Serie / Zyklus: ~ Titel: 1984 Originaltitel: Nineteen Eighty-Four Autor: George Orwell Übersetzung: Kurt Wagenseil Verlag: Ullstein, erschienen: 1948 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
1984 ist ein Buch, dass man vor allem mit einem Satz verbindet: Big Brother is watching you (ulkigerweise wurde das im Deutschen mit Der große Bruder sieht dich an übersetzt - die Übersetzung bedarf einer dringenden Überarbeitung). Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Im Jahr 1984 (in den Jahren der Entstehung schien dies dem Autor weit in der Zukunft zu liegen, für uns ist es heute aber schon lange in der Vergangenheit) haben sich auf der Erde drei totalitäre Staatsgebilde entwickelt, die ihre Bürger gnadenlos unterdrücken. Einer von Ihnen ist Winston Smith, der zwar zur oberen Mittelschicht des Staates gehört, aber genau aus diesem Grund, eben weil er zu Elite gehört, unter verstärkter Beobachtung steht. Seine Aufgabe ist es, für das Wahrheitsministerium Pressberichte zu verändern, denn da die Regierung immer die Wahrheit spricht, kann es ja nicht sein, dass man in alten Zeitungen falsche Prognosen liest. So wird mit enormem Aufwand immer wieder das Archiv geändert. Die Regierung handelt nach dem klaren Grundsatz: Wer die Vergangenheit kontrolliert, der kontrolliert die Gegenwart. Wer die Gegenwart kontrolliert, der kontrolliert die Zukunft. Als sich Winston mit dem Mädchen Julia eine Beziehung eingeht, lassen sich beide auf ein sehr gefährliches Spiel ein, denn der Staat verfolgt jegliche Abweichung von der Norm, denn er sieht darin eine Bedrohung der Stabilität.
Ganz klar: Das Buch ein Klassiker und man erinnert sich noch recht gut daran, welchen Schatten dieses Buch auf das Jahr 1984 geworfen hatte. Damals konnte noch niemand ahnen, dass der Kalte Krieg in wenigen Jahren zu Ende sein sollte und so traf dieses sehr negative Werk ziemlich genau den Nerv der Zeit. Vieles passte in der überzogenen Form recht gut zu den Zuständen in den frühen 80er Jahren: Die Großmächte belauerten sich - stets bereit gleich loszuschlagen - und die Propagandamaschinerien beider Mächte waren bestrebt die Realität zu einem verzerrten Spiegelbild umzuformen. Heute, 20 Jahre später, wirkt das Buch ein wenig überholt und die Entwicklung in Ost- und West hat gezeigt, dass sehr wohl eine Wandlung zum Besseren möglich ist und sich die breiten Massen eben nicht permanent wie Schafe lenken lassen.
Neben dem politischen Aspekt ist es vor allem die Art und Weise, wie der Staat in Orwells Buch die Sprache nutzt, die das Buch bemerkenswert machen. Der Staat verdreht die Wahrheit: Das Ministerium der Wahrheit schafft Propaganda, das Ministerium der Liebe foltert. Den Bürgern werden Parolen wie Freiheit ist Sklaverei oder Krieg ist Frieden so lange eingebleut, bis diese beginnen, die Scheinwahrheiten zu glauben. Fast noch interessanter sind die Beschreibungen der Sprachentwicklung. Der Staat ist bestrebt, die Sprache zu vereinfachen und vor allem nüchterner zu machen und heraus kommt eine fast dadaistische Ausdrucksweise. Warum das Wort reich benutzen, wenn man auch unarm sagen kann? In Neusprech, so der Name für diese Sprache, wird man immer weiter damit fortfahren, die Zahl der Wörter zu reduzieren, bis am Ende nur noch ein nüchternes, seelenloses Gebilde übrig bleibt.
Es ist schon erstaunlich, wie negativ Orwells Weltanschauung ist. Gegen Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts muss der Autor kurz vor seinem Tod jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren haben. Was sich schon in Die Farm der Tiere andeutet, führt er in 1984 konsequent zu Ende. In 1984 postuliert George Orwell, dass die Menschen niemals wirklich frei sind, dass jede Revolution in Wahrheit immer ein Putsch und dass die Proletarier keinerlei Rückrad besitzen, um die ihnen gegebene Macht zu nutzen, die Welt in ihrem Sinne zu verändern. Im Prinzip stellen die Beschreibungen des Autors in 1984 einen Vergleich mit einem Ameisenstaat dar, in dem jedes Insekt nur Rädchen in einer großen Maschine ist. Ich persönlich kann diese, alle Hoffnung verachtende, Sichtweise der Menschheit nicht teilen. Tatsächlich ist Orwell von der jüngeren Geschichte widerlegt worden. Sein Entwurf der negativen Zukunft bewahrheitete sich zum Glück nicht.
7 von 10 Punkten.
Ganz klar: Das Buch ein Klassiker und man erinnert sich noch recht gut daran, welchen Schatten dieses Buch auf das Jahr 1984 geworfen hatte. Damals konnte noch niemand ahnen, dass der Kalte Krieg in wenigen Jahren zu Ende sein sollte und so traf dieses sehr negative Werk ziemlich genau den Nerv der Zeit. Vieles passte in der überzogenen Form recht gut zu den Zuständen in den frühen 80er Jahren: Die Großmächte belauerten sich - stets bereit gleich loszuschlagen - und die Propagandamaschinerien beider Mächte waren bestrebt die Realität zu einem verzerrten Spiegelbild umzuformen. Heute, 20 Jahre später, wirkt das Buch ein wenig überholt und die Entwicklung in Ost- und West hat gezeigt, dass sehr wohl eine Wandlung zum Besseren möglich ist und sich die breiten Massen eben nicht permanent wie Schafe lenken lassen.
Neben dem politischen Aspekt ist es vor allem die Art und Weise, wie der Staat in Orwells Buch die Sprache nutzt, die das Buch bemerkenswert machen. Der Staat verdreht die Wahrheit: Das Ministerium der Wahrheit schafft Propaganda, das Ministerium der Liebe foltert. Den Bürgern werden Parolen wie Freiheit ist Sklaverei oder Krieg ist Frieden so lange eingebleut, bis diese beginnen, die Scheinwahrheiten zu glauben. Fast noch interessanter sind die Beschreibungen der Sprachentwicklung. Der Staat ist bestrebt, die Sprache zu vereinfachen und vor allem nüchterner zu machen und heraus kommt eine fast dadaistische Ausdrucksweise. Warum das Wort reich benutzen, wenn man auch unarm sagen kann? In Neusprech, so der Name für diese Sprache, wird man immer weiter damit fortfahren, die Zahl der Wörter zu reduzieren, bis am Ende nur noch ein nüchternes, seelenloses Gebilde übrig bleibt.
Es ist schon erstaunlich, wie negativ Orwells Weltanschauung ist. Gegen Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts muss der Autor kurz vor seinem Tod jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren haben. Was sich schon in Die Farm der Tiere andeutet, führt er in 1984 konsequent zu Ende. In 1984 postuliert George Orwell, dass die Menschen niemals wirklich frei sind, dass jede Revolution in Wahrheit immer ein Putsch und dass die Proletarier keinerlei Rückrad besitzen, um die ihnen gegebene Macht zu nutzen, die Welt in ihrem Sinne zu verändern. Im Prinzip stellen die Beschreibungen des Autors in 1984 einen Vergleich mit einem Ameisenstaat dar, in dem jedes Insekt nur Rädchen in einer großen Maschine ist. Ich persönlich kann diese, alle Hoffnung verachtende, Sichtweise der Menschheit nicht teilen. Tatsächlich ist Orwell von der jüngeren Geschichte widerlegt worden. Sein Entwurf der negativen Zukunft bewahrheitete sich zum Glück nicht.
7 von 10 Punkten.