Serie / Reihe: SF-Personality Band 15 Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Haben Sie schon einmal von Alfed Elton van Vogt gehört? Wenn Sie ihn noch kennen, dann ist es höchste Zeit! Mit dem fünfzehnten Band der Reihe SF-Personality stellt Uwe Anton einen der bekanntesten Autoren des Science Fiction-Genres mit seinen Werken vor. Viele der Romane und Kurzgeschichten A. E. van Vogts (1912 - 2000) sind auch in Deutschland erschienen, so dass dieser Autor nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland Maßstäbe setzte.
Uwe Anton beginnt prägnant mit "Umrisse eines Lebens" die wesentlichsten Stationen im Leben van Vogts zu schildern. Sollte er in den Anfängen seiner Karriere "Geständnis"-geschichten schreiben, später Hörspiele für das Radio verfassen, gelang es ihm 1939 eine Geschichte an den Science Fiction-Herausgeber John W. Campbell für das Magazin Astounding zu verkaufen. In den 1950ern wandte er sich der Hypnose zu und einer religiös-geistigen Bewegung eines Science Fiction-Kollegen zu. Bis er ein Jahrzehnt später sich von dieser Irrlehre abwandte und verstärkt anfing wieder Geschichten zu schreiben. Während er an seine Erfolge nicht anknüpfen konnte, wurden nun seine früheren Romane in Europa übersetzt.
Uwe Anton unterteilt den Werkführer in mehrere Schaffensphasen A. E. van Vogts. Von 1939 bis 1952 schuf van Vogt seine Hauptwerke, wie den Isher- und Null-A-Zyklus. Zu seinen Vorlieben zählten unter anderem Supermenschen, die die Krone der Schöpfung darstellen. Seine Art des Schreibens führte zu einer beeindruckenden, faszinierenden und exotischen Ideenvielfalt, die ihm aber auch Kritik einbrachte. Die Fiktion war das bestimmende Element, weniger die Wissenschaft. Anton nennt die Eigenschaften der Vogtschen Geschichten: "(...) mit fantastischen Bildern, symbolhaften Protagonisten auf der Suche nach Antworten auf mitunter nicht zu beantwortende Fragen und Geheimnisse, mit einer keineswegs logischen (wie das Wort es schon ausdrückt) Metaphysik und einer Transzendenz, die sein Werk aus der Masse der Science Fiction heraushebt und seinem Namen eine gewaltige Zugkraft verleiht."
Die Fix-Up-Novels, wie The Voyage of the Space Beagle, sind Zusammenführungen seiner Kurzgeschichten. Das Resultat ist zwiespältig, nicht in allen dieser Romane ist eine nachvollziehbare Erzählstruktur zu erkennen. Zu den interessanten Fix-Up-Novels zählt The Voyage of the Space Beagle (dt. Die Expedition der Space Beagle), die van Vogt 1950 aus drei älteren Erzählungen und einer neuer kombinierte. Das Raumschiff Space Beagle stößt in den Weiten des Weltraums auf fremdartige Wesen und kann sich der Gefahren durch neue Wissenschaften, List und Psychologie entziehen. Insbesondere die in dem Space Beagle-Band enthaltenen Geschichten "Black Destroyer" und "Discord in Scarlet" sind Klassiker des Golden Age, "(...) geprägt vom sense of wonder und dem Drang nach neuen Erfahrungen und Erkenntnissen (...)" (Uwe Anton). In Das späte Kurzgeschichtenwerk (1963-1986) und Die späten Romane (1969-1987) bemerkt man das Drama um den einst genialen Erfinder fantasievoller Welten. Während altgediente Autoren, wie zum Beispiel Isaac Asimov und Arthur C. Clarke, mit ihren Spätwerken immer noch Beachtung fanden, war das bei van Vogt nicht der Fall. Der Grund liegt in mangelnder Innovativität und kruden Stories.
In "Weitere Schriften" geht Uwe Anton auf Sachtexte ein, denen größtenteils keine besondere Bedeutung zukommt. Vorbildlich, und das ist auch bei anderen Shayol-Publikationen der Fall, ist die abschließende Bibliographie von Anton und Hans-Peter Neumann.
In dem Werkführer setzt sich Uwe Anton mit den Texten van Vogts auseinander und schildert neben ihren Inhalten, welche Bedeutung den Romanen und Kurzgeschichten zukommt. Manchmal ist aber nicht ganz ersichtlich, warum sich Anton einem Roman besonders widmet und andere nicht näher vorstellt. Beispielsweise wäre es schön zu erfahren, warum die Kurzgeschichte "The Enchanted Village" eine provokante Pointenstory sein soll.
Interessant sind die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Werk und Leben des Autoren, weil so keine Geschichte für sich alleine steht. Dadurch entstehen für den Leser dieses detaillierten Werkführers Fragen, die aber nur in einer ausführlichen Biographie beantwortet werden können. Hierzu zählen van Vogts spätere Erkrankung an Alzheimer oder sein Misserfolg in der letzten Schaffensphase. Auch die Fix-Up-Novels stellen eine Besonderheit dar, denn van Vogt hat wie kaum ein anderer Autor Kurzgeschichten zu einem Roman wiederverarbeitet. Da Uwe Anton das alles mehr oder weniger anspricht, erhält der Werkführer eine besondere persönliche und faszinierende Note, die einen Anreiz schafft, mehr über A. E. van Vogt wissen zu wollen.
A. E. van Vogt. Der Autor mit dem dritten Auge ist ein informativer und unterhaltsamer Band über das Schaffen eines legendären Science Fiction-Autors. Der Berliner Shayol-Verlag mag ein Kleinverlag sein, aber ein großer Verlag mit interessanten Büchern.