Titel: 2084 - Die Atlantisexpedition Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Im Jahre treffen zwei große Meteoriten die Erde und zerstören die menschliche Zivilisation fast vollständig und verändern das Angesicht unseres Planeten. Unter anderem taucht der seit Jahrtausenden versunkene Kontinent Atlantis wieder aus den Fluten des Atlantiks auf und wird zum Zentrum der menschlichen Gesellschaft.
Die Menschheit, vom Kapitalismus geläutert, lebt in einem funktionierenden Kommunismus, der diesen dank technischer Entwicklungen auch stabil gegenüber den menschlichen Bedürfnissen nach knappen Gütern macht. Die Menschen der Zukunft leben in einem Utopia, in denen sie ihre Geisteskräfte ständig weiter entwickeln und fernöstliche Lebensweisen die westlichen verdrängt haben.
Obwohl die menschliche Zivilisation sich auf Atlantis konzentriert, besiedelten sie bisher lediglich die Küsten und das Innere des Kontinentes gilt als unerforscht. Dies soll sich nun ändern und eine Expedition wird ausgerüstet, die mittels eines riesigen Hubschraubers in die unbekannten Weiten des Kontinents aufbricht. Vor allem an Artefakten aus der Vergangenheit Atlantis ist man interessiert und schon kurz nach dem Start wird man fündig.
Es entwickelt sich ein Szenario welches Tausende von Jahren umfasst und überaus breit angelegt ist. Zu breit, um auf 266 Seiten erzählt zu werden.
Der Roman krankt an mehreren Stellen. So ist die Handlung einfach zu breit angelegt und nicht dicht genug erzählt, um sich auf den wenigen Seiten voll entwickeln zu können. Sie entwickelt sich nicht, sondern wird vom Autor mehr oder weniger kurz erzählt. Teilweise wirken die Passagen wie eine Aufzählung aus dem Romanexposé. Auf dem Leser stürmt eine große Masse an Informationen ein, die die gesamte menschliche Zivilisation und Teile deren Zukunft umfassen. Da müssen die Details einfach hinten herunter fallen und die Figuren auf einige wenige Eigenschaften reduziert bleiben.
Beim Lesen des Romans stellt man sehr schnell fest, dass dem Autor noch wesentliche schriftstellerische Fähigkeiten fehlen. Der Handlungsaufbau ist häufig zu überhastet konzipiert, Spannungsbögen funktionieren nicht richtig und einige Auswüchse der neuen Gesellschaft stoßen einem eher ab. So werden Menschenexperimente toleriert, obwohl man sich doch geistig so weiterentwickelt hat. Drakonische Strafen sind an der Tagesordnung, gleichwohl versucht man ein harmonisches Leben mit seiner Umgebung zu führen. Dies korrespondiert nicht miteinander, sondern stößt ab.
Dem Roman fehlen einfach die beschreibenden Passagen in der einzelne Handlungselemente ausführlicher ausgearbeitet sind. Oftmals finden sich nur einige Sätze, wo längere Passagen angebrachter gewesen wären.
Letztlich presst sich ein viel zu großer Handlungsrahmen auf die knapp 260 Romanseiten.
Überhaupt nicht nachvollziehbar sind für den Leser die Funde der Artefakte. Da versinkt ein ganzer Kontinent im Atlantik. Unvorstellbare Kräfte müssen dabei frei geworden sein und Jahrtausende über herrscht ein unglaublicher Druck auf die Oberfläche des Kontinentes. Eine überaus große Sedimentschicht dürfte sich über die Reste der Zivilisation gesenkt und letztlich alles zerstört haben, dennoch aber finden die Expeditionsteilnehmer Überreste der Kultur der Atlanter im bemerkenswert gutem Zustand vor.
Der SF-Hintergrund stellt eine Mischung aus längst verwendeten Szenarien dar. Weder die Invasion der Erde durch eine intelligente, außerirdische Rasse (hier löwenartige Wesen), noch die künstliche Herbeiführung des Meteoriteneinschlags ist neu. So stellt der erfahrene SF-Leser halt immer Vergleiche mit anderen SF-Romankonzeptionen her und hier kann das vorliegende Werk einfach nicht mithalten.
Die Einbindung der Raum-, Zeit- und Wissensthematik, ein zentrales Anliegen des Autors, in diesem Roman, ist dann zuviel des guten. Die wenigsten SF-Leser dürften sich für diese Thematik interessieren und so werden sie ebenso wie ich diese Seiten einfach überblättern.
Auffällig ist weiterhin, dass die verwendete Sprache in der wörtlichen Rede sehr einfach und gleichbleibend gehalten ist. Es fehlt am Ausdrucksvermögen in der Wortwahl. Vieles wirkt einfach zu platt ausformuliert.
Letztlich bleibt festzustellen, dass dem Roman sowohl inhaltlich wie auch sprachlich ein rigoroses Lektorat gut getan hätte. Bereits das Romanexposé hätte entrümpelt und überarbeitet gehört und der Autor sich überlegen müssen, was er tatsächlich mit seinem Werk aussagen möchte. So ist ein Mischmasch herausgekommen, der keiner Zielgruppe gerecht werden dürfte. Hinzu kommt eine schriftstellerische Ausarbeitung, die deutlich zeigt, dass der Autor noch ganz zu Beginn seiner schriftstellerischen „Karriere“ steht.