Serie: Die Bücher der Magie #6 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nach ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer im Spieleland der Dämonen (Vgl. Band 5: Verlassene Stätten) wurden Molly und Timothy zur Höchststrafe verurteilt: Hausarrest! Selbst das miteinander Telefonieren ist ihnen verboten. Für ein emanzipiertes Mädchen und einen Super-Magier sind solche Fährnisse allerdings bestenfalls lästig. Und so verwandelt sich Tim flugs in eine Katze, um in dieser Form Molly zu besuchen. Das Mädchen wiederum hat ihr Zimmer längst mittels eines Seiles durch das Fenster verlassen und ist Richtung Park verschwunden, wo sie ein gemütliches Schwätzchen mit Marya hält. In seiner Katzenform gelingt es Tim, die Beiden zu belauschen, wodurch er erfährt, was sein böses zukünftiges Ich eines Tages der Welt antun könnte.
Bevor er sich verzweifelt auf allen Vieren vom Acker machen kann wird er von einer geheimnisvollen Fremden, die sich selbst Body Artist nennt, eingefangen. Diese Hexe bietet ihm an, das Problem mit seinem bösen Ich zu lösen. Tim willigt ein und lässt sich zwei magische Symbole auf die Brust tätowieren: einen Skorpion und einen Schmetterling. Immer wenn er nun seine Magie anwendet oder starke Gefühle - wie Liebe und Hass - empfindet, jagen unvorstellbare Schmerzwellen durch seinen Körper.
Da er sich durch diese Aktion anscheinend selbst aufgegeben hat, schwebt er in ernster Gefahr, denn derjenige der Narle, der alle verlegten und aufgegebenen Dinge verschlingt, der Wobbly, droht nun, ihn zu verzehren. Also muss Tim einerseits schleunigst die Tattoos loswerden, andererseits aber auch verhindern, dass er sich zu einem monströsen Magier entwickelt. In der Hoffnung, dass seine Vergangenheit den richtigen Weg in seine Zukunft weisen wird, öffnet er die Pforte ins Elfenland, um von Titania, welche er für seine Mutter hält, Antworten zu bekommen. Doch Titania würde den verhassten Sohn am liebsten tot sehen.
Abrechnung ist der vorerst letzte Band dieser Serie von Romanen, die jeweils einen Story Arc der beiden ersten "The Books auf Magic"-Comic-Reihen (1990-1991, 1994-2000), belletristisch aufbereiten. So fasst das vorliegende Buch beispielsweise den "Reckonings"-Zyklus der Comics #14 bis #20 zusammen, der - wie "Bindings" und "Summonings" - im Original aus der Feder John Ney Riebers stammt; ob die vier nachfolgenden größeren Zyklen Riebers, "Transformations", "Girl in the Box", "The Burning Girl" und "Death after Death", je als Roman erscheinen werden, steht zur Zeit in den Sternen. Diese Informationen sind nötig, um den Roman abschließend beurteilen zu können.
Was den Stil, den Humor, die skurrilen Ideen und die Lockerheit in den Dialogen und Selbstreflexionen der Protagonisten betrifft, so ist dieser Roman eine durch und durch würdige Fortsetzung des ausgezeichneten fünften Teils.
Timothy und insbesondere Molly entwickeln sich zu immer stärkeren, selbstbewussteren Charakteren, neue Protagonisten betreten die Bühne und die Welt der beiden Helden wird von Buch zu Buch komplexer. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene können problemlos in diese Welt eintauchen. Aber gerade dann, wenn es am Schönsten ist, heißt es: "Vorhang zu!" Dadurch wird die Geschichte an sich zwar nicht weniger gut, aber dennoch bleibt ob der vielen offenen Fragen und der sich zaghaft andeutenden Entwicklungen ein Gefühl der Enttäuschung und des Betrogen-worden-seins. Natürlich kann man als interessierter Leser versuchen, ersatzweise auf die Comic-Vorlagen zurückzugreifen, aber erstens sind diese im Vergleich zu den Romanen recht teuer und zweitens sind die Vertigo-Comics deutlich weniger kindgerecht als Jablonskis Texte.
Fazit: So humorvoll und tiefgründig wie der Vorgängerband. Wegen der vielen offenen Fragen und losen Ende jedoch kein befriedigender Abschluss-Roman. Bleibt zu hoffen, dass die Reihe in nicht allzu ferner Zukunft doch noch fortgesetzt wird.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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