwicklung des Protagonisten teilhaben zu lassen. Während wir es anfangs noch mit einem naiven Ex-Zoobewohner zu tun haben, entwickelt sich Albert im Lauf der Geschichte langsam aber stetig zu einem Tier, welches vor allem durch eines vorangetrieben wird: den großen Wunsch, endlich das Alte Australien zu finden, in dem er so leben kann, wie er es möchte. Die Story und der Autor lassen den Leser diesen für die Entwicklung wichtigen Punkt auch nie aus dem Auge verlieren, man beruft sich immer wieder darauf, dass dies der Motor für Albert ist – und man versteht es wunderbar, diesen Motor und die damit einhergehenden Handlungen nachvollziehbar und vor allem auf eine sehr spannende Art und Weise zu beschreiben.
Man sollte sich übrigens von der eher kindlichen Aufmachung des Buches nicht täuschen lassen. “Albert – Ein glorreiches Schnabeltier” ist mit Sicherheit keine Fabel, die in die Hände von jungen Kindern geraten sollte. Auf der einen Seite ist der Humor mitunter schon sehr zynisch und bissig (was im Übrigen sehr zu gefallen weiß), auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass die Geschichte selber mit dem stetigen Voranschreiten ihre dramatische Schlagseite mehr oder minder abzulegen beginnt. Was den Leser dafür erwartet, sind mitunter sehr actionreiche Auseinandersetzungen mit Känguruhs und Dingos, in welchen es zum Teil auch recht blutig zur Sache geht. Anderson driftet zwar nicht auf eine regelrechte Splatterschiene ab, aber dennoch gibt es hier und da schon mal abgetrennte und angefressene Körperteile. Man richtet sich also eher an ein “älteres” Publikum, was so zu Beginn des Romans noch nicht abzusehen war.
Stilistisch ist Anderson erfrischend. Das Buch liest sich locker-flockig, ohne dabei völlig anspruchslos zu wirken. Der Humor ist auch in der deutschen Übersetzung gelungen und treffend, teilweise entdeckt man auch deutliche Parallelen in unsere reale Welt. Sehr gelungen finde ich dabei die recht detaillierten Landschaftsbeschreibungen, die uns der Autor in “Albert – Ein glorreiches Schnabeltier” präsentiert. Mitunter hat man tatsächlich den Eindruck, dass Australien wie er es sich vorstellt bildlich vor Auge geführt zu bekommen. An dieser Stelle muss man also noch einmal darauf hinweisen, dass man sich von den einleitenden Kapiteln nicht täuschen lassen sollte. Später hält der Roman auf jeden Fall, was der Klappentext verspricht!
Fazit:
“Albert – Ein glorreiches Schnabeltier” ist für mich ein echter Überraschungs- wie auch Glücksgriff gewesen. Ich wurde annäherend über die komplette Seitenzahl bestens unterhalten und konnte das Buch nach zwei Tagen als beendet abhaken und zur Seite legen.
Bewertung: 9/10 Punkten