Titel. 28 Weeks Later Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Etwa 28 Wochen nach dem Ausbruch des Rage-Virus in Großbritannien wird das Land für virusfrei erklärt, und die Wiederbevölkerung beginnt. Die US Army ist federführend bei der Sicherung des ersten gesäuberten Disktrikts, der Isle of Dogs in London; von überall her werden die evakuierten Briten wieder eingeflogen. Unter ihnen sind die Kinder Andy und Tammy, deren Vater als einer der wenigen Überlebenden im Land eine Stellung als Hausmeister gefunden hat. Die Kinder waren während der Evakuierungsmaßnahmen nach Spanien ausgeflogen worden und verbrachten die letzten Wochen dort in einem Flüchtlingscamp. Freudig begrüßt sich die Familie am Flughafen - bis die Trauer über die verlorene Mutter Alice alle drei übermannt, die der Vater Don während eines Angriffs von Infizierten zurücklassen musste, um sein eigenes Leben zu retten. Die beiden Geschwister wollen ihre Hinterlassenschaften aus ihrem alten Haus bergen und schleichen sich zu diesem Zwecke aus der gesicherten Zone in die Außenzonen des entvölkerten Londons. Jedoch finden sie nicht nur private Gegenstände, sondern entdecken, dass sich jemand in dem Haus eingenistet hat: Ihre Mutter lebt! Wie nachfolgende Bluttests bestätigen, hat sich Alice zwar infiziert, der Virus ist jedoch nicht zum Ausbruch gekommen. Ist das ein möglicher Hinweis auf ein Heilmittel? Als jedoch Don sich mit seiner Frau treffen will, um seine Schuld, sein Versagen während des Angriffs abzutragen, passiert die Katastrophe: Don wird infiziert - der Virus bricht in London erneut aus. Nun beginnt ein hektischer Kampf ums Überleben, als das zivilisatorische Gerüst, das man neu errichtet hat, zusammenfällt wie ein Kartenhaus....
Der Regieneuling Fresnadillo legt mit dem Sequel zu 28 Days Later keine abgenudelte und aufgewärmte Fortsetzung vor, sondern einen technisch brillianten Film, der an keiner Ecke etwas zu kritisieren lässt. Nun, fast. Die Eingangsszene, welche den Angriff der Infizierten auf den Zufluchtsort von Don und Alice behandelt, reißt den Zuschauer sofort von 0 auf 100 und lässt ihn für die weiteren Minuten Schlimmes ahnen - jedoch widmet man sich danach erstaunlicherweise der charakterlichen Ausgestaltung der vier Hauptpersonen. Wo hat man das schon erlebt? In einem modernen Horrorstreifen, in dem pro Minute mindestens 10 Liter Blut verschüttet werden, findet man das sonst keinesfalls. Eine jähe Wendung findet der Film dann beim wiederholten Ausbruch des Virus - der Streifen gewinnt an Fahrt und spart auch hier nicht mit tragischen Szenen - etwa die Rettung der Kinder durch einen Armeeangehörigen, der durch die eigenen Mannschaften getötet wird. Die Freunde des Splatter und des Gore finden mit Sicherheit Szenen toll, in denen gezeigt wird, wie man mit Rotorblättern eines Hubschraubers am schnellsten eine angreifende Menge zerstückelt - das hätte nicht sein müssen und ist reine Effekthascherei, stört jedoch nicht das Gesamtbild des Filmes. Viel kritisiert worden ist die Kameraführung, die auf dem derzeit modernen Herumgewackel mit einer Hand-Kamera basiert und dazu führt, dass man in manchen Szenen kaum erkennen kann, was denn nun gerade passiert - das wäre für mich das einzige Manko des ansonsten brillianten Filmes. Hier hätte man ruhig mehr statische Szenen oder Totalaufnahmen - wie vor allem im ersten Teil von 28 Weeks Later (Soundtrack) - einbauen können. Natürlich sind die Effekte im Film und der Soundtrack von John Murphy wie schon im ersten Teil 28 Days Later auf hohem Niveau - Letzterer sorgt auch wie schon im Vorgänger dafür, dass viele Szenen eine Atmosphäre bekommen, die sich wie eine kalte Haut um den schon fröstelnden Zuschauer wickelt. Empfehlenswert, sich das Ganze als CD zusätzlich zu besorgen. Interessant auch der Plot des Filmes - während Danny Boyle, der in diesem Film als ausführender Produzent fungiert, am Schluss auf die Hoffnung setzt - die Hauptperson Jim sieht inmitten der Apokalypse ein Flugzeug am Himmel und weiß, dass die Welt um ihn herum noch existiert - beschert uns Fresnadillo mit den wütenden Infizierten, welche auf den Eiffelturm zurennen, eine weitaus düsterere Ahnung. Ob das nach Fortsetzung schreit, kann ich nicht sagen, jedoch stellt 28 Weeks Later für mich DAS Horrorereignis 2007 dar.
Meine Bewertung: 9 von 10 Punkten