Reihe: Phantasia Paperback Horror Band 4 |
Mit Nick Mamatas präsentiert die EDITION PHANTASIA in ihrer Horror-Paperbackreihe einen amerikanischen Autoren, der mit "move under ground" im letzten Jahr seinen Debütroman vorgelegt und der bis dato vor allem durch Kurzgeschichten im Horrorgenre auf sich aufmerksam gemacht hat. Hierzulande ist Nick Mamatas ein völlig unbeschriebenes Blatt. Umso ungewöhnlicher muss dieser Roman sein, wenn er gleich als viertes Werk innerhalb einer neuen Buchreihe präsentiert wird. Mit Ray Bradbury, Dan Simmons und Peter Straub wurden bisher überaus bekannte Namen verlegt, und auch Clive Barker und Lucius Shepard sind Phantastiklesern ein Begriff.
Nick Mamatas verknüpft in seinem Roman den Cthulhu-Mythos H.P. Lovecrafts mit dem Leben der Beat-Autoren Jack Kerouac, Neal Cassady und Allen Ginsberg, die den meisten Phantastiklesern kein Begriff sein dürften. So muss der Leser dem Klappentext einfach Glauben schenken und sich in eine Zeit zurückversetzen lassen, die nicht zu unserer ureigensten Vergangenheit gehört.
Amerikanische Leser, und hier gerade die etwas älteren, werden sicherlich diese Zeit noch vielfach selbst miterlebt haben bzw. dürften über ein Vielfaches an geschichtlichem Hintergrundwissen verfügen wie der hiesige Leser. So fällt es einem auch ein wenig schwer, sich in diese Zeit hineinzudenken und ein Gefühl für die Handlungszeit zu entwickeln.
Der Plot ist dabei mit wenigen Worten erzählt. Vor der Küste Big Surs erhebt sich völlig unverhofft die Stadt R`lyeh und der Gott Cthulhu beginnt die Menschen zu seinen Sklaven zu machen. Dagegen immun ist unter anderem der Autor Jack Kerouac, der zusammen mit seinem Freund Allen Ginsberg versucht, sich aus dem Ganzen herauszuhalten und einen Platz zu finden, in den die Jünger Cthulhu nicht bereits eingedrungen sind. Es beginnt für beide eine Odyssee durch die Vereinigten Staaten, die mit dem Hilferuf ihres Freundes Neal Cassady ein Ziel bekommt. Ausgerechnet Neal scheint der Schlüssel zu sein, um die Welt wieder ins Lot zu bringen.
Um den Roman sinnvoll einordnen zu können, müsste man die Werke der als Handlungsfiguren vorkommenden Autoren näher kennen. Da viele Phantastikleser wohl kaum zahlreiche ihrer Werke gelesen haben dürften, stehen andere Punkte im Vordergrund.
Die Handlung besteht in weiten Teilen aus einem langen Trip durch Amerika, der die Figuren zu abgefahrenen Orten bringt. Orte, die ihrem Lebensstil und ihrer Lebensauffassung entsprechen und die jenseits von dem liegen, was der Normalbürger so zu Gesicht bekommt. Insoweit stellt der Roman ein Roadmovie dar.
Die Horrorelemente sind durchaus vorhanden, stehen aber nicht so im Mittelpunkt der Geschichte. Eine Begegnung mit dem Bösen an sich findet eher auf die Art und Weise statt, wie Mamatas seinen gesamten Roman ablaufen lässt. Lovecraft-Fans sollten sich bereits vor der Lektüre darauf einstellen, dass Lovecrafts Geschöpfe lediglich Mittel zum Zweck sind.
Der gesamte Roman wird in einer flippigen Sprache und in einem entsprechenden Stil erzählt. An beides muss man sich erst ein wenig gewöhnen, da es den Lesegewohnheiten von Phantastiklesern kaum entspricht. Hat man sich aber einmal darauf eingelassen, kann man den Roman wirklich genießen.
"move under ground" ist ein ungewöhnlicher Roman, der auf alle Fälle aus den anderen fünf Werken herausragt und etwas Besonderes darstellt. Insoweit haben die beiden Verleger ihr Ziel erreicht, indem sie herausragende Werke der Phantastik in ihren Reihen publizieren wollen. Nick Mamatas bietet den hiesigen Lesern sicherlich kein herausragendes Werk, ein ungewöhnliches, nicht in den üblichen Rahmen passendes aber allemal. Genau solche Werke wollen wir doch lesen, oder?