AKIRA Ein Beitrag von Ulrich Blode |
Der Manga Akira erschien zuerst im Young Magazin, Japan. Die insgesamt 120 Kapitel aus den Jahren 1982 bis 1990 wurden später in sechs Sammelbänden zusammengefasst. In Deutschland wurde zuerst eine neunzehnbändige farbige Ausgabe veröffentlicht. Eine Einzelbewertung der Bände ist schwierig, weil sich die Handlung fortlaufend entwickelt und nicht auf die einzelnen Sammelausgaben zugeschnitten ist.
Die Handlung ist komplex und erfordert die Aufmerksamkeit des Lesers.
Am 6. Dezember 1992 wird Tokio durch eine neue Waffe zerstört, was den dritten Weltkrieg auslöst. Die eigentliche Handlung setzt 38 Jahre später ein. Auf dem Weg zu dem alten Explosionskrater verunglückt das Gangmitglied Tetsuo, weil er mit einem seltsamen Menschen zusammenstößt. In Tetsuo, der Schüler ist, erwachen übernatürliche Fähigkeiten und das Militär ist deshalb sehr an ihn interessiert, weil es bereits seit Jahrzehnten mit paranormalen Kräften experimentiert. Die stärker werden Kräfte Tetsuos wecken Akira aus dem Kälteschlaf. Akira war es, der das alte Tokio zerstörte. Weitere Personen der Mangaserie sind die jugendlichen Kaneda und Kei. Kaneda ist Tetsuos Freund und Kei gehört einer Widerstandsgruppe an, die das Geheimnis des Akira-Projekts erforscht. Im Verlauf der Geschichte wird auch Neu-Tokio zerstört. Die anschließenden Ereignisse handeln von dem Überleben in der zerstörten Stadt und der Gefahr, die von Akira und Tetsuo ausgeht. Neben spannungsgeladen Handlungen gibt es auch kosmische Ereignisse, hervorgerufen durch die mysteriösen Kräfte, die das Schicksal der Menschheit beeinflussen.
Der Autor Katsuhiro Otomo entwickelte mit Akira eine Welt, die vom Text und Bild her überzeugen kann. Die Grafiken sind präzise gezeichnet und die Personen glaubwürdig dargestellt. Häufig beschränkt er sich auf den notwendigsten Dialog und lässt die Bilder für sich sprechen. In der sechsbändigen schwarz-weiß Ausgabe tritt die Schnelligkeit der Bilder besonders hervor. Doch auch die kolorierte Ausgabe hat mit ihrer Farbgebung von Steve Oliff ihren Reiz und kann besser Details darstellen.
Durch die Haupthandlung und ihrer Verzweigung in Nebenschauplätze kommt es zu der Komplexität der Geschichte. Otomo verliert dabei nicht das Gesamtkonzept aus dem Blick und gruppiert alles um Akira herum. So fällt es nicht negativ auf, wenn der Namensgeber des Mangas erst nach knapp 580 Seiten in Erscheinung tritt.
Trotz der durchgängig guten Qualität kommt es zu Längen, weil manche Gewaltdarstellungen nicht viel zur Geschichte beitragen. Nicht zu bemängeln ist, dass sich dem Leser erst langsam ein Gesamtbild der Handlung ergibt. Interessanter wäre es gewesen die Motive und Gedanken der Charaktere oder die soziale Struktur Neu-Tokios stärker zu verdeutlichen. Stattdessen ist der Manga stark actionbetont. Die zeichnerische Qualität verbessert sich insgesamt. Bei einer Gesamtlänge von zweitausend Seiten und einer achtjährigen Publikationsdauer ist eine durchgängige gute Qualität nicht zu erwarten, so dass es kleine, aber zu vernachlässigende, negative Ausrutscher gibt.
Der Reiz von Otomos Manga liegt in der inneren Beschaffenheit der Geschichte. Diese besinnt sich immer wieder auf sich zurück. Frühere Elemente werden später wichtig oder ihre Bedeutung erst verstanden. Hinzu kommen neue unerwartete Wendungen.
Mit zweitausend Seiten und seiner Vielfältigkeit ist Akira ein richtiges Epos geworden.