Serie/Zyklus: ~
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das europäische Forschungsschiff Aurora Oceani macht nach Erdbeben im Pazifik eine ungewöhnliche Entdeckung. Aus zehn Kilometer Tiefe steigen eigenartige, felsenartige Gebilde an die Oberfläche. Eine Untersuchung der als Nuggets bezeichneten Felsen stellt neben einer unglaublichen Konzentration von seltenen Elementen auch widersprüchliche – ja sogar unmögliche – Materialeigenschaften fest. Während die niederländische Forscherin Sophie De Bruck und der U-Boot Spezialist Floyd Nyne sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie überhaupt gefunden haben, werden mehrere Interessensgruppen auf der Erde auf diesen Fund aufmerksam. Bald wird allen Beteiligten klar dass diese Nuggets ein Vermögen wert sind, denn sie enthalten Seltene-Erden-Metalle in unerreichter Reinheit. Bald zeigt sich, dass weitere Einheiten aufsteigen, noch viel größer als der erste Fund. Dieses Vorkommen würde ausreichen, um die gesamte Erde mit den seltenen Metallen zu versorgen. Und genau das bringt Vertreter eines Bergbaukonzerns und mehrerer Nationen zum Ort des Geschehens. Und keine der Parteien hat Gutes mit der Aurora Oceani und deren Besatzung im Sinn. Angesichts dieser Krise ist es fast nebensächlich, dass Floyd Nyne bei einer Untersuchung der Nuggets in mehreren Kilometern Tiefe mit seinem U-Boot verunglück und dann auch etwas stößt, dass er in dieser unerreichbaren Region der Erde niemals vermutet hätte.
Michael R. Baier hat sich Zeit gelassen, bis er nach seiner mehrfach ausgezeichneten SF Trilogie Coruum, ein neues Buch auf den Markt gebracht hatte. Diesmal scheint das Thema weniger phantastisch zu sein, doch in der zweiten Hälfte des Romans wird jeder Leser mit der Eingruppierung des Romans in das Science Fiction Genre übereinstimmen. Michael R. Baier überrascht erneut mit seinem paradoxen Schreibstil: Die Geschichte scheint eine Ansammlung von Klischees zu sein, aber wie bereits in Coruum schafft es der Autor den Leser so in seinen Bann zu schlagen, dass es am Ende überhaupt nicht stört, dass Figuren auftreten, denen man in der einen oder anderen Form schon mehrfach Buch und Film begegnet ist. Auch der Inhalt an sich setzt sich aus dagewesenen zusammen und birgt für Genrekenner sicherlich nicht viel Neues. Der Autor punktet aber im Schreibstil und im Entwickeln seiner Geschichte. Es sind Sätze wie die folgenden, die das Buch aus der Masse empor heben:
„Blau, nichts als endloses Blau!
Die endlose Ödnis des Pazifiks, fein reliefiert von abreißenden Gischtfahnen heller, drei Meter hoher Wellenkämme unter einem bleigrau schimmernden Himmel, füllten ihr Gesichtsfeld zwischen den langen Wimpern ihrer halb geöffneten Augen.“
Ein bisschen unglücklich war der Einstieg in den Roman. Man liest von zwei Männer, die ein Wettrennen um die Welt machen – der eine mit einer hochmodernen Segelyacht, der anderen mit einem Motoryacht. Zwar haben die beiden Personen später noch eine gewisse Bedeutung für die Handlung, aber die folgende Einführung weiterer Protagonisten in anderen Handlungsebenen macht den Einstieg in den Roman sehr mühsam. Erst mit Einführung von Sophie deBruck gibt dem Roman einen roten Faden in Form des Schiffs Aurora Oceani.
Insgesamt ist dies jedoch ein sehr solider Roman, der den Vergleich zu der sehr erfolgreichen Coruum Trilogie nicht zu scheuen braucht. Wollen wir hoffen, dass es nicht wieder vier Jahre dauert, bis der nächste Roman von Michael R. Baier erscheint.
7 von 10 Punkten.