Titel: 30 Days of Night Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Jedes Jahr ist die nördlichste Stadt der USA, Barrow in Alaska, 30 Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Durch den Umstand, dass etwa einen Monat lang die Sonne nicht mehr aufgeht, toben schwere Schneestürme und die Temperatur fällt auf unter 30 Grad minus.
Nachdem sich der Großteil der Bewohner für die "30 Days of Night" in wärmere Gefilde Amerikas aufgemacht haben, bleiben nur wenige Menschen in Barrow zurück. Darunter der junge Sheriff Eben Oleson, der zusammen mit Bruder und Mutter die kleine Polizeistation der Stadt betreibt. Eben wurde gerade von seiner Frau Stella verlassen, welche allerdings durch einen Autounfall das letzte Flugzeug verpasst und den dunklen Monat in der Stadt verbringen muss.
Der Terror in der Stadt beginnt durch den Mord an diversen Schlittenhunden und den Ausfall von Telefon und Internet (zumindest habe ich das so interpretiert, nachdem der Handlungsträger von sich gegeben hatte, "dass der Computer nicht mehr geht ..."). Der Mord an dem Wärter der Kommunikationsstation ist nur der Auftakt zu einer wahren Blutorgie, der sich die daheim gebliebenen Bewohner von Barrow stellen müssen. Sheriff Eben versucht mit seinem Bruder, seiner Frau und einigen wenigen Einheimischen, ohne konkretes Wissen, was eigentlich um sie herum geschieht, die nächsten 30 Tage zu überleben. Doch sie sind sich keinesfalls im Klaren, was da über Barrow hereingebrochen ist: eine Schar hungriger Vampire ...
David Slade mischt klassischen Vampirstoff mit einer dystopischen Horrorgeschichte der Neuzeit. Die Vampire wandeln nicht, wie Max Pechmann in seiner Rezension des Filmes hier schon sagte, mit Anzug und Krawatte durch die Strassen, sondern ähneln in ihrer Schnelligkeit und in ihrer animalischen Wildheit eher den Zombies aus 28 Days later. Natürlich können die Vampire mit den herkömmlichen Mitteln wie Axt, Sonnenlicht und etlichen anderen Bauwerkzeugen getötet werden und natürlich werden einige Handlungsorte schon zu Beginn des Filmes etwas unsanft eingeführt ("Schau, das ist der Müllzerkleinerer für die Stadt ..."), jedoch überwiegt der apokalyptische und hilflose Eindruck, den der Film vermitteln will. Während man zu Beginn etwas verstört einen weinenden Haupthandlungsträger verfolgt und sich fragt, wie dieser denn zu seinem Sheriffsstern gekommen ist, bietet sich hier dem Charakter eine wunderbare Entfaltungsmöglichkeit - die dieser auch nutzt und das bis zum bitteren, aber konsequenten Endplot des Filmes. Vor Kälte und Entsetzen zitternde Gestalten verstecken sich tagelang im Schnee unter Autowracks und müssen ständig die qualvollen Schreie weiterer Opfer mit anhören - während um sie herum andere Vampire nach weiterer Nahrung suchen: ein wahrhafter Horror! Durch die Gestaltung der Vampire als animalische, jedoch durchaus mit kultischen Ritualen und hordenhaftem Verhalten ausgestatteten Bestien wird der Suspense bis aufs Äußerste ausgereizt.
30 Days of Night ist eine Adaption einer gleichnamigen Comicserie aus dem Hause IDW (auf Deutsch bei Cross Cult) und wird angesichts dieses Filmes baldmöglichst auf meinem Wunschzettel landen.
Wer einen bösen, gut gestalteten, spannenden und blutreichen Horrorfilm sehen will, dem sei 30 Days of Night wärmstens empfohlen. Er wird von der Qualität des Filmes durchaus begeistert sein.